Rheinberg. Fast 500 Zuschauer sehen zwei Paul-Tore und einen verdienten Heimerfolg. Protestplakat gegen SV Scherpenberg. Dazu gibt es ein Video.

Protestplakate gehören in der Fußball-Landesliga nicht zum Alltag. So gesehen war das großflächige Banner, das das Fanprojekt des SV Budberg an der Spielfeldseite gegenüber den Trainerbänken ausgerollt hatte, zweifelsohne bemerkenswert. „In Scherpenberg stirbt der Amateurfußball“ stand dort für fast alle der immerhin 500 Zuschauer fast 60 Spielminuten beim Kreis-Derby zu lesen. Die meinungsfreudige Protestnote richtete sich an die Gäste, die bekanntermaßen zu jenen Adressen am Fußball-Niederrhein zählen, die für Amateurkicker monetär lohnenswert sind. Ob die Budberger wirklich nur für ein Schnitzel mit Pommes Frites spielen, sei dahingestellt. Auf dem Kunstrasen im Rheinberger Ortsteil setzten sich jedenfalls die Gastgeber nach einer dominanten zweiten Halbzeit verdient gegen den abgestürzten Titelmitfavoriten SV Scherpenberg mit 3:1 (1:1) durch.

SV Scherpenberg geht durch Marcio Blanks Sololauf in Führung

„Vielleicht haben wir am Anfang etwas zu viel Respekt vor dem Gegner und der Kulisse gezeigt“, befand SVB-Trainer Tim Wilke, der mit seinen Mannen nach dem Derbysieg eine halbe Ehrenrunde mit viel Applaus zu genießen wusste. Die latente Zögerlichkeit der Schwarz-Weißen offenbarte sich im Spiel gegen den Ball. Budberg gab Scherpenberg in Halbzeit eins zu viel Spielraum. Dazu beflügelte Marcio Blanks Solotor nach einem Steilpass von Nermin Badnjevic die Gäste (14.).

Das Fanprojekt des SV Budberg protestiert im Heimspiel gegen den SV Scherpenberg in der Fußball-Landesliga.
Das Fanprojekt des SV Budberg protestiert im Heimspiel gegen den SV Scherpenberg in der Fußball-Landesliga.

Bis kurz vor der Halbzeite hatte Budberg lediglich einen Pfostentreffer von Torjäger Moritz Paul aus spitzem Winkel zu bieten (26.). Doch Scherpenberg brachte den Landesliga-Aufsteiger mit einem kapitalen Schnitzer voll in die Partie. Innenverteidiger Marcel Gesemann verlor mit einem überflüssigen Pressschlag vor dem eigenen Strafraum den Ball, Moritz Paul vollstreckte den Abpraller freistehend vor Keeper Martin Hauffe zum 1:1 (38.).

SV Budberg legt SV Scherpenberg lahm und holt 14:1 Ecken heraus

In der Halbzeit korrigierte Budbergs Trainer Wilke die taktische Unausgegorenheit gegen den Ball, ließ nun deutlich höher und auch bissiger verteidigen. Folge: Scherpenberg belang kaum noch geordneter Spielaufbau. Es gab zu viele hohe Bälle nach vorn ohne Abnehmer. Und es gab Fehler im und rund um den eigenen Strafraum. Bei letztlich 14:1 Ecken war die Budberger Führung in Halbzeit zwei nur eine Frage der Zeit.

Scherpenbergs Torsteher Martin Hauffe verschätzte sich mehr als einmal bei hohen Flanken in den Strafraum und leistete so in letzter Konsequenz Schützenhilfe. Seine Vorderleute wirkten dazu reichlich unpässlich. Die Entscheidung kam binnen acht Spielminuten zustande. Nach einer Ecke kam der ukrainische Verteidiger Dmytro Shevchenko frei zum Kopfball: 2:1 (72.). Fast das gleiche Schema ging dem 3:1 voraus. Wieder unterlief Hauffe die Hereingabe, wieder war die Abwehr nicht eng genug am Gegner dran. Nutznießer Moritz Paul nickte die Kugel zielsicher ein - sein 36. Saisontreffer!

SV Budbergs Trainer Tim Wilke lobt seine Mannschaft für zweite Halbzeit

„In der zweiten Halbzeit war alles bei uns. Wir haben auch aus der Mitte heraus besser und offensiver verteidigt“, lobte Budbergs Trainer Tim Wilke, der seine Startelf im Vergleich mit dem 2:0 in Rellinghausen auf vier Positionen verändert hatte. Scherpenbergs scheidender Cheftrainer Ralf Gemmer war sichtlich bedient: „Eigentlich war in der ersten Halbzeit alles gut, wenn wir nicht den Ausgleich hergeschenkt hätten. Danach haben wir keine fußballerischen Lösungen mehr hinbekommen und schlicht zu viele lange Bälle gespielt. Das war so nicht abgesprochen.“

SV Budberg: Anders - Twardzik, Shevchenko, Häselhoff, Kömpel - Eckhardt (90. Beerenberg), Terfloth (90.+2 Vana) - Weyhofen (83. Franke), Hahn (88. Umberg), Mordt (46. Nowak) - Paul.

SV Scherpenberg: Hauffe - Grevelhörster, Gesemann, Kuipers, Gronemann - Grlic (80. Akdeniz), Werner (67. Bougjdi) - Kretschmer, Möllering, Badnjevic (80. Grillemeier) - Blank.