Mülheim. Der Fußballverband Niederrhein plant in der Jugend eine neue Spielklasse unterhalb der Niederrheinliga. Warum Mülheimer Trainer das gut finden.

Dass der Sprung zu nächsthöheren Spielklasse oft ein gewaltiger ist, zählt zu den vielen Floskeln im Fußball, an denen auch ein ganzes Stück Wahrheit dran ist. Für den Jugendbereich gilt das ganz besonders. Weswegen der Fußballverband Niederrhein nun – man möchte fast sagen endlich – handelt.

Denn der Sprung von der Kreisleistungsklasse in die Niederrheinliga, aktuell der einzigen offiziellen Nachwuchsspielklasse auf Verbandsebene ist so groß, dass ihn die meisten Mannschaften gar nicht schaffen.

A-Jugend: Nur 5 von 18 Teams schaffen den Sprung aus dem Kreis heraus

Denn die vorgeschaltete Qualifikation ist ein Nadelöhr, in dem die meisten Teams stecken bleiben. Von den 18 A-Jugendmannschaften, die in den vergangenen Wochen aus den Kreisen den Aufstieg in die Niederrheinliga anstrebten, schafften es am Ende gerade einmal fünf.

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Und das ist schon beinahe viel, wenn man bedenkt, dass aus sechs Gruppen nur der jeweilige Erste den Sprung schaffte und zusätzlich zu den 18 Klubs aus den Leistungsklassen auch sechs Klubs dabei waren, die im vergangenen Jahrgang bereits in der Niederrheinliga gespielt haben und für die es so um den Klassenerhalt ging. „Man sieht ja alleine an unserer jetzigen Qualifikationsrunde, wie groß der Sprung nach oben ist. Deswegen finde ich es gut, wenn es eine Liga dazwischen gäbe, in der man auch regelmäßig gefordert wird“, meint Mintards U19-Trainer Thomas Bertzki.

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Auch André Panz, der scheidende A-Jugendcoach des VfB Speldorf, hatte diese Problematik jüngst bereits angeprangert. „Der Verband sollte sich da mal was überlegen“, meinte der Coach, nachdem er mit seiner Mannschaft erneut in der Qualifikation zur Niederrheinliga gescheitert war. Auch weil die Chance auf den Aufstieg in den kommenden Jahren gering bleibt, wechselt Panz nun zum MSV Duisburg und wird Co-Trainer der U19 in der Bundesliga.

Dass der FVN nun zur Saison 2025/2026 eine Art „Bezirksliga“ als zweite Ebene unterhalb der Niederrheinliga plant, nimmt der Coach nun wohlwollend zur Kenntnis. „Wenn man schonmal Kritik übt, dann muss man die Verantwortlichen jetzt auch loben, dass sie sich darüber Gedanken machen und den Weg einschlagen, der genau der richtige ist“, sagt Panz.

Scheidender VfB-Coach: „Das ist genau der richtige Weg“

Denn dadurch bekommen Teams – wie beispielsweise zuletzt der VfB – die Möglichkeit, sich auf vernünftigem Niveau zu messen, selbst wenn es für die Niederrheinliga nicht gereicht hat. „Für Mannschaften, die in der Quali knapp gescheitert sind, ist das genau der richtige Weg. Wir hatten ja in anderen Kreisen zum Beispiel mit der Grenzlandliga schon eine Option, deswegen ist es gut, wenn es jetzt einheitlich wird“, findet Panz.

Mintards Thomas Bertzki kennt die Staffelung vor allem aus dem Bereich Westfalen, wo es mit der Westfalen-, Landes- und Bezirksliga sogar mehrere Ligastufen auf Verbandsebene gibt. „Da sieht man eben, dass der Sprung dann nicht ganz so groß ist“, sagt der Coach der blau-weißen A-Jugend.

Warum der VfB Speldorf zuletzt in der falschen Liga spielte

Für eine solche „Bezirksliga“ – noch ist das nicht mehr als ein Arbeitstitel – werden ambitionierte Mannschaften auch weitere Fahrten als innerhalb des heimischen Kreises auf sich nehmen – schließlich wäre das bei einem Aufstieg in die Niederrheinliga ebenfalls der Fall gewesen.

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Eine Zwischenebene würde aber vor allem verhindern, dass knapp gescheiterte Teams sich danach in einer für sie vollkommen falschen Liga wiederfinden. Die Speldorfer verpassten nun dreimal den Aufstieg, zweimal wurden sie zuletzt Meister der Leistungsklasse. Vor allem in der abgelaufenen Saison waren sie im Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken vollkommen konkurrenzlos – 24 Siege in 24 Spielen bei 150:15 Toren.

Zweistellige Ergebnisse im Jugendfußball helfen niemandem

Die Ergebnisse von 7:0, 8:3, 10:0, 11:0, 13:0, zweimal 14:0, 15:0 und einmal sogar 21:0 zeigen, wie unterfordert die Grün-Weißen in dieser Liga waren. Zweimal traten die Gegner gar nicht erst an, wohl um eine erneute verheerende Niederlage zu vermeiden. Dass die Mülheimer in der Qualifikation 2022 nicht auf den Punkt da waren, betonte Panz oft genug und fasste sich dabei auch an die eigene Nase.

Eine Bezirksliga hätte aber als Fallschirm für seine und Mannschaften auf ähnlichem Niveau dienen können. Dass nämlich der VfB mit seinen 150:15 Toren in einer Liga spielen muss mit etwa Preußen Duisburg und dessen 41:124 Toren, bringt am Ende keinem von beidem etwas und sorgt in der Endabrechnung höchstens für frustrierte Nachwuchsfußballer.