Gelsenkirchen/Gladbeck. Arwed Hönsch, 87, ist seit 56 Jahren im Einsatz für den FC Horst 59. Sein nächstes Ziel – und warum es über ihn heißt: „Der Mann ist phänomenal.“
Wenn Arwed Hönsch an den 21. Mai dieses Jahres zurückdenkt, kommen ihm fast die Tränen – und zwar vor Freude. Es war der Tag, an dem sich Fußball-Kreisligist FC Horst 59 mit einer besonderen Aktion für Hönschs jahrzehntelangen Einsatz für den Verein bedankte.
Vor dem letzten Heimspiel der vergangenen Saison gegen den SC Schaffrath bildeten die Spieler beider Teams ein Spalier für Hönsch. Als dieser hindurchging, applaudierten alle und überreichten ihm am Ende ein Trikot mit der Rückennummer 55. So viele Jahre ist Hönsch, der in Gladbeck wohnt, schon bei den Horstern – zunächst als Spieler, später als Vorsitzender, Geschäftsführer und Mannschaftsbetreuer. Letzteren Posten hat er immer noch inne, wohlgemerkt mit 87 (!) Jahren.
FC Horst 59: Arwed Hönsch ist dreimal pro Woche am Platz
Als die WAZ Hönsch im Vereinsheim zum Interview trifft, zeigt er zunächst stolz die Bilder der Dankesaktion. „Als ich gesehen habe, dass die Spieler da stehen und für mich applaudieren, hatte ich Gänsehaut. Das war eine Ehre für mich“, schwärmt er und fügt hinzu: „Das Trikot habe ich in meinem Schrebergarten aufgehängt.“ Dort hängen auch noch viele weitere Trikots und Urkunden. Mehrfach wurde Hönsch für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet, etwa vom Deutschen Fußballbund (DFB). Die Uhr, die ihm der DFB im Jahr 2017 überreichte, trägt er auch beim Interview mit der WAZ.
„Ich bin immer noch topfit“, sagt Hönsch auf die Frage, wie er den Betreuerjob in seinem Alter – im Oktober wird er 88 – überhaupt schaffe. Diesen Posten nimmt Hönsch auch sehr ernst: Dreimal pro Woche ist er am Platz, er kümmert sich um Bälle, Trikots, Hütchen und Getränke. An Spieltagen hilft er zwischendurch noch beim Verkauf aus, zu Auswärtsspielen fährt er selbst mit dem Auto.
„Der Mann ist phänomenal“
„Der Mann ist phänomenal“, sagt Ludwik Harelik, zwischen Sommer 2022 und März 2023 Trainer der 59er, über Hönsch. „Als Trainer bin ich eigentlich immer der Erste am Platz. Aber Arwed war immer vor mir da. Wenn ich sonntags zum Platz kam, war der Wagen schon gepackt.“
Ähnliches berichtet Mirco Schewe, Horsts aktueller Geschäftsführer: „Arwed ist der Erste, der hier ist, und der Letzte, der geht. Er ist die gute Seele des Vereins.“
Für Hönsch selbst ist all das selbstverständlich: „Das sind halt meine Jungs“ sagt er und schwärmt davon, dass er bei Horst 59 „immer gut behandelt“ worden sei. „Die Kameradschaft war immer hervorragend, ich hatte hier nie Ärger.“
Im Juni 1967 zum FC Horst 59 gewechselt
Mittlerweile ist es sogar schon 56 Jahre her, dass Hönsch zu Horst 59 kam. Im Juni 1967 wechselte der Bergmann, der auf der Zeche Nordstern arbeitete, mit ein paar Freunden vom Gladbecker Klub SuS Rosenhügel zu den Horstern und spielte als Verteidiger für die erste Mannschaft in der Kreisliga A. Elf Jahre später hing er die Fußballschuhe an den Nagel und übernahm anschließend verschiedene Posten im Vorstand. Seit über 15 Jahren ist er nun Betreuer.
Aus all der Zeit sind ihm vor allem die beiden Aufstiege in Erinnerung geblieben, unter anderem die Rückkehr in die Kreisliga A im Jahr 2015. „Da lag ich im Krankenhaus, weil ich Probleme mit dem Blutdruck hatte. Als der Aufstieg feststand, haben die Jungs mich angerufen und ganz laut durchs Telefon gesungen“, erinnert sich Hönsch und lacht.
Allerdings kann der wohl älteste Mannschaftsbetreuer Gelsenkirchens nach Spielen auch tieftraurig sein, Niederlagen ärgern ihn sehr. „In der letzten Saison“, verrät Hönsch, „haben wir einige Male höher verloren. Danach war ich zuhause nicht ansprechbar.“ Zuhause, da wartet seine Frau, Helga. Wie sie es findet, dass Hönsch noch so oft auf dem Sportplatz hilft? Der 87-Jährige grinst. „Die ist froh, dass ich das noch kann. Sie meint, dass ich deshalb noch so fit bin.“
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Für Horsts Ex-Trainer Harelik, der immer noch regelmäßig mit Hönsch telefoniert, ist klar: „Wenn Arwed irgendwann nicht mehr weiter macht, wird diese Lücke nicht zu schließen sein.“ Hönsch selbst denkt aber gar nicht ans Aufhören: „Solange ich das körperlich noch kann, mache ich weiter“, betont Hönsch, der auch noch ein großes Ziel hat: ein dritter Aufstieg mit seinem FC Horst 59.
Anfang Juni ist der Klub nämlich aus der Kreisliga A abgestiegen. „Wir haben viele Neuzugänge und nur einzelne Abgänge. Wir werden auf jeden Fall um den Aufstieg mitspielen“, ist sich Hönsch sicher. Wenn es tatsächlich zum Aufstieg reicht, werden bei ihm sicher Freudentränen fließen.