Essen. Griechenlands Europameister von 2004 verlieren an der Essener Hafenstraße gegen Luis Figo und Co. Der gefeierte Mann ist Otto Rehhagel.

„Hellas Ole“ – das Stadion an der Hafenstraße, die Heimat des Drittligisten Rot-Weiss Essen, war am Donnerstagabend fest in griechischer Hand. Dort, wo normalerweise rot-weisse-Fahnen wehen, dominierten diesmal die Farben blau und weiß.

Im Legendenspiel der griechischen Europameister von 2004 gegen eine Uefa-Allstar-Mannnschaft waren die Sympathien klar verteilt. Und auf den Rängen war nichts davon zu spüren, dass auf dem Rasen Fußballsenioren und nicht aktuelle Profis am Ball waren, die zeigten, dass sie nichts verlernt hatten. Die griechischen Fans jubelten bei jeder gelungenen Aktion ihrer Mannschaft frenetisch – dass die Uefa-Auswahl am Ende mit 2:1 (0:1) gewann, war egal.

Otto Rehhagel bei seinem Heimspiel in Essen lautstark gefeiert

„Die Europaauswahl hat verdient mit 2:1 gewonnen“, analysierte Griechenland-Trainer Otto Rehhagel im Anschluss an das Spiel. Der 85-Jährige war bei seinem Heimspiel an der Hafenstraße der umjubelte Held von damals. Als sein Name als letzter der Europameister von 2004 aufgerufen wurde, brandete der lauteste Applaus auf.

Giorgos (l.) und Kosta feierten ihre griechischen Helden und insbesondere Trainer Otto Rehhagel beim Legendenspiel an der Essener Hafenstraße.
Giorgos (l.) und Kosta feierten ihre griechischen Helden und insbesondere Trainer Otto Rehhagel beim Legendenspiel an der Essener Hafenstraße. © Karoline Kaimer

„Otto Rehhagel ist für unser der beste Trainer. Wir lieben ihn. Otto ist in unseren Herzen“, sagte Kosta, der aus Düsseldorf kommt und mit seinem Freund Giorgos aus Saloniki das Spiel verfolgte. Wie zum Beweis hatte er zwei Fahnen mit dabei – eine griechische und eine deutsche, auf der in großen Buchstaben „Otto“ stand. Und auch für Niko Zichnalis, der mit seiner Frau und seinen Kindern im Stadion war steht fest: „Otto ist eine Legende, ihm haben wir viel zu verdanken.“

Luis Figo und viele weitere Legenden verzücken die Zuschauer

Rehhagel, der den Applaus sichtlich genoss und elegant auf das Spielfeld tänzelte, war aber bei weitem nicht die einzige Legende an diesem Abend. Luis Figo führte die Uefa Allstars als Kapitän auf das Feld, wenn er am Ball war ging ein Raunen durch die Ränge. Aber natürlich: Besonders laut wurde es immer dann, wenn der Final-Torschütze von 2004, Angelos Charisteas, am Ball war. Ein erneutes Tor war ihm aber nicht vergönnt.

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Den Treffer für die Griechen erzielte nach 15 Minuten Stelios Giannakopoulos, der Sirtaki erklang aus den Musikboxen, das Stadion feierte. Zwei mal 40 Minuten lief das Spiel, im zweiten Durchgang glich Figo für die Allstars aus, den Siegtreffer erzielte dann Robbie Keane. Jens Lehmann, der in der zweiten Halbzeit das Tor des Uefa-Teams hütete, war der einzige deutsche Spieler an diesem Abend.

Als die Anfrage kam, hat Lehmann nicht lange gezögert

„Als ich angefragt wurde und gehört habe, dass das Spiel in Essen stattfindet, habe ich sofort zugesagt“, sagte Lehmann nach dem Spiel, gestand aber nach den wenigen Offensivaktionen der Griechen in Halbzeit zwei: „Ich habe mich ein bisschen gelangweilt. Dabei sind die Griechen noch gar nicht so alt. Aber die Fans in der Kurve waren sehr nett zu mir.“

Jens Lehmann (3.v.l.) war der einzige deutsche Spieler im Kader der Uefa-Allstars.
Jens Lehmann (3.v.l.) war der einzige deutsche Spieler im Kader der Uefa-Allstars. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Den griechischen Fans war egal, dass die Chancen immer weniger wurden. Sie jubelten ihren Spielern bei jeder Aktion, bei jeder Auswechslung zu, als würden sie den Europameistertitel noch einmal gewinnen. „Wenn ich 20 Jahre zurückdenke, war das alles sehr aufregend und spanned. Es ist toll, sie alle wiederzusehen“, schwärmte Fan Kosta.

Viele Fans harren lange am Stadion aus

Darüber freute sich auch Otto Rehhagel, der noch einmal betonte: „Die Jungs sehen fast noch so aus wie vor 20 Jahren.“ Und wie sehr sie noch immer verehrt werden zeigten die Szenen nach Abpfiff, als rund ein Dutzend Flitzer die Ordner an der Hafenstraße auf Trab hielten und versuchten, noch auf dem Platz Selfies zu machen.

Das gelang den wenigstens, größer war die Erfolgsquote rund eine Stunde nach dem Spiel, als die Akteure das Stadion an der Hafenstraße verließen und noch mehrere hundert Fans vor den Bussen auf Autogramme und Fotos hofften. Es war der Abschluss einer blau-weißen-Party im rot-weißen Stadion.