Moers. Beim Fußball-Landesligisten SV Scherpenberg fällt Stammtorhüter Tobias Prigge länger aus als befürchtet. Das hat personelle Konsequenzen.

Bei Fichte Lintfort hatte Andreas Kossenjans in der Saison 2021/22 wegen einer schweren Verletzung von Keeper Marian Gbur fast die komplette Fußball-Landesliga-Saison mit Bravour im Tor gestanden. Und dies damals im Alter von 48 Jahren. Am Dienstag in einer Woche wird der Routinier 50 Jahre alt. Aber gefragt ist er immer noch. Mehr, als er vor gut zwei Wochen gedacht hatte, als er bei Landesligist SV Scherpenberg das Aushilfsangebot als Torhüter angenommen hatte. Ziemlich sicher wird der Homberger Dauerbrenner mindestens in den ersten drei Punktspielen zwischen den Pfosten stehen.

Testspiel gegen GSV Moers auf Krücken

Das hat natürlich einen triftigen Grund. Stammtorhüter Tobias Prigge hat sich einen Muskelfaserriss am Gesäßmuskelansatz zugezogen. Am Sonntag beim 3:1-Sieg im Abschlusstest gegen Bezirksliga-Vizemeister GSV Moers humpelte der 30-Jährige auf Krücken zum Kunstrasen in Asberg, spielte während der Partie mit seinem Hund ein wenig Ballfangen. Wie lange Prigge, der seit 2018 für Scherpenberg hält und sich zu einem Ruhepol zwischen den Pfosten gemausert hat, nun ausfallen wird? „Tobi selbst sagt fünf Wochen, die Ärzte gehen eher von zwölf Wochen aus“, schildert Trainer Ralf Gemmer die unerquickliche Prognose.

Für Neuzugang Christian Merks (GSG Duisburg) scheint die Hinrunde nach seinem schweren Wakeboard-Unfall auch schon fast abgeschrieben. Und der 32-jährige Martin Hauffe braucht nach seinem Achillessehnenriss in der Wintervorbereitung offenbar noch etwas Zeit, um zwischen die Pfosten zurückzukehren. „Im Training ist Martin ja schon dabei. Jetzt müssen wir sehen, wann er sich einen Spieleinsatz auch zutraut“, sagt Coach Gemmer. Im Zweifel könnte Hauffe schon auflaufen. Vieles hängt nach einer solch schweren Verletzung auch an der Psyche. Coach Gemmer: „Seine Vorderleute müssten dann sehen, dass nicht viel aufs Tor kommt, um das Selbstvertrauen im Match wieder aufzubauen.“

SV Scherpenberg: Vorn mit WM-Spieler Mitroglou

Und so ist zum Start am kommenden Sonntag beim Essener Landesligisten VfB Rellinghausen mit einer ungewöhnlichen Konstellation in der Scherpenberger Startelf zu rechnen: Vorn soll mit Kostas Mitroglou ein WM-Teilnehmer und Champions-League-Stürmer neben dem Sterkrader Neuzugang Tim Falkenreck für Tore sorgen. Hinten ist ein fast 50-jähriger Torhüter dazu da, um Treffer des Gegners zu verhindern.

Dazwischen fährt Scherpenberg zweifelsohne viel Spielqualität auf. Mit der Verpflichtung des ehemaligen Regionalliga-Spielers Konstantin Möllering für das defensive Mittelfeld hat der Moerser Landesligist natürlich gewonnen. Was Dynamik und Bissigkeit anbetrifft, gilt das auch für die beiden neuen Außenstürmer: Ömer Akbel (24) von Ligakonkurrent Sterkrade-Nord sowie den 18-jährigen Luca Grillemeier von den A-Junioren des TSV Meerbusch, verwandt mit dem ehemaligen Essener Zweitliga-Stürmer Gregor Grillemeier.

SV Scherpenberg wohl mit Doppelspitze Mitroglou/Falkenreck

Ob Trainer Ralf Gemmer sich allerdings auch traut, seine beiden Heißsporne in Rellinghausen von Anfang zu bringen, wird sich zeigen. Mit Andre Meier oder auch Valdet Totaj stehen schließlich namhafte Alternativen im Kader. Grundsätzlich dürfte es für Scherpenberg eine Trainingswoche der ersten Entscheidungen werden. Würde Coach Gemmer vorn mit Kostas Mitroglou und Tim Falkenreck tatsächlich eine in den Tests gute Doppelspitze aufbieten, könnte das Spielsystem in ein 4-4-2 übergehen – womit offensiv wohl nur noch zwei Außenbahnpositionen übrig sind. Die Scherpenberger Personalfülle wird Gemmer also eine Qual der Wahl auferlegen.

Übrigens: Der SV Scherpenberg wird auch in dieser Saison wieder Freitagsspiele bestreiten. Vorgezogen wurde das Heimspiel gegen die SG Schönebeck aus Essen. Statt am 10. September wird nun am Freitag, 8. September, um 20 Uhr auf dem Kunstrasen in Asberg gespielt.