Essen. Kajak-Olympiasieger Max Rendschmidt ist für eine deutsche Olympia-Bewerbung mit dem Rhein-Ruhrgebiet. Warum, und was sich im deutschen Sport bis dahin ändern muss.

„Am Ende gab‘s im deutschen Olympia-Dorf nichts mehr zu trinken, da mussten wir rüber zu den Dänen“, berichtet Max Rendschmidt von der Abschlussfeier in Paris. „Wie? Was wolltet ihr denn trinken?“, hakt Moderator Björn Schüngel nach. „Apfelsaft!“

Damit lockerte der Goldmedaillengewinner von der Kanusport-Gemeinschaft Essen die Stimmung endgültig auf. Sein Verein und dessen Sponsor, das Essener Wohnungs- und Dienstleistungsunternehmen Allbau, feierten ihn und Vereinskameradin Enja Rößeling, die als Nachwuchskraft in Paris das Halbfinale im Kajak-Einer erreichte, beim Empfang im etwas schmucklosen Neubau-Innenhof der Allbau-Zentrale in der Essener Innenstadt.

Essener Kanuten pro Olympia im Ruhrgebiet

Wichtiger als die Form, war aber der Inhalt. Den bildeten natürlich die Kanutin und der Kanut selbst, sowie ihre aus Paris mitgebrachten Anekdoten. Wie man eigentlich gefragt wird, ob man die deutsche Fahne bei der Abschlussfeier tragen möchte, wollte der Moderator noch von Rendschmidt wissen. „Ich habe am Freitagabend einen Anruf von einer französischen Nummer bekommen, und bin erst nicht rangegangen, weil ich dachte, das sei Spam. Es war aber der Leiter der deutschen Delegation“, antwortet der. Wieder ein Lacher.

Strahlende Olympioniken von der Kanusport-Gemeinschaft Essen: Enja Rößeling (22) und Max Rendschmidt (30), der in Paris sein insgesamt 4. Olympisches Gold holte.
Strahlende Olympioniken von der Kanusport-Gemeinschaft Essen: Enja Rößeling (22) und Max Rendschmidt (30), der in Paris sein insgesamt 4. Olympisches Gold holte. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Zum Abschluss des Gesprächs auf der Empfangsbühne sprachen sich die Essener Kanuten dann noch für eine deutsche Bewerbung für die Olympischen Spiele 2040 aus – gerne auch Rhein und Ruhr. „Ich sage, wir können das hier. Die Sportstätten und Infrakstrukturen sind da. Und in Paris war ja ein Stück vom Eiffelturm in den Medaillen. Wir nehmen dann was von der Zeche Zollverein“, sagt Rendschmidt mit einem kleinen Schmunzler.

Kritik an deutscher Sportförderung und Politik

Ernstere Töne hatten er und seine Teamkollegen vom deutschen Kajak-Gold-Vierer bei den Olympischen Spielen gefunden, als ihnen Olaf Scholz einen Besuch abstatte. Der Bundeskanzler bekam deutliche Kritik an der, nach Ansicht der Sportler, mangelhaften und unterfinanzierten Sportförderung in Deutschland zu hören. Auch am Interesse von Politikern und Politik für einige Sportarten außerhalb von Olympia und Erfolgen äußerten sie Zweifel.

Dazu nahm die Bundesregierung mit der Aussage Stellung, dass der Bundeskanzler die Kritik aus den persönlichen Gesprächen mitnehmen würde. Gab es auch nochmal einen persönlichen Kontakt? Vielleicht sogar mit Scholz? „Nein, bei uns hat sich keiner mehr gemeldet, aber darum ging es ja auch nicht“, sagt Rendschmidt. „Es war gut, dass wir Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommen haben, und ausdrücken konnten, dass Bundespolizei und Bundeswehr als Sportförderung nicht ausreichen.“

Ihm gehe es auch um Sichtbarkeit, Anerkennung und eine offene Politik von und für Sportarten in Deutschland. „Wenn da nur ein Bild ‚Glückwünsch K4‘ gepostet, aber man nicht persönlich angeschrieben wird, wenn die Öffentlich-Rechtlichen die Olympischen Sportarten sonst kaum zeigen, dann hat man nicht das Gefühl, dass man gesehen und anerkannt wird.“ Für Rendschmidt seien all diese Faktoren aber entscheidend, um auch den Nachwuchs für bestimmte Sportarten zu begeistern und an sie heranzuführen. So soll es dann auch wieder mit besseren Ergebnissen im Medaillenspiegel klappen.