Essen. Die Moskitos Essen bezwingen nach Duisburg auch den Herner EV. Beim „Doppelderbysieger“ bleibt vor dem nächstem Heimspiel aber Verbesserungspotenzial.

Als Fabio Frick durch seinen verwandelten Penaltyschuss den Gästeblock explodieren ließ, der Verteidiger die Moskitos Essen zum 2:1 (0:0, 1:1, 0:0, 0:0)-Derbysieg beim Herner EV geschossen hatte, die ganze Spannung abgefallen war, konnte Danny Albrecht schon wieder schmunzeln.

Wie glücklich er sei, dass Frick und zuvor Ralf Rinke im Penaltyschießen die Nerven behalten hatten, fragte diese Redaktion ihn. „Wir kennen uns ja aus mit dem ‚Arsch der Woche‘, das wir jede Woche spielen“, erklärte der Moskitos-Trainer. Gemeint ist ein Trainingsspiel – bekannt in der Eishockey-Welt – zur Übung von Penalties.

Moskitos: Frick mit blitzgescheitem Penalty zum Derbysieg

„Der Verlierer muss ein schönes rosa Tütü tragen. Da sieht man ja schon, wer Penalties schießen kann und wer nicht.“ Frick stellte es in Herne jedenfalls unter Beweis, hielt dem enormen Druck vor 2500 Zuschauern stand: Beim dritten und entscheidenden Essener Versuch schob der Offensiv-Verteidiger HEV-Torhüter David Miserotti-Böttcher die Scheibe blitzgescheit durch die Schoner.

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Geplant sei die Art und Weise des Penaltys zwar gewesen, „aber ich habe keinen speziellen Trick oder so“, sagte Frick. „Manchmal hat man einfach ein Gefühl oder schaut, was der Torhüter der anderen gemacht hat.“ Sei’s drum: Durch seinen erfolgreichen Versuch krönte Frick die „Mücken“ zum „Doppelderbysieger“.

Nach dem kräftezehrenden 6:4-Heimsieg gegen die Füchse Duisburg am Freitag mühten sich die Essener gegen dünn besetzte Miners zum Zusatzpunkt – fünf wichtige Punkte, die den Fehlstart mehr und mehr verblassen lassen. Durch die acht Zähler aus den jüngsten drei Spielen hat der Eishockey-Oberligist Boden gut gemacht, sich in der Tabelle aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Erfurt und Herford auf Platz vier gehievt – eine Momentaufnahme, die deutlich besser zu den neuen Essener Ansprüchen passt als die der ersten drei Spiele.

Gleichwohl waren gegen Duisburg und in Herne keine spielerischen Fortschritte erkennbar: Am Gysenberg taten sich die Moskitos schwer, in gefährliche Abschlusspositionen zu kommen. Erst nach knapp einer halben Stunde brachte Königstransfer Rinke, der auch einen Penalty verwandelte und sich nach unglaublichen sieben Treffern in den letzten drei Spielen in Knipser-Laune befindet, die Gäste nach einem der wenigen überlegten Spielzüge in Führung.

Moskitos Essen verpassen in Überzahl den Siegtreffer

Auch als die „Mücken“ in der Schlussphase und in Teilen der Verlängerung gleich zwei Mal in Überzahl die große Chance zum Sieg hatten, fehlten die zündenden Ideen und die Durchschlagskraft. „Sie haben sehr gut verteidigt, sehr gut in der neutralen Zone und im eigenen Drittel gegen die Scheibe gearbeitet“, analysierte Albrecht. „Deswegen fiel es uns schwer, zu großen Chancen zu kommen.“

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Stattdessen hätten die Gastgeber in der Overtime fast den Sack zugemacht, als sie die Moskitos in deren Zone einschnürten. Besonders im ersten Drittel hatte der HEV die besseren Möglichkeiten, bevor sich die „Mücken“ im Mittelabschnitt allmählich etwas steigerten und kompakter standen. Seiner Mannschaft machte Albrecht trotz der verpassten drei Punkte ein Kompliment.

Und Frick war am Wochenende ohnehin etwas anderes wichtiger als die spielerische Weiterentwicklung: „Ich glaube, der Sieg gegen Duisburg war für das Teamgefüge und die Moral wichtiger als zum Beispiel der 7:1-Heimsieg gegen die Indians, weil wir so viel überstanden, gegen so viele Widerstände angekämpft und das Spiel trotzdem gewonnen haben“, erklärte der 25-Jährige. „Das zeigt auch den Charakter, dass wir auch so enge Spiele entscheiden können.“

Herner EV gegen Moskitos Essen
Die Fans der Moskitos Essen durften wie bereits in den beiden Duellen im Vorjahr beim Herner EV einen Derbysieg feiern. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Dass sich Essen in Herne schwertun würde, hatte sich ja trotz der Favoritenrolle fast schon vor dem Spiel abgezeichnet – aufgrund dreier hochkarätiger Ausfälle in der Offensive: Enrico Saccomani fiel einmal mehr mit einer Unterkörperverletzung aus, der Lette Sandis Zolmanis fehlte gesperrt und Alexej Dmitriev das zweite Spiel in Folge krankheitsbedingt.

Moskitos Essen: Saccomani steht vor Rückkehr gegen Tilburg

Zum komplizierten Heimspiel am Freitag (20 Uhr, Westbahnhof/WAZ-Liveticker) gegen die Tilburg Trappers (vier Punkte mehr) dürften aber auf jeden Fall die beiden Letzteren in den Kader zurückkehren – und auch Saccomani, der in der Derbywoche schon wieder auf dem Eis trainiert hat, könnte dann nach über fünf Wochen endlich wieder eine Option sein.

„Es sieht eigentlich sehr positiv aus“, sagte Albrecht. Seine Mitspieler haben sich vor der echten Standortbestimmung, die Aufschluss über die Fragen geben könnte, wie weit die „Mücken“ wirklich schon sind, zwei freie Tage verdient. „Die Jungs haben sich eine Auszeit verdient, weil wir in der Vorbereitung sehr hart trainiert haben und die Spiele jetzt sehr intensiv waren. Wir müssen ein bisschen Kraft tanken, um wieder ein bisschen spritziger zu sein.“

Herner EV gegen Moskitos: So haben sie gespielt

  • Herner EV - Moskitos 1:2 PS
  • Drittel: 0:0, 1:1, 0:0, 0:0.
  • Tore: 0:1 Rinke (29.), 1:1 Eriksson (Überzahl 37.), 1:2 Frick (Penaltyschuss, 65.).
  • Strafminuten: Herne 8 - Essen 8.
  • Zuschauer: 2474.

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