Moers. Traditionsverein MSV Moers hat sein Team aus der Fußball-Kreisliga A abgemeldet und steht nun ohne Herren-Mannschaft in dieser Saison da.

Die Depression beim einst ruhmreichen MSV Moers aus Meerbeck könnte größer kaum sein. Der frühere Fußball-Oberligist hat einen Mitgliederschwund zu beklagen, im Zuge umfangreicher Umbaumaßnahmen das Spielgelände des Rheinpreußenstadions verloren – und seit kurzem auch keine Fußballmannschaft mehr, die sich am regulären Spielbetrieb des Kreises beteiligt. Die Grün-Weißen zogen nur einen Tag, nachdem sie auf die Neuansetzung der Zweitrundenpartie im Andreas-Thiemann-Kreispokal beim SV Orsoy verzichtet hatten (wir berichteten), komplett die Reißleine.

Geschäftsführer Patrick Paul teilte mit, dass der MSV sein Team aus der Kreisliga A zurückzieht: „Nach längeren Gesprächen haben wir uns dazu entschlossen, das Team aus der aktuellen Saison zurückzuziehen. Wir haben damit die Möglichkeit, uns frühzeitig für die kommende Spielzeit 2022/23 neu aufzustellen.“ Dann in der Kreisliga B.

Meerbeck einst in der dritthöchsten Fußball-Liga

Die bisher ausgetragenen Spiele werden nicht gewertet, die zukünftigen Meerbecker Gegner sind spielfrei. Somit fällt auch die für Samstag vorgesehene Partie beim VfL Rheinhausen aus. Damit wird in der langen traditionsreichen Geschichte des 1913 gegründeten Klubs wieder einmal ein bitteres Kapitel hinzugefügt. Als TuS Meerbeck und RSV Meerbeck, so hieß der MSV früher, gab es zahlreiche Erfolge zu feiern. So spielte der Klub in den 1970-er Jahren in der Oberliga Nordrhein, der damals dritthöchsten Liga unter der Bundesliga und den beiden Zweiten Ligen Nord und Süd.

Aber es gab auch viele Nackenschläge. Und es ist nicht der erste Fußball-Rückzug. Mitte der 1980-er-Jahre zogen die Grün-Weißen ihr Teams mangels Finanzmasse sogar aus der Landesliga zurück. Neu ist es aber, dass in Meerbeck nun zumindest bis in den Sommer 2022 gar kein Herren-Fußballteam mehr an den Start gehen wird.

Spielabbruch im Kreispokal beim SV Orsoy

Das bedauert auch Martin Borges, der 1. Vorsitzende des Vereins: „Es ist wirklich ein Jammer. Vielleicht ist es aber schlauer, jetzt in den sauren Apfel zu beißen anstatt fortwährend negative Schlagzeilen zu produzieren.“

Das waren noch Zeiten: Meerbeck spielt in der Oberliga vor gut gefüllten Rängen des Rheinpreußenstadions.
Das waren noch Zeiten: Meerbeck spielt in der Oberliga vor gut gefüllten Rängen des Rheinpreußenstadions. © NRZ

Schon vor der Saison war der MSV-Start in der Kreisliga A arg in Frage gestellt. Erst in den letzten Tagen vor dem ersten Punktspiel wurde noch ein Team aus dem Boden gestampft. Mit Ausnahme des Startsiegs über Asterlagen, der später am Grünen Tisch zur 0:2-Niederlage wurde, ließen die Resultate schon nichts Gutes erahnen: Beim SSV Lüttingen wurde 1:14 verloren, in Rheinberg mit 0:7, gegen den Tabellenführer FC Neukirchen-Vluyn kürzlich mit 1:11.

In der Kreispokalrunde in Orsoy produzierten die Meerbecker beim Stande von 0:6 kurz vor der Halbzeit zwei Platzverweise und in der Folge einen Spielabbruch.

Rheinpreußenstadion: Baustopp sorgt für Verdruss

„Das Team hatte nicht genügend Spieler und war auch nicht wettbewerbsfähig. Dazu sind wir ja auch nicht mehr auf unserer eigenen Anlage“, hebt MSV-Chef Martin Borges hervor. Die Meerbecker spielten als Gäste beim VfL Repelen, weil das Gelände des alten Rheinpreußenstadions in einen Bürgerpark mit Spielfeldern umgebaut wird.

Derzeit herrscht allerdings ein Baustillstand, weil aktuell Ausschreibungen laufen, die laut MSV-Vorsitzendem Borges längst abgeschlossen sein müssten: „Ich rechne nicht vor Mitte 2023 damit, dass wir wieder in Meerbeck spielen.“

Rückkehr nach Meerbeck wohl erst Mitte 2023

Borges hofft, dass dann auch die maroden Umkleideräume an der Anlage – „ein ziemlicher Saustall“, so der FDP-Politiker – wieder vorzeigbar sind. Dazu peilt Borges spätestens 2023 an, vermehrt auf Jugendarbeit im Ortsteil zu setzen.

Hat noch eine Verbindung zu Moers und will den Meerbecker Fußballern mit Rat helfen: Helmut Sandrock.
Hat noch eine Verbindung zu Moers und will den Meerbecker Fußballern mit Rat helfen: Helmut Sandrock. © Michael Ketzer | Michael Ketzer

Der Verein besteht derzeit noch aus einer großen Fitness-Abteilung sowie aus den Caritas-Kickern, hat im Zuge der Corona-Pandemie und vielleicht auch der Sportplatzproblematik zuletzt hundert von 400 Mitglieder verloren. „Wir sind“, sagt Borges bedrückt, „derzeit doppelt bis dreifach gebeutelt.“

Ex-DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock mit an Bord

Immerhin hat der MSV einen Arbeitskreis gebildet, um die Fußball-Geschehnisse im Traditionsklub wieder anzukurbeln. Mit dabei ist übrigens auch ein alter Meerbecker: der frühere DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock (64), der in den erfolgreichen 70er-Jahren das grün-weiße Dress trug, später Vorsitzender beim MSV Duisburg war, dann dem Komitee des DFB für die WM 2006 angehörte und zuletzt im August 2018 als Geschäftsführer beim Karlsruher SC arbeitete. Mittlerweile ist Helmut Sandrock im Ruhestand, will den Meerbecker Fußballern aber mit Rat helfen.