Moers. Auf der Jahresversammlung des Volleyball-Drittligisten Moerser SC ging am Mittwochabend eine Ära zu Ende. Neuer Zuspieler steht fest.

Es gibt gleich mehrere Dinge, die den neuen Vorsitzenden des Moerser SC mit Vorgänger Günter Krivec verbinden. Guido Lohmann ist Ruhrgebietmensch mit elterlicher Bergbau-Vergangenheit, dazu glühender Schalke-Anhänger (mit Dauerkarte), mit einem großen Ehrgeiz ausgestattet und seit 39 Jahren im Amt. Letzteres als Bankkaufmann und aktuell als Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein. Günter Krivec war genau 39 Jahre Vorsitzender des MSC. Seit Mittwochabend ist der 81-jährige Vereinsgründer, Mäzen und Macher des Moerser Volleyballs allerdings nur noch ordentliches Klubmitglied. In der Aula des Adolfinum-Gymnasiums wählten die Anwesenden, wie von Krivec und seinem alten Vorstand vorgeschlagen, ein neues Vierergremium.

Moerser SC: Wir sind ohne Licht, ohne Bremse und ohne Erfahrung gefahren

Der 60-jährige Guido Lohmann führt die Mannschaft mit dem 2. Vorsitzenden Simon Krivec, dem als Sportwart auf den ausgeschiedenen Volker Woeste folgenden ehemaligen Bundesliga-Volleyballer Lukas Schattenberg und der zuverlässigen Kassenwartin Ulrike Hübner an. „Wir sind 1985 als neuer Verein und direkter Volleyball-Zweitligist ohne Licht, ohne Bremse und ohne Erfahrung drauflos gefahren. Es gab Erfolg, aber auch viele Wellentäler“, erinnerte Günter Krivec in seiner Abschiedsrede vor allem auch an die finanzielle Zäsur im Jahr 1992. Da brachen nach verpasstem Olympia-Start erst die TV- und dann die Werbegelder arg ein. Der MSC hatte über 20 Jahre hinweg ein tiefes Loch in der Kasse mühsam zu stopfen.

Der neue Vorstand des Moerser SC, der bis 2028 gewählt ist: (von links) Sportwart Lukas Schattenberg, der neue Vorsitzende Guido Lohmann, Finanzwartin Ulrike Hübner und der 2. Vorsitzende Simon Krivec.
Der neue Vorstand des Moerser SC, der bis 2028 gewählt ist: (von links) Sportwart Lukas Schattenberg, der neue Vorsitzende Guido Lohmann, Finanzwartin Ulrike Hübner und der 2. Vorsitzende Simon Krivec.

Schon 1992 wollte Krivec zurücktreten, ließ den Verein aber in den tiefen Miesen nie fallen. Die Zeit für den Stabwechsel war erst 32 Jahre später reif und nun auch günstig. „Ich übernehme einen gut geführten, schuldenfreien und mit einer großen Jugend intakten Verein. Das ist ein Glück und eine Bürde zugleich“, erklärte Guido Lohmann in seiner Vorstellungsrede, die auf Vertrauen und auf Teamarbeit fußte. Lohmann: „Bei mir zählt Verlässlichkeit.“ Sportlich will das ehemalige Aufsichtsratsmitglied des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen den MSC wieder in die 2. Bundesliga bringen: „Mit Augenmaß und auf dem eingeschlagenen Weg: mit jungen Spielern und eigenen Talenten aus der Region“, so Lohmann.

Moerser SC: Frederik Schmidt kommt als neuer Zuspieler

Die fast vollzählig versammelte Mannschaft dürfte mit Genugtuung nach dem geschafften Drittliga-Aufstieg den Worten ihres Chefs gelauscht haben. Darunter war auch schon der neue Zuspieler für den nach München abwandernden Oliver Wachtel. Vom Regionalligisten Rhein-Sieg Volleys aus Much stößt Frederik Schmidt zum Team. Der 1,90 Meter große Zugang hatte bis 2023 lange für den ART Düsseldorf gespielt. „Ich freue mich schon auf die neue Saison in einer guten Mannschaft, einer attraktiven Halle und vor vielen Zuschauern“, so Schmidt.

Aufstiegsfreude: Der Moerser SC bejubelt mit seinen Fans nach dem 3:0 beim Meckenheimer SV den Aufstieg in die 3. Volleyball-Liga.
Aufstiegsfreude: Der Moerser SC bejubelt mit seinen Fans nach dem 3:0 beim Meckenheimer SV den Aufstieg in die 3. Volleyball-Liga. © NRZ

Genau darauf setzt Vorstandschef Guido Lohmann natürlich auch. „Ich bin zwar kein Volleyballexperte, weil ich es nie gespielt habe. Ich spüre aber, wie eine Mannschaft funktioniert“, so Lohmann, der mit seiner Volksbank übrigens auch den Handball-Drittligisten HSG Krefeld Niederrhein unterstützt. Wo der MSC-Vizechef Simon Krivec bekanntlich Vorsitzender ist.

Moerser SC: Martin Schattenberg für die Schul-AG ausgezeichnet

Günter Krivec wiederum zeichnete als quasi letzte Amtshandlung in der Versammlung seinen langjährigen Trainer Martin Schattenberg aus. Der hatte vor 18 Jahren die Schul-AG ins Leben gerufen, aus der heraus auch Lukas Schattenberg seinen Volleyball-Weg bis in die Bundesliga und auf internationale Spielfelder gemacht hatte. Mit im Schul-Ursprungsteam im Jahr 2006 stand übrigens auch die spätere Bundesligaspielerin Dora Grozer aus der Grozer-Volleyball-Familie mit Papa Georg Grozer und Bruder Georg Grozer.

Alte berufliche Zeiten schnitt auch Krivec-Nachfolger Guido Lohmann an. Der kennt sich im Sportsponsoring bestens aus. Mit der Postbank mischte Lohmann 2006 bei der Fußball-WM in Deutschland mit. „Bundestrainer Jürgen Klinsmann saß damals praktisch auf unserer Bank“, so Lohmann. Sein späteres Engagement in Tschechien war auch mit einem Sponsoring bei Sparta Prag verbunden. „39 Jahre wie Günter werde ich beim MSC aber sicher nicht schaffen“, schickte Lohmann als einzige wirkliche Einschränkung an die Mitgliederschar.

Goldene Ehrennadel für Günter Krivec vom WVV

Die Lebensleistung von Günter Krivec wurde abschließend noch gülden gewürdigt. WVV-Präsident Hubert Martens überreichte die Ehrennadel des Westdeutschen Volleyball-Verbandes an „einen besonderen Menschen, der Motor und Mäzen war, der den MSC weit über die Niederrhein-Grenzen hinaus bekannt gemacht und der gerade auch wegen seiner Ecken und Kanten unheimlich viel bewegt hat“. Der längste Applaus des 70-minütigen Abends gebührte dem Abschied des Moerser Volleyball-Machers.