Essen. Erst wenn der Klassenerhalt gesichert ist, könnte das Saisonziel nach oben korrigiert werden. Was die SGS Essen diesmal stark macht.

Markus Högner ist jemand, der immer gerne nach vorne blickt. Im Moment, als sich die Spielerinnen der SGS Essen am Ende der Vorsaison über den sensationellen vierten Platz freuten, war für den Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten das nächste Ziel bereits klar: diese Leistung zu bestätigen.

An diesem Sonntag (14 Uhr, Hafenstr.) können die Essenerinnen gegen die TSG Hoffenheim damit beginnen. Die Platzierung in der Endabrechnung ist für den 57-Jährigen eher zweitrangig. Im Vordergrund steht die Weiterentwicklung der Mannschaft. Fest steht aber auch: Von einem möglichen Abstiegskampf sprach während der Saisonvorbereitung in Schönebeck niemand mehr.

Verliert nicht die Bodenhaftung: SGS-Trainer Markus Högner vor dem Saisonstart.
Verliert nicht die Bodenhaftung: SGS-Trainer Markus Högner vor dem Saisonstart. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Und das ist kein Wunder. Vielmehr hat es sich der Verein in seiner Jubiläumssaison erarbeitet. Nie zuvor schnitt die SGS in ihren 20 Jahren Erstliga-Zugehörigkeit besser ab. Und dabei stellt die abgelaufene Spielzeit sogar die Saison 2018/19 in den Schatten. Damals wurden die Essenerinnen zwar ebenfalls Vierter, doch angesichts des damaligen Kaders war das wenig überraschend. In Lea Schüller, Linda Dallmann, Lena Oberdorf und Marina Hegering liefen allein vier Spielerinnen in lila-weiß auf, die mittlerweile bei den Top-Klubs FC Bayern oder VfL Wolfsburg kicken.

„Wir tun gut daran, den Ball flach zu halten“

SGS-Trainer Markus Högner zu den Saisonzielen.

Zuletzt überzeugte die SGS als Kollektiv. „Ich hatte schon früh das Gefühl, dass hier etwas zusammenwächst und wir schnell die 20 Punkte erreichen können“, erklärt der Fußballlehrer rückblickend. Die nämlich sind Jahr für Jahr gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt. Natürlich gab es auch Rückschläge. „Aber uns hat ausgezeichnet, dass wir nach Niederlagen immer direkt wieder aufgestanden sind“, sagt er, der vor der neuen Saison dennoch erst einmal wieder auf die Euphoriebremse tritt: „Ich werde den Teufel tun und davon sprechen, dass wir jetzt Dritter oder sonstwas werden wollen.“

Dieses Jahr gibt es nur einen Absteiger

Während er bei seiner Mannschaft auf Stabilität Wert legt, geht auch der Trainer mit Blick auf die neue Spielzeit zunächst in die Defensive: „Wir tun gut daran, den Ball flachzuhalten und wollen erst einmal wieder möglichst schnell die ominösen 20 Zähler einfahren.“ Allerdings wird es die in der neuen Saison kaum brauchen. Denn durch die bevorstehende Vergrößerung der Liga von zunächst zwölf auf 14 Mannschaften wird es in dieser Spielzeit nur einen statt wie bisher zwei Absteiger geben.

Sechs von sieben Spielen in der Vorbereitung gewonnen

Dabei schließt Essens Trainer aber nicht aus, das Saisonziel nachträglich noch zu ändern: „Wenn wir den Klassenerhalt sicher haben, können wir gerne darüber sprechen.“ Mit Blick auf die Vorbereitung scheint das nur eine Frage der Zeit zu sein: Sechs von sieben Spielen gewann die Högner-Elf, darunter auch ein 2:0-Erfolg über den Niederländischen Meister und Champions-League-Teilnehmer Twente Enschede. Dabei ist es offensichtlich schnell gelungen, die sieben Neuzugänge zu integrieren, was für SGS-Verhältnisse eine hohe Zahl ist.

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„Trotzdem hat man schon früh in der Vorbereitung gesehen, wie eingespielt wir sind“, sagt Högner. Denn schwerwiegende Abgänge musste die SGS mit Ausnahme von Katharina Piljic (Bayer Leverkusen) nicht verkraften. Dahinter steckt ein klarer Plan: Ein breiterer Kader befeuert den Konkurrenzkampf. Und gerade was die Startelf der Vorsaison angeht, waren die Essenerinnen berechenbar. Unangetastet dürfte die Rolle von Natasha Kowalski sein, die zuletzt mit sieben Treffern und neun Vorlagen zu den Topscorern der Liga zählte. Die 21-Jährige wird der Dreh- und Angelpunkt der Essenerinnen sein. Das war in den Vorbereitungsspielen deutlich zu erkennen.   

Gute Erinnerungen an die TSG Hoffenheim

Trainer Högner freute sich besonders über die Anzahl der eigenen Tore. Während die Defensive in der Vorsaison durch Stabilität glänzte, war die SGS in der oberen Tabellenhälfte die Mannschaft mit den wenigsten selbst erzielten Treffern. Nun netzte sie in der Vorbereitung durchschnittlich mehr als drei Mal pro Partie ein. Und daran möchten die Essenerinnen gegen die TSG am Sonntag gleich anknüpfen. Die Erinnerungen sind ohnehin positiv: In der Vorsaison ging die SGS gegen Hoffenheim zwei Mal als Sieger vom Feld.