Essen. Der Kapitän hört nach der Saison beim Zweitligisten auf, aber erst einmal warten wichtige Spiele. Elbflorenz Dresden kommt zum Tusem Essen.
Die Fans des Tusem Essen brauchen momentan schon vor den Heimspielen starke Nerven. Zum dritten Mal in Folge verkündet der Handball-Zweitligist, dass einer seiner wichtigsten Akteure ab dem Sommer nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Nach dem Abgang von Trainer Michael Hegemann und dem angekündigten Karriereende von Abwehrchef Malte Seidel zieht nun auch Kapitän Jonas Ellwanger einen Strich unter die Zeit als Profihandballer. Im Sommer beendet der 30-Jährige seine Laufbahn als Handballprofi.
Wenn an diesem Sonntag (Anwurf 17 Uhr) der HC Elbflorenz Dresden in die Sporthalle „Am Hallo“ kommt, beginnt also auch für Jonas Ellwanger ganz offiziell seine Abschiedstournee.
Tusem Essen: Ein besonderer Sportler sagt Tschüss
Dabei ist das Urgestein beim Tusem eigentlich gar nicht wegzudenken, schließlich gab es für den Rückraumspieler in seiner mittlerweile 20-jährigen Karriere keinen anderen Verein. Dazu ist Ellwanger auf der Margarethenhöhe stark verwurzelt, dort aufgewachsen und beim Tusem großgeworden. Zunächst in der Fußballabteilung am Fibelweg, ehe ihn sein Bruder Lukas ein paar Meter weiter zur Sporthalle „Lührmannwald“ mitnahm.
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Dort startete Jonas Ellwanger seine Reise im Handball, die ihn durch alle Jugendmannschaften bis hin zum Profi brachte. Sein Debüt feierte er im Jahr 2011 in Minden. Zu den Höhepunkten seiner Karriere zählten der verhinderte Abstieg 2017 in Saarlouis und natürlich der Aufstieg im Jahr 2020 in die 1. Bundesliga. Am 1. Juni wird Ellwanger dann in Lübeck sein letztes Profispiel absolvieren.
„Auf ein schönes letztes halbes Jahr - wie immer, mit vollem Einsatz“, sagt der Kapitän. Im Sommer verlässt er das Schiff und bricht auf zu neuen Ufern. Ellwanger wolle sich nun neuen beruflichen Herausforderungen stellen. Sicherlich ist dies für sein Privatleben eine vernünftige Entscheidung, denn der Familienvater würde als Handballer nur noch wenige Jahre Geld verdienen können. Und generell gilt in der Branche: meist ist das zweite Standbein stärker und stabiler. So sieht es eben auch Malte Seidel, der sich ab Sommer als Sozialarbeiter weiterentwickeln will.
Großer Umbruch steht beim Tusem an
Für den Tusem sind diese beiden Rücktritte nicht nur menschlich, sondern auch sportlich herbe Verluste. Es geht viel Erfahrung, viel Identifikation und viel Qualität verloren. Eine große Herausforderung also für die Sportliche Leitung um Herbert Stauber, die nun viele Lücken stopfen muss. Doch momentan scheint Stauber vor allem Zeit damit verbringen zu müssen, die richtigen Abschiedsworte zu verfassen.
Zum Karriereende von Jonas Ellwanger sagt er: „Es fällt mir persönlich sehr schwer die richtigen Worte für Jonas Karriereende zu finden, weil es emotional etwas ganz Besonderes für mich ist. Ich durfte ihn bereits als Jugendspieler von der E- bis A-Jugend begleiten. Mit seinem Talent, seiner Disziplin und mit dem absoluten Willen zum Leistungssport hat er es geschafft, das Gesicht des Tusem zu werden.“
Hegemann will eine bessere Leistung gegen Dresden sehen
Bevor es am Saisonende noch einmal emotional wird, richtet sich nun der Fokus auf das Sportliche. Denn auch da hat der Tusem einiges zu tun. Nach der 21:25-Auftaktniederlage gegen Potsdam geht es nun zuhause gegen den HC Elbflorenz aus Dresden. „Wir müssen uns weiter steigern“, sagt Tusem-Trainer Michael Hegemann.
Und mit Blick auf die knappe 24:26-Niederlage im Hinspiel fiel ihm auf: „Wir brauchen bei den entscheidenden Momenten, in denen das Spiel auf unsere Seite kippen kann, mehr Selbstbewusstsein und -vertrauen.“ Die Sachsen kommen als Tabellenachter mit einem der besten Torschützen der Liga: Rechtsaußen Lukas Wucherpfennig (108 Saisontore). Ob Essens Jonas Ellwanger in seinem siebtletzten Heimspiel seinem Team helfen kann ist allerdings noch fraglich, da ihn zuletzt Kniebeschwerden ausbremsten.