Essen. Rafael Rodriguez Baena hat zum dritten Mal die TorTour de Ruhr gewonnen. Wie ihm das Laufen auch gegen Migräneanfälle geholfen hat.

  • Ex-Fußballer entdeckt das Laufen für sich – und hat seitdem keine Migräne mehr
  • Starke Krämpfe bei seinem ersten Marathonlauf halten Rafael Rodriguez Baena nicht auf
  • Zum dritten Mal gewinnt er die TorTour de Ruhr über 100 Kilometer

Rafael Rodriguez Baena ist auf der Suche nach dem richtigen Wort. „Ich habe so etwas noch nie gemacht“, sagt der 55-Jährige während des Interviews mit dieser Redaktion. Seit bereits 14 Jahren läuft Rodriguez Baena aktiv. Weil sich die mediale Aufmerksamkeit im Laufsport aber in Grenzen hält, sind Interviews für ihn Neuland. Gebürtig kommt der Essener aus Andalusien, ist in Córdoba geboren. Mit zwei Jahren zog er nach Deutschland.

Rodriguez Baena drehte zuerst kleine Runden durch den Volksgarten

Satte 39 Jahre später entdeckte Rodriguez Baena seine Begeisterung für das Laufen: Auf einem Geburtstag wies seine Schwester ihn darauf ihn, sich mal bei der Winterlaufserie anzumelden. Gerade hatte Rodriguez Baena aufgehört zu rauchen, immer mal wieder kleine Runden von zwei, drei Kilometern durch den Volksgarten in Essen-Kray gedreht, wo der Schulhausmeister des Carl-Humann-Gymnasiums wohnt.

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„Dann habe ich mich angemeldet, bin gelaufen – und es hat Spaß gemacht“, erzählt Rodriguez Baena. „Danach habe ich mich schnell für den nächsten Marathon angemeldet, aber massive Krämpfe bekommen, weil ich untrainiert an den Start gegangen bin.“ Damals habe er sich gesagt: Nie wieder Marathon – ein Versprechen an sich selbst, das er nicht hielt. Das Negativerlebnis pushte ihn zusätzlich, Rodriguez Baena trainierte drauf los, wie er selbst sagt. Das Lauffieber, es habe ihn damals gepackt.

Rodriguez Baena läuft seit 2011 für den TC Kray 1892

Nachdem Rodriguez Baena seine Fußball-Karriere bei Wacker Steele beendet hatte, suchte er nach einem Ausgleich, einem Ersatz. „Dadurch bin ich zum Laufen gekommen“, erklärt der Läufer des TC Kray 1892 e.V., für den er seit 2011 an den Start geht. „Durch das Laufen habe ich mich sehr gut gefühlt. Ich hatte normalerweise immer wieder Migräneanfälle. Seitdem ich laufe, aber nicht mehr.“ Wenn er längere Zeit nicht laufe, kommen die Anfälle wieder, erklärt Rodriguez Baena. „Mir tut das körperlich, gesundheitlich sehr gut.“

Mindestens 35 Kilometer läuft der ehemalige Fußballer am Wochenende.
Mindestens 35 Kilometer läuft der ehemalige Fußballer am Wochenende. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Täglich absolviert der 55-Jährige ein Intervalltraining, spult jedes Wochenende einen Langlauf über mindestens 35 Kilometer ab. Der wöchentliche Besuch im Fitness-Studio darf auch nicht fehlen. „Ich habe eine nette Frau, die das auch alles mitmacht und eine liebe Tochter“, sagt er. Der Aufwand blieb nicht unbelohnt, in all den Jahren hat Rodriguez Baena viel erlebt: Er lief in Rotterdam, Enschede, Barcelona und Malaga, feierte beim Bremen-Marathon seine persönliche Bestzeit von nur zwei Stunden und 51 Minuten.

TorTour de Ruhr: Rodriguez Baena triumphierte schon drei Mal bei Bambinilauf

Kürzlich lief er beim Bambinilauf der TorTour de Ruhr über 100 Kilometer – seinem persönlichen Lieblingslauf - zum dritten Mal als Erster ins Ziel und durfte entlang der Ruhr nebenbei auch noch die malerische Kulisse genießen. Von Hagen ging es nach Duisburg – inzwischen reine Routine für Rodriguez Baena. Aber der Sieg keine Selbstverständlichkeit, oder? „Nein, gar nicht“, entgegnet der Essener. „Die Konkurrenz ist groß. Man weiß nicht, wo man genau platziert ist.“ Die TorTour de Ruhr sei besonders, ein Einladungslauf. Die Läufer müssen nachweisen, dass sie schon einige Ultras gefinished haben.

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Beim diesjährigen Bambini-Lauf lief Rodriguez-Baena mit über einer Stunde Vorsprung auf den Zweiten im Ziel ein. „Da kommen einem die Tränen, die Emotionen sind natürlich ganz groß – gerade, weil man ja monatelang auf so einen Lauf hintrainiert hat.“ Minimum ein halbes Jahr, sagt der 55-Jährige. Alleine musste er die große Strecke allerdings nicht bewältigen. „Das Motto heißt: Die Crew bringt dich durch“, erklärt Rodriguez Baena.

Fahrradbegleitung George Jentsch stand dem Läufer zur Seite, unterstützte ihn. Schon zum dritten Mal in Folge sei er dabei gewesen. „Das ist das Schönste an dem Lauf.“

Der Sieg steht aber nicht im Fokus für Rodriguez Baena. Er kann es auch mal lockerer angehen lassen. Zuletzt nahm er mit Hausmeisterkollegen am Essener Firmenlauf teil, sei dort nur gewalkt. „Es macht auch Spaß, mal langsam zu laufen“, stellt der gebürtige Spanier. Hauptsache, man bewegt sich überhaupt.

Gedanken an das Aufhören? Verschwendet Rodriguez Baena noch keine. „Ich bin immer noch ambitioniert“, betont er. Zumal der Hausmeister weiterhin nach Trainingsplan trainiert – sechs Mal die Woche. „Es ist ein Gesundheitssport. Man muss ja auch keine hundert Kilometer laufen“, erklärt Rafael Rodriguez Baena. „Aber es ist unheimlich wichtig, dass man etwas tut.“