Moers. In der Fußball-Landesliga verstärkt sich der SV Scherpenberg prominent. Von Hamborn 07 kommt Ex-Profi Nico Klotz (34) ins Moerser Wäldchen.
Seine Karriere hatte Nico Klotz nach elf Profijahren bereits im Alter von 31 Jahren beendet. Vom Fußball kann der Außenbahnspieler allerdings auch gut drei Jahre nach dem Ausstieg nicht lassen. Doch die sportliche Diskrepanz zwischen seiner letzten Profistation beim MSV Duisburg im Frühsommer 2018 und der kommenden Aufgabe beim Landesligisten SV Scherpenberg auf der berüchtigten Asche im Moerser Wäldchen könnte größer kaum sein. Klotz hat sich jedoch bewusst für den Moerser Kultklub entschieden – mit fast einem Jahr Anlauf.
„Ich war ja schon im vergangenen Sommer dort einige Male beim Training, um die Mannschaft kennenzulernen, wollte da aber Hamborn 07 nicht hängen lassen. Mit Rafael Schütz, Andre Meier und Marcel Gesemann sind drei meiner ehemaligen Kollegen von Hamborn 07 nun bei Scherpenberg aktiv. Die Truppe besitzt sportlich für die Landesliga einiges an Qualität, dazu ist die Stimmung intern sehr gut“, zählt Nico Klotz im Gespräch mit der Redaktion seine Argumente auf. Trainer Ralf Gemmer, der Klotz von seiner Stippvisite bei der TuS Mündelheim vor zwei Jahren kennt, überzeugte den Außenbahnspieler letztlich vom Wechsel.
Die Situation bei Klotz’ aktuellem Team Hamborn 07 ließe sich aktuell nur schwer einschätzen mit dem neuen Trainer Stefan Janßen und diversen Personalveränderungen. Unter anderem sechs Oberliga-Akteure von Jahn Hiesfeld wechseln zu den Löwen. „Ich habe Bock auf Scherpenberg. Wir wollen oben mitspielen“, versichert der ehemalige Profi, der nach vier Spielzeiten beim MSV einfach in Duisburg geblieben ist.
Ruhrgebiet statt Urlaubsflair
Ruhrgebiet mit Arbeiterstadt statt dem heimatlichen Brackenheim nahe Stuttgart mit Urlaubsflair und einem der besten Weinanbaugebiete Deutschlands? Die Frage hört Nico Klotz nicht zum ersten Mal. Seine Lebensgefährtin Lisa stammt aus Duisburg-Röttgersbach, arbeitet bei der Stadt. Die gemeinsame Wohnung liegt in Meiderich. Und zwar in Laufweite der Westender Straße, wo der MSV bekanntlich sein sportliches Trainings- und Nachwuchszentrum hat.
„In erster Linie bin ich wegen der Menschen in Duisburg geblieben“, sagt Klotz, „die offene Art im Ruhrgebiet imponiert mir sehr und ist der größte Unterschied zu Süddeutschland.“ Mit den Zebras feierte der ehemalige Profi dazu zwei seiner vier Aufstiege in die 2. Fußball-Bundesliga. „Der erste MSV-Aufstieg 2015 unter Trainer Gino Lettieri war vielleicht der schönste und emotionalste“, erinnert sich Klotz.
Auch der Sprung mit Erzgebirge Aue im Frühjahr 2010 sei beeindruckend gewesen: „Die Fans im Osten lieben den Fußball ähnlich intensiv wie im Ruhrgebiet.“ Zwischen Aue und Duisburg lag ein gescheiterter Versuch beim SC Paderborn und die Drittliga-Meisterschaft mit dem SV Sandhausen im Jahr 2012, der ja mittlerweile zum Stamm der Zweiten Liga zählt.
Fußball-Bundesliga war nicht realistisch
Die Bundesliga war für Nico Klotz nicht erreichbar. „Realistisch gesehen konnte ich diesen Anspruch nie anmelden. Vielleicht hätte ich eine Chance am Anfang meiner Profikarriere beim VfB Stuttgart mit etwas Glück und Zufall bekommen. Doch ich kam da aus der zweiten Mannschaft nicht heraus“, erinnert sich Klotz. Durchaus ohne Bedauern. Der Mittelfeldspieler weiß seinen Werdegang auch ohne Bundesliga-Einsätze zu schätzen und spielt in der Stadt seiner Herzenswahl einfach aus Lust weiter.
Sportliche Ambitionen gibt es trotzdem, wenn auch auf deutlich kleinerer Flamme. „Es ist immer geil, einen Aufstieg zu erreichen. Wieso eigentlich nicht mit Scherpenberg?“, fragt sich Nico Klotz und schmunzelt.
Trainer Ralf Gemmer lobt seine Verstärkung
Das Team von Trainer Gemmer hat schließlich einige Könner im Kader aufzubieten, die schon höherklassig gespielt haben. Vornweg im defensiven Mittelfeld mit Salih Altin jemand, der drittklassig für den Wuppertaler SV und den VfB Lübeck unterwegs war. Korsettstangen der Moerser sind der bei Schalke 04 in der Jugend ausgebildete Innenverteidiger Nico Frömmgen und der in der Oberliga erprobte Torjäger Maximilian Stellmach.
Coach Gemmer will die Trauben vor seiner ab Sommer dritten Saison im Wäldchen freilich nicht zu hoch hängen: „Wir sind gut aufgestellt und haben mit Nico Klotz natürlich eine große Verstärkung hinzubekommen.“ Vom Angriff auf die Aufstiegsposition ist vorerst keine Rede – zumal die Scherpenberger in der aktuellen Landesliga-Tabelle nur einem Punkt vor der Abstiegszone rangieren.
Die Ziele dürften also auch eng mit dem weiteren Corona-Geschehen verknüpft sein: Wird die Saison weitergespielt oder ohne Wertung beendet, wie sehen die Gruppen für 2021/22 aus? Ein Aufstieg in die Oberliga wäre für den SV Scherpenberg zweifelsohne der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.
Das ist Nico Klotz
Bis zum Sommer 2018 hatte Nico Klotz für fünf Profivereine gespielt: den MSV Duisburg, SV Sandhausen, Erzgebirge Aue, den SC Paderborn und für den VfB Stuttgart.
Der 34-Jährige kommt insgesamt auf 63 Spiele und vier Tore in der 2. Bundesliga, dazu auf 105 Einsätze und zwölf Treffer in der Dritten Liga. Auch in der Regionalliga Süd (19 Spiele, 2 Tore) war Klotz aktiv – für den VfB Stuttgart II.