Essen. Nach Heimniederlage gegen Tilburg verfallen Moskitos kurzzeitig in eine Schockstarre. Der Blick aber geht schnell nach vorne – und auf Platz zwei

Groß war der Schock bei den Moskitos Essen nach der Schlusssirene des Heimspiels gegen die Tilburg Trappers. Wie groß genau, beschrieb Alexander Komov: „Du hättest eigentlich nach dem Spiel in die Kabine reinkommen sollen und in die Gesichter der Spieler sehen sollen“, sagte Essens Torschütze zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung auf Nachfrage dieser Redaktion. Was hätte man in den Gesichtern gesehen? „Es gab nichts mehr zu sagen. Es waren einfach leere Blicke, weil wir unbedingt den Sieg wollten.“

Moskitos verfallen kurzzeitig in Schockstarre

Den verspielte der Essener Eishockey-Oberligist vor 1400 Zuschauern am Westbahnhof allerdings noch im letzten Moment. Ausgleich in vorletzter Minute, der endgültige Knockout in der Verlängerung: Nach der späten 2:3 (0:1, 1:0, 1:1, 0:1)-Niederlage gegen die Trappers, die sich dadurch den alleinigen zweiten Platz sicherten und nun einen Punkt mehr auf dem Konto haben als Essen, verfielen die „Mücken“ in eine Schockstarre – allerdings nur kurzzeitig.

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Schon wenige Minuten nach der laut Trainer Danny Albrecht „besten Saisonleistung“ wechselten die Moskitos wieder in den Angriffsmodus. „Natürlich wollen wir uns mit Tilburg einen Kampf bis zum Ende liefern“, stellte Albrecht klar. Wichtig sei, das Heimrecht zu behalten und den Tabellenvierten fernzuhalten. Für Komov liegt der Fokus darauf, „den bestmöglichen Platz herauszuholen“, erklärt der Angreifer. „Ich denke, eher weniger nach hinten schauen, dass die anderen uns überholen könnten, sondern, dass wir jetzt Tilburg noch irgendwie kriegen.“

Moskitos zu Hause vor nächster komplizierter Aufgabe

Vergleichbar selbstbewusste, offensive Aussagen hatte man bislang in dieser Saison nur selten von den Moskitos gehört. Der mehr als überzeugende Auftritt gegen Tilburg aber macht Essen Mut für den Saisonendspurt, den die „Mücken“ am Freitag (20 Uhr, Westbahnhof) mit der nächsten komplizierten Heimaufgabe gegen die Hannover Indians einläuten. „Big Points“ im Rennen um das Playoff-Heimrecht stehen dann auf dem Spiel, mit einem Sieg könnten die Moskitos den Tabellenfünften auf 17 Punkte distanzieren.

Umkurvte Tilburgs Keeper vor dem 2:1: Alexander Komov von den ESC Wohnbau Moskitos.
Umkurvte Tilburgs Keeper vor dem 2:1: Alexander Komov von den ESC Wohnbau Moskitos. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Das Heimrecht wäre ihnen bei nur noch acht verbleibenden Hauptrundenspielen kaum noch zu nehmen, die Playoff-Qualifikation ist ohnehin nur noch Formsache und könnten die Essener unter Umständen bereits am Wochenende eintüten. Die Spitze hat der ESC hingegen spätestens nach der Overtime-Pleite gegen Tilburg, die den Gastgebern nur einen Punkt bescherte, aus den Augen verloren. Essen präsentierte sich zu Hause so gut wie seit Jahren nicht mehr gegen die Niederländer. 50:36 hieß das Schussverhältnis nach knapp 62 Minuten zu Gunsten der Moskitos.

Trappers-Coach Mason über Moskitos: „Diese Mannschaft wird weit gehen“

„Eine Klasse besser“ sei man gewesen als Tilburg, schwärmte Albrecht von seiner Mannschaft. Trappers-Coach Doug Mason sagte in Bezug auf die Playoffs über die Moskitos: „Ich bin überzeugt davon, dass diese Mannschaft weit gehen wird.“ Für Komov war der nur eine Punkt besonders bitter, „weil wir das letzte Spiel gegen die Scorpions auch verloren hatten. Da war es nur teilweise gut - ab dem zweiten Drittel“, erklärte der Torschütze. „Jetzt haben wir es geschafft, alle drei Drittel konstant wirklich gut zu spielen. Es hat trotzdem nicht gereicht. Das ist sehr frustrierend.“

Wir sind heute sehr viel Schlittschuh gelaufen, haben wirklich viele, viele gute Torchancen kreiert und sind gegenüber oft am gegnerischen Torwart gescheitert.
Moskitos-Trainer Danny Albrecht

Was fehlte, waren die Tore. In der Defensive standen die Hausherren über weite Strecken kompakt, ließen kaum etwas zu. Auf der Gegenseite kreierten sie unzählige hochkarätige Möglichkeiten, durften knapp zwölf Minuten in Überzahl spielen, Essener Tore fielen aber nur zwei. „Wir sind heute sehr viel Schlittschuh gelaufen, haben wirklich viele, viele gute Torchancen kreiert und sind gegenüber oft am gegnerischen Torwart gescheitert“, haderte Albrecht.

Moskitos: Alexander Komov nach Torerfolg erleichtert

Trappers-Torhüter Cedrick Andree machte einen bärenstarken Job und rettete Tilburg immer wieder in höchster Not. In aussichtsreichen Positionen setzten die Moskitos die Scheibe aber auch immer wieder über oder neben das Tor – der Puck wollte nicht rein. Die beiden Moskitos-Treffer aber hatten es in sich: Beim 1:1-Ausgleich strahlte der Lette Elvijs Biezais die Scheibe im Powerplay unter das Tordach.

Vor dem 2:1 setzte sich Komov gegen einen Gegenspieler durch und umkurvte auch Andree im Tor – der typische Move des 22-Jährigen. Endlich war er auch effektiv – und in Komovs Jubel schwang auch eine Menge Erleichterung mit. „Nach vielen ungenutzten Chancen von mir war es schon ganz gut, mal zu treffen“, sagte er. Unnötig war hingegen der Tilburger Siegtreffer in der Verlängerung: Als alle drei Essener Spieler wild nach vorne stürmten, fehlte in der Defensive einmal mehr die Absicherung – das wurde bestraft. Ärgerlich für die Moskitos.

So haben sie gespielt

Moskitos – Tilburg Trappers 2:3 n.V.
Drittel: 0:1, 1:0, 1:1, 0:1.
Tore: 0:1 (12.), 1:1 Biezais (36.), 2:1 Komov (42.), 2:2 (59.), 2:3 (62.).
Strafminuten: Essen 12 – Tilburg 16.
Zuschauer: 1388.