Gelsenkirchen. Schalkes Eurofighter spielte zwei Jahre für die Kiez-Kicker. Gast-Mannschaften erlebten Gestank und abenteuerliche Zustände.
Um Schalkes kommenden Zweitliga-Gegner FC St. Pauli ranken sich viele Mythen und Geschichten. Das Image vom Kult-Klub hält sich auch nach der Modernisierung des ehemaligen Wilhelm-Koch-Stadions, in dem die Kiez-Kicker von 1970 bis 1998 spielten. Besonders für Gast-Mannschaften waren Spiele auf St. Pauli mitunter zum Nase-Rümpfen.
Nur zwei Toiletten und eine Saloontür
Grund: Es gab nur zwei Toiletten für über 20 Spieler, Trainerstab und Betreuer. Da die Toiletten nur durch eine schwungvolle Western-Saloontür vom übrigen Kabinenbereich abgetrennt waren, gab es ordentlich was in die Nase, zumal die Gäste-Umkleide auch noch tief im Keller angesiedelt war. Frischluft? Wurde nur durch ein kleines Kippfenster zugeführt. Miguel Pereira, der von 1999 bis 2001 insgesamt 16 Spiele für St. Pauli bestritt und zuvor zum Kader der SchalkerEurofighter zählte, sagt im Gespräch mit der WAZ schmunzelnd: „Die Kabine beim FC St. Pauli war ein bisschen muffig. Aber das gehörte halt so zum Klub. Wie es in der Gästekabine aussah, kann ich allerdings nicht beurteilen.“
Zeugwart beschimpfte den Gegner
Was für St. Paulis Profis Alltag war, wirkte für Gast-Mannschaften wie eine Reise in eine andere Zeit. Der langjährige St. Pauli-Profi André Trulsen stellte in einem Gespräch mit der „Welt“ fest: „Für die meisten Teams war es ein Schock, wenn sie zu uns kamen und erst einmal von „Bubu“ Bubke (ehemaliger St. Pauli-Zeugwart, d. Red) bepöbelt wurden. Zur Besprechung ging es durch das Klubheim, und in den Kabinen war schon mal Schimmel an den Wänden.“
Warmes Wasser? Eher selten
Ex-St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski erinnert sich an „manchmal fehlendes warmes Wasser“ und sogar an eine „fehlende Toilettentür“ in der Gäste-Kabine. Vermutlich hat Stanislawski die Saloon-Tür gemeint. Mittlerweile hat bei den Kiez-Kickern auch die moderne Fußball-Welt Einzug gehalten. Am 19. Dezember 2006 veranstaltete St. Pauli eine Stadion-Abrissparty am Millerntor. Zuvor hatten die Braun-Weißen mit DFB-Sondergenehmigung gespielt, weil das 1961 eingeweihte Stadion komplett marode war.
St. Pauli hat mittlerweile ein Schmuckkästchen
In mehreren Bau-Abschnitten hat St. Pauli sein Millerntor-Stadion mittlerweile zu einem fast 30.000 Zuschauer fassenden Schmuckkästchen ausgebaut. Kostenpunkt: 62 Millionen Euro. Miguel Pereira: „Sie haben es super gemacht.“ Und die Nase rümpfen Gäste-Teams nur noch dann, wenn sie ihr Spiel am Millerntor verloren haben.
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