Moers. In der Fußball-Landesliga gibt der Vorjahresvizemeister gegen Abstiegskandidat ESC Rellinghausen eine 2:0-Führung noch aus der Hand.
Ralf Gemmer stand nach sechsminütiger Nachspielzeit unter Dampf. Und der Trainer des SV Scherpenberg wartete nach dem Schlusspfiff im kalten Dezember-Wind eisern auf seine Landesliga-Fußballer. Die hatten sich auf dem Kunstrasen an der Asberger Straße grad die nächste Blamage zusammengegurkt: 2:3 (1:0) nach 2:0-Führung gegen einen alles andere als überragenden ESC Rellinghausen. Dies nur eine Woche nach dem peinlichen 1:2 gegen Schlusslicht SV Hönnepel-Niedermörmter.
SV Scherpenberg führt durch Badnjevic und Willing schon 2:0
Die kurze, aber heftig-laute Ansprache des Cheftrainers im Mannschaftskreis verriet auch akustisch eine sportliche Krise beim Vorjahresvizemeister, der sich offenbar vorerst nach unten in der Tabelle orientieren sollte. Zumal am kommenden Freitagabend beim mit sechs Ex-Scherpenbergern verstärken Abstiegsaspiraten Sterkrade-Nord gleich das nächste Ungemach lauert.
Vor allem das Defensivverhalten bereitet Trainer Gemmer derzeit arge Kopfschmerzen. Nermin Badnjevic per 16-Meter-Freistoß (38.) und Hendrik Willing per Kopfball nach einer Flanke von Andre Meier (50.) hatten trotz mäßiger Partie ein scheinbar beruhigendes 2:0 klar gemacht. Dann patzten die Außenverteidiger. Beim 1:2 für die Essener Gäste per Konter passte Linksverteidiger Julian Grevelhörster nicht auf. Der eingewechselte Edisher Ugrekhelidze köpfte unhaltbar für Keeper Martin Hauffe ein (65.). Vor dem 2:2 ließ dann Rechtsverteidiger Lars Gronemann den baumlangen Ugrekhelidze gewähren. Der zimmerte die Kugel, wieder unhaltbar, in den rechten Torwinkel (78.).
ESC Rellinghausen siegt mit einem Tor in der 90. Minute
Die kampfstarken Rellinghauser konnten die Spielwende kaum fassen und setzten nach. Mit Erfolg. Mittelstürmer Berkan Eken, lange ohne Wirkung, narrte im Solo die komplette Scherpenberger Verteidigung und durfte in der 90. Minute, weil niemand richtig zupackte, den Ball im Strafraum auch noch hinter dem bedauernswerten Keeper Hauffe zum 3:2 versenken.
„Drei Kirschen. Gegen einen solchen Gegner. Wieder verschenkte Punkte. Regt mich tierisch auf“, sprach Coach Gemmer, verständlicherweise aufgebracht, nur noch in Halbsätzen. Dass seine Mannschaft auch in der ersten Halbzeit nicht viel zu bieten hatte, aber trotzdem führte, weil Rellinghausen zwei Hundertprozenter versiebte, fiel in der Brachialanalyse des Spiels freilich unter den Tisch.
SV Scherpenberg mit zu viel Hauruck-Fußball
Den Gastgebern mangelte es an Souveränität im Spielaufbau, auch an der Struktur. Es war eine Seltenheit, den Ball mal über mehrere Stationen in den eigenen Reihen zu halten. Stattdessen gab es viel Hauruck-Fußball mit langen Bällen oft ins Nichts. Vorn konnten sich Ömer Akbel und der als hängende Spitze spielende Nermin Badnjevic selten in Szene setzen.
Linksaußen Luca Grillemeier, der diesmal den Vorzug vor Andre Rieger erhalten hatte, blieb blass. Offensive Aktivposten waren lediglich Konstantin Möllering und Rechtsaußen Andre Meier. Zu wenig, um die Gäste mehr unter Druck zu setzen. Und trotz allem hätte ein 2:0 gegen einen eher biederen Gegner ausreichen müssen, um die Nerven mal wieder zu beruhigen.
SV Scherpenberg: Hauffe - Grevelhörster, Willing, Kuipers, Gronemann - Akdeniz (63. Rustemi) - Grillemeier, Möllering, Meier - Badnjevic (74. Rieger), Akbel.