Essen/Herne. Der Herner EV triumphiert mit 3:2 im Revierderby bei den Moskitos Essen – mit Nils Liesegang. Das sagt der Routinier zu seinem Comeback.
Als Nils Liesegang die Gästekabine der Eissporthalle am Westbahnhof verlässt, ist von Derbysieger-Euphorie eigentlich nichts zu spüren. Alles normal, oder? So ruhig und nüchtern analysiert der Angreifer des Herner EV jedenfalls den 3:2 (1:1, 1:1, 1:0)-Derbysieg bei den Moskitos Essen.
Dabei war das, was in den 60 Minuten zuvor passiert war, alles andere als normal: Die Miners, als krasser Außenseiter und ohne Kontingentspieler an den Westbahnhof gereist, kamen nach zweimaligem Rückstand gegen den Tabellenzweiten zurück, entschieden das Revierduell in den Schlussminuten und versetzten den Großteil der 3500 Zuschauer in eine Schockstarre. Danach durfte mit den knapp 300 mitgereisten HEV-Fans ausgiebig gefeiert werden. Wer hätte das schon für möglich gehalten? „Wir haben einfach diszipliniert 60 Minuten in unserem System gearbeitet“, sagte „Liese“, der nach knapp sechswöchiger Krankheitspause erstmals wieder in der Oberliga auf dem Eis stand.
Herner EV: Liesegang ist noch nicht wieder bei 100 Prozent
„Im Derby sein Comeback zu feiern, ist natürlich noch einmal eine Spur schwieriger als in einem normalen Spiel. Ich bin glücklich über die drei Punkte, meine Leistung soll jemand anders bewerten.“ Warum? Selbst nicht überzeugt gewesen? „Ich bin natürlich noch nicht zufrieden und so richtig drin. Es dauert noch ein bisschen, bis ich wieder bei einhundert Prozent bin“, erklärt Liesegang.
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Ein entscheidender Faktor war der 36-Jährige noch nicht wieder im Herner Spiel, verzichtete auf unnötige Strecken auf dem Eis, konnte das Geschehen mit seiner Routine aber immerhin hier und da beruhigen, was den Miners in die Karten spielte. Liesegang fiel zuletzt mit einer „Gesichtslähmung“ aus. „Das hat mich ein bisschen Zeit gekostet, um da wieder herauszukommen“, meint er.
Herne-Trainer Stolikowski: „Das ist Herz, Charakter und Leidenschaft“
Pünktlich zum Derby – dem wichtigsten Spiel für die Eishockey-Fans im Revier – war er aber wieder spielbereit. „Überragend“ sei die Atmosphäre gewesen, sagte Liesegang. „Derbys sind immer schön – egal, ob in Essen, Herne oder Duisburg. Es war eine wunderbare Stimmung, sehr laut. So macht Eishockey am meisten Spaß.“ Dazu lief der Abend auch noch nach Plan, womit die Miners selbst etwas überrascht gewesen sein dürften: Trotz vieler Ausfälle und der Erkältungswelle, die unter der Woche den Herner Kader überrollte, setzten die Gäste ihren Matchplan konsequent um.
„Ich habe den Jungs gesagt: Derby ist Derby – egal welcher Tabellenplatz“, sagte Trainer Tobias Stolikowski. „Das ist Herz, Charakter und Leidenschaft. Das haben wir gezeigt.“ Die Strategie sei gewesen, die neutrale Zone dicht zu machen und Essens erste Reihe um das lettische Kontingent-Trio aus dem Spiel zu nehmen. „Das haben wir natürlich nicht 60 Minuten lang hinbekommen, aber die Jungs haben gekämpft vom Anfang bis zum Schluss. Ich bin ganz stolz auf meine Mannschaft“, freute sich Stolikowski.
Herner EV macht hinten dicht und setzt Nadelstiche
Die Gäste machten es clever: Sie standen in der Defensive stabil, verdichteten die Räume vor dem Tor. Die Moskitos, die über weite Strecken drückend überlegen waren, fanden in letzter Konsequenz nicht die richtige Lösung. Ambitionen, großartig mitzuspielen? Hatte der HEV gar nicht, das wäre bei den ungleichen Voraussetzungen der beiden Erzrivalen wohl ohnehin nach hinten losgegangen. Die Gysenberger aber setzten gelegentlich ihre Nadelstiche und waren dabei gnadenlos effektiv.
Moskitos unterliegen im Derby dem Herner EV
Maximilian Braun glich in der Schlusssekunde des Anfangsdrittels zum 1:1 aus, Dennis Swinnen egalisierte die neuerliche Essener Führung nach einem erfolgreich überstandenen Powerplay im Mittelabschnitt. Vier Minuten vor der Schlusssirene überraschte Stephané Döring die Gastgeber und setzte den Lucky Punch. Der Plan, er ging auf. Zumal Herne im Schlussdrittel nicht einbrach und die zu verspielten Essener verzweifeln ließ. Was kann der Derbysieg dem HEV, der bislang in dieser Saison noch zu keiner stabilen Form gefunden hat, geben? „Ich hoffe, er verleiht uns ein bisschen Aufschwung, Sicherheit und Selbstvertrauen, sodass wir einfach mal das spielen, was wir können – auch über 60 Minuten und das über mehrere Spiele“, sagt Liesegang.
So haben sie gespielt
Moskitos Essen – Herner EV Miners 2:3
Drittel: 1:1, 1:1, 0:1
Tore: 1:0 Gottwald (4.), 1:1 Braun (20.), 2:1 Augstkalns (27.), 2:2 Swinnen (33.), 2:3 Döring (57.)
Strafminuten: Essen 6 – Herne 12
Zuschauer: 3498