Essen. Ersatzgeschwächte Essenerinnen ziehen gegen Bayer Leverkusen mit 0:2 den Kürzeren. SGS-Trainer Högner sieht Fortschritte und will die Ruhe bewahren.

Drittes Spiel, dritte Abwehrformation – und die Sorgen von Markus Högner wachsen. Denn gegen Bayer Leverkusen waren beim Trainer der SGS Essen erneut Improvisationskünste gefragt, weil durch den kurzfristigen Ausfall von Beke Sterner nun die gesamte Viererkette des Frauenfußball-Bundesligisten ersetzt werden musste. Trotzdem brauchten sich die Essenerinnen auch mit einer Notabwehr nicht verstecken, hatten in der ersten Halbzeit sogar die Führung auf dem Fuß. Doch eine Tiefschlafphase nach der Pause nutzte Leverkusen zu einem verdienten 2:0-Auswärtssieg.

„Die Personalsituation ist schon enorm angespannt“, erklärte Högner, wollte darin aber keine Ausrede sehen: „Wir müssen jetzt die Ruhe bewahren. Wir haben auch heute viele gute Dinge gesehen, auf die wir aufbauen können.“ Allerdings dauerte es bis dahin einige Minuten, denn die Anfangsphase gehörte klar den Gästen. „Wir hatten zu viele einfache Fehler im Spielaufbau und keine Sicherheit.“ Allerdings konnte die Werkself ihre anfängliche Dominanz nicht in Torchancen ummünzen. Einen harmlosen Freistoß von Kögel gab es, den SGS-Torfrau Kim Sindermann problemlos auffing (14.).

Frauenfussball in Essen
„Ruhe bewahren“, sagt SGS-Trainer Markus Högner. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Nach knapp einer halben Stunde ließ der Druck der Gäste nach und die SGS setzte den ersten Nadelstich: Emely Joester spielte die bärenstarke Lilli Purtscheller frei, die wiederum in den Rückraum legte. Julia Debitzki setzte den Ball mit etwas Rücklage knapp über den Querbalken. Es war die bis dato mit Abstand beste Chance in der Partie (29.) und Högner fand: „Den musste sie eigentlich machen.“ Seine Mannschaft hatte nun Oberwasser: Purtscheller scheiterte nach Zuspiel von Laureta Elmazi aber an Bayer-Torfrau Repohl (32.).

„Diese Phase nach der Halbzeit hat uns den Stecker gezogen“

SGS-Trainer Markus Högner über die Zeit nach der Pause.

Und so ging es weiter: Essens Angreiferin Ramona Maier luchste Hansen den Ball ab und steuerte alleine auf das Gäste-Tor zu. Hansen wehrte sich energisch, doch Maier blieb auf den Beinen, konnte den Ball aber nach ein paar Metern nicht mehr kontrollieren. Wäre sie beim ersten Kontakt gefallen, hätte man es wohl als Notbremse auslegen können (36.). Purtscheller nahm wenig später einen Kontakt dankend an, den fälligen Freistoß setzte Natasha Kowalski knapp über den Querbalken (42.). Die SGS war mittlerweile die bessere Mannschaft.

Vor der Pause parierte Sindermann großartig

Und doch musste Trainer Högner kurz vor der Pause tief durchatmen: Nach einem weiten Ball entwischte Leverkusens Kehrer ihrer Bewacherin und steuerte auf Sindermann zu, doch die Torfrau der SGS machte sich groß und parierte im Eins-gegen-Eins (43.). Allerdings war die Freude darüber schnell erloschen, denn im zweiten Durchgang war die erste Minute noch nicht verstrichen, da führte Leverkusen: Nach einem Diagonalball hatte Kögel zu viel Platz und schlenzte die Kugel ins lange Eck – keine Chance für SGS-Torfrau Sindermann (46.).

Und jetzt machten die Gäste mit den Essenerinnen, was sie wollten. Im Minutentakt ergaben sich Einschussmöglichkeiten, die SGS taumelte. Levels und Kehrer aber ließen beste Möglichkeiten aus (53., 55.). Doch bei ihrem zweiten Versuch machte es Levels besser: Kögel spielte sie mit einem herausragenden Diagonalball frei und Essens Sindermann war gegen den Lupfer machtlos: 0:2 (57.). „Diese Phase nach der Halbzeit hat uns den Stecker gezogen“, monierte Högner. Doch noch war viel Zeit. Annalena Rieke sendete immerhin ein Lebenszeichen aus der zweiten Reihe (61.).

Weitere Berichte zur SGS Essen

Und vier Minuten später war der Ball im Tor: Rieke traf nach einem Freistoß, doch mitten in ihren Jubel schallte ein Pfiff von Schiedsrichterin Riem Hussein. Essens Maier soll zuvor im Abseits gestanden haben (65.). Aber mit 15-minütiger Verspätung war nun auch die SGS im zweiten Durchgang angekommen. Angetrieben von Purtscheller, gegen die Leverkusen nur ein Mittel fand: das Foulspiel. Fünf Gelbe Karten kassierten die Gäste so. Weil Torschützin Levels doppelt hinlangte, spielten die Essenerinnen in den letzten 25 Minuten in Überzahl.

Allerdings waren alle Mühen vergebens, Leverkusen brachte die Führung ohne Probleme über die Zeit.

SGS: Sindermann – Flach, Fürst, Debitzki (82. Terlinden), Joester – Rieke, Pfluger (46. Potsi, 86. Köpp) – Elmazi, Kowalski, Purtscheller – Maier.
Zuschauer: 1512.
Tore: 0:1 Kögel (46.), 0:2 Levels (57).