Essen. Die Leistung gegen den MSV Duisburg war ausbaufähg, das Resultat stimmt. Die SGS Essen hat ihr erstes Ziel erreicht, Teenager glänzt.

Mit drei Niederlagen und erst einem Punktgewinn war die SGS Essen in der Frauenfußball-Bundesliga aus der Winterpause gekommen. Dennoch war Trainer Markus Högner nicht unzufrieden mit den Auftritten seiner Mannschaft. Unter den Gegnern waren bekanntlich auch schon die Top drei der Liga: Bayern München, Wolfsburg und Eintracht Frankfurt.

„Wir dürfen unsere Leistung nicht am Ergebnis messen“, sagte er deshalb. Nachdem nun im Ruhrderby gegen den MSV Duisburg der erste Sieg glückte, änderte der 56-Jährige seinen Standpunkt: „Jetzt ist es genau andersrum: Heute zählt nur das Ergebnis.“

SGS Essen effizient – aber schwerfällig

Mit 4:1 fiel das zwar deutlich aus, doch auf dem Rasen ging es enger zu. „Mit der Leistung bin ich heute nicht zufrieden“, urteilte der Fußballehrer. „Wir sind schon nur sehr scher ins Spiel gekommen.“ Und das überraschte: Denn selbst gegen die Top-Klubs zeigten sich die Essenerinnen zuletzt gleich von Beginn an hellwach und erzeugten sofort Druck. Im Derby gehörte die Anfangsphase aber den Gästen. Vielleicht auch, weil MSV-Trainer Thomas Gerstner seine Startelf im Vergleich zum Pokalspiel unter der Woche auf sechs Positionen änderte. Högner schickte das gleiche Personal auf den Rasen.

Keinen Vorwurf muss sich die SGS in Bezug auf ihre Effizienz gefallen lassen: Der erste Angriff führte gleich zum Tor, weil Lilli Purtscheller recht ungestüm von MSV-Kapitänin Vanessa Fürst gelegt wurde und Natasha Kowalski vom Punkt ihren sechsten Saisontreffer markierte. „Aber auch die Führung hat uns keine Sicherheit gegeben“, monierte Högner. „Wir waren heute einfach schwerfällig.“ Aber den noch immer sieglosen Duisburgerinnen fehlten die fußballerischen Mittel, daraus Kapital zu schlagen. Denn für das Schlusslicht war hier durchaus mehr drin.

16-Jährige legt einen Treffer auf

Nachdem aber Bathmann den möglichen Ausgleich nach der Pause verpasste, durfte die SGS auch nach ihrem zweiten Torschuss jubeln. Nachdem der MSV eine Kowalski-Ecke nicht klärte, traf Beke Sterner artistisch zum 2:0. Und dieser Treffer sorgte dann doch vorerst für eine gewisse Sicherheit, weil die SGS nun auch ihre spielerische Überlegenheit aufblitzen ließ. Und ganz vorne haben die Essenerinnen in Ramona Maier eine Angreiferin, die den Ball derzeit offenbar nur irgendwie treffen muss, damit er reingeht. So war es nach dem Pokalspiel in Leverkusen nun auch im Derby.

Das Sprichwort vom „Glück der Tüchtigen“ trifft wohl auf niemanden so gut zu wie auf Maier. Die Vorarbeit leistete Kowalski, die damit an allen drei Treffern ihren Anteil hatte und ihre herausragende Form unterstrich. Ein Sonderlob vom Trainer bekam abe eine andere Essenerin: Kassandra Potsi. Erst im Januar feierte sie ihren 16. Geburtstag und erhielt von Högner den zweiten Kurzeinsatz, an dessen Ende gleich die erste Torbeteiligung stand. Potsi legte perfekt auf für Annika Enderle, die ihren ersten Treffer für die SGS markierte und in der Nachspielzeit zum 4:1-Endstand traf. „Das freut mich für beide sehr“, meinte Högner.

SGS Essen erreicht das vor der Saison gesteckte Ziel

Sehr viel weniger erfreut war er, dass seine Mannschaft es nach der komfortablen 3:0-Führung zuvor fast noch einmal spannend gemacht hätte: „Wir bekommen durch eine Standardsituation, die wir schlecht verteidigen, das 3:1 und Duisburg hat dann sogar noch per Freistoß die Chance auf den Anschlusstreffer, den Sophia Winkler überragend hält.“ Kein Wort verlor er darüber, dass seine Mannschaft mit dem Derbysieg die magische Marke von 20 Punkten überschritten hat. Genau das war vor Saisonbeginn noch das Ziel. Die braucht es üblicherweise für den Klassenerhalt.

Aber es zeigt die neue Realität an der Ardelhütte: Der Abstiegskampf war zu keinem Zeitpunkt der Saison ein Thema. Stattdessen haben sich die Essenerinnen im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt und könnten angesichts der dicken Brocken zu Jahresbeginn nun den fünften Platz anvisieren. Aber nicht mit Högner: „Die Tabelle interessiert mich nicht.“ Sein Blick dürfte schon über das Saisonende hinausgehen, um insbesondere die jungen Spielerinnen bis dahin noch einen Schritt weiterzubringen. Die Ruhe dafür dürfte er jedenfalls haben, damit er weiterhin Leistung vor Ergebnis beurteilen kann.

Weiter geht es mit dem Spiel in Bremen

Wobei er auch am Ende des Derbys noch versöhnliche Töne anstimmte: „Wir haben heute längst nicht so gut gespielt wie noch in München oder gegen Wolfsburg, aber wir haben 4:1 gewonnen und letztlich bin ich überglücklich, dass wir diesen Kraftakt mit dieser Englischen Woche mit zwei Siegen bewältigt haben.“

Sieben Tage haben seine Spielerinnen nun Zeit, Kraft zu tanken, um dann bestenfalls mit einer guten Leistung drei Punkte aus Bremen zu entführen.