Moers. Die Volleyballer des Moerser SC stehen vor Bundesliga-Rückkehr. Bürgermeister Fleischhauer spricht im Interview auch über Handball und Fußball.

Zwei Siege muss der Moerser SC in der 2. Volleyball-Bundesliga noch einfahren. Dann wäre die Meisterschaft und die damit verbundene sportliche Rückkehr ins Oberhaus seit dem freiwilligen Ausstieg vor acht Jahren perfekt. Es steht allerdings die Frage im Raum, ob sich der MSC die Bundesliga wird leisten können. Klubchef Günter Krivec bat kürzlich, wie berichtet, die Stadt Moers um Mithilfe. Bürgermeister Christoph Fleischhauer (56/CDU) gibt sich im Interview zuversichtlich, dass der MSC auf die Rückendeckung auch aus der Politik setzen darf.

Herr Fleischhauer, der Moerser SC zurück in der Volleyball-Bundesliga. Das klingt doch gut, oder?

Christoph Fleischhauer: Auf jeden Fall. Die höchste Spielklasse ist immer ein erstrebenswertes Ziel. Durch seine Tradition und auch die exzellente Jugendarbeit seit Jahrzehnten wäre der MSC noch mehr als zuvor ein Aushängeschild der Stadt, das auch gesamtgesellschaftliche Aufgaben erfüllt...

...das allerdings ohne Ihre Hilfe aus finanziellen Gründen vermutlich nicht aufsteigen kann.

Es wird von der Stadt signifikante Unterstützung geben, auch wenn wir natürlich nicht alle vorgetragenen Wünsche erfüllen können. Wir müssen natürlich als Stadt stets alle Sportvereine im Blick haben. Der MSC hat uns auf verschiedene Probleme im Bezug auf einen Bundesliga-Aufstieg aufmerksam gemacht. Wir haben auch betriebswirtschaftliche Lösungen diskutiert und gefunden, die nun noch durch die entscheidenden Gremien gehen werden.

Volleyball-Hallenboden: Gute Gespräche mit ENNI laufen

Knackpunkt ist das alte Problemthema linienfreier Hallenboden im ENNI-Sportpark für Fernsehübertragungen. Werden die rund 30.000 Euro an Kosten in irgendeiner Form übernommen?

Wir sind darüber in Gesprächen mit der Stadt-Tochter ENNI-Sportpark. Die wird einen erheblichen Beitrag zum Thema Hallenboden leisten. Es geht aber nicht nur um Geld. Sondern auch um Aufbau, Abbau und dadurch mögliche Einschränkungen bei Hallenzeiten für andere Nutzer im Enni.

Auch die Hallenmiete und die Nutzung der Videowand in der Halle sind Themen, die dem MSC Bauchschmerzen bereitet. Haben Sie da auch welche?

Nein, weil ich glaube, dass wir auch da zu Lösungen kommen werden und es daran auch nicht scheitern lassen wollen. Die Stadt möchte unbedingt, dass der MSC wieder in der Bundesliga mitmischt und den ENNI-Sportpark mit erstklassigem Sport füllt.

Fleischhauer sieht Handball-Experiment sehr positiv

Wie wichtig ist Ihnen beim Thema, dass der MSC nicht gleich nach einer Saison wieder absteigt und das Investment dann wohl nicht langfristiger greifen würde?

Sehr wichtig, weil wir ein großes Investment tätigen. Der Steuerzahler würde sich zurecht fragen: Was macht Ihr da? Es wird schon die Zusicherung seitens der zuständigen VBL (Volleyball-Bundesliga, d. Red.) brauchen, dass ein Aufsteiger auf eine gewisse Zeitdistanz nicht absteigen muss, auch wenn er sportlich am Ende hinten liegt.

Auf dem Weg in die Bundesliga: Hier punktet Jan Breburda (links) auf Zuspiel von Marcin Kapusniak gegen den Kieler TV.
Auf dem Weg in die Bundesliga: Hier punktet Jan Breburda (links) auf Zuspiel von Marcin Kapusniak gegen den Kieler TV. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Auch die Handballer der HSG Krefeld Niederrhein haben den ENNI-Sportpark bespielt. Wie sehen Sie bislang das Krefeld-Moerser Experiment?

Natürlich ist die Tradition der HSG lange nicht so etabliert wie jene des MSC. Dennoch: Die Zuschauerzahlen waren gut, die Spiele werden angenommen. Handball ist am Niederrhein populär. Ich bin zuversichtlich, dass sich das sehr positiv weiterentwickelt.

Im Moerser Fußball die Kräfte bündeln

Auch im Handball gibt es Hallen-Vorgaben, die möglicherweise gegen ein dauerhaftes Engagement der HSG im ENNI-Sportpark sprechen könnten, sollte die Rückkehr in die 2. Handball-Bundesliga gelingen.

Ich stelle mir allerdings, kritisch angemerkt, die Grundsatzfrage: Sind die auferlegten Restriktionen der Verbände gerade bei Hallensportarten immer richtig? In der Regel können Vereine ihre Gegebenheiten vor Ort weder beeinflussen noch finanziell stemmen, weil die Hallen ja auch nicht in ihrer Hand liegen.

Apropos in der Hand liegen: Die Stadt bringt seit einiger Zeit ja viele Fußballsportanlage auf den neuesten Stand. Wann geht es für Moers im Fußball mal wieder über die Landesliga hinaus?

Möglichst bald. Aber lassen Sie mich mal so antworten: In gut zwei Jahren haben wir eine Sportplatz-Infrastruktur, die Optionen dafür anbieten würde. Die Asberger Anlage ist bald fertig, Meerbeck wird wohl noch bis zum nächsten Jahr im Sommer dauern. Dazu sind Kapellen und Schwafheim mit jeweils neuen Kunstrasenplätzen in der Pipeline. Vielleicht klappt ein sportlicher Aufstieg in die fünfte oder gar vierte Liga aber auch nur, wenn man noch die Kräfte bündelt. Viele Vereine scheuen solche Kooperationen. Es gibt jedoch aus anderen Sportarten positive Beispiele.

Eine Tribüne für die neue Anlage in Asberg?

Zum Beispiel?

Die Moerser Schwimmer haben sich über die Stadtgrenze hinaus mit Neukirchen-Vluyn als SG Niederrhein zusammen getan. Das ist sportlich eine Erfolgsgeschichte.

Möglicherweise klappt es im Fußball ja in Asberg. Der TVA hat ein gutes Nachwuchsfundament, der SV Scherpenberg eine starke erste Mannschaft mit Platz drei in der Landesliga.

Genau das sehe ich vielleicht als größte Chance für den Moerser Fußball an, wenn Asberg und Scherpenberg auf der neuen Anlage in die Symbiose dribbeln würden. Scherpenberg trainiert dort ja gelegentlich schon.

Fehlt auf der neuen Anlage nur noch eine Tribüne, oder?

Wenn es so weit ist mit der Symbiose und dem sportlichen Erfolg, ist es sicher auch legitim, über eine Tribüne zu diskutieren. Erst müssen aber mal die Basics stimmen.