Essen. Zwei ganz wichtige Tore hat Annalena Rieke für die SGS Essen erzielt. Sie startet durch – trotz einer Dreifachbelastung. Wie schafft sie das?

Am Montagabend schoss Annalena Rieke den 1:0-Siegtreffer gegen den MSV Duisburg und durfte sich als Derbyheldin feiern lassen. Zehn Stunden später bearbeitete sie im Büro dann schon wieder einen Antrag auf Krankengeldzahlung. Für die 24-Jährige ist das Alltag: Vormittags ist sie Kauffrau für Gesundheit bei einer Krankenkasse und nach Dienstschluss Spielerin der SGS Essen in der Frauenfußball-Bundesliga. Und als wäre das noch nicht genug, absolviert sie zusätzlich noch ein berufsbegleitendes Fernstudium in BWL.

Ein straffes Pensum leistet die Mittelfeldspielerin. „Aber ich brauche das“, sagt sie. „Fußball ist für mich der Ausgleich zur Arbeit und andersrum.“ Dennoch hat sie zu diesem Monat ihre Stunden bei der Krankenkasse reduziert und arbeitete nur noch in Teilzeit. Bei der SGS ist das Gegenteil passiert: In der Vorsaison kam Rieke noch überwiegend von der Bank, jetzt ist sie unter Trainer Markus Högner Vollzeitkraft. In allen vier Partien stand sie in der Startelf und schoss gegen Eintracht Frankfurt und eben den MSV jeweils das wichtige Tor zum 1:0.

SGS Essen: Rieke macht’s „super viel Spaß“

„Im Moment macht es einfach super viel Spaß. Ich konnte die Saison-Vorbereitung voll durchziehen und durch die vielen Tests genügend Spielpraxis sammeln“, sagt die gebürtige Münsterländerin. Dass es in der Vorsaison überwiegend bei Kurzeinsätzen blieb, wurmte sie: „Ich habe nie richtig in den Rhythmus gefunden, weil ich immer wieder krank war oder irgendwelche Blessuren hatte.“ Die Lösung hat sie selbst gefunden und zwischen den Spielzeiten etliche Extraschichten geschoben, um an ihrer Physis zu arbeiten.

Derbysieg! So holte die SGS Essen die drei Punkte in Duisburg.

Dank zusätzlichem Krafttraining und einer gesteigerten Grundlagenausdauer fühlt sich Rieke nun topfit. Ein Problem aber gab es dennoch: Ihre Lieblingsposition im Angriffszentrum ist mit Ramona Maier besetzt. „Das Trainerteam hatte dann die Idee, mich auf die Sechs ins defensive Mittelfeld zu stellen. Taktisch musste ich einiges dazulernen, aber mittlerweile fühle ich mich neben Katha Piljic immer wohler. Auf der Position hat man einen großen Einfluss auf das Spiel“, beschreibt sie. Und ihre Torgefahr konnte sie dennoch zeigen.

Nicht nur wegen dieser Umschulung war der Weg von Rieke ein ungewöhnlicher. Sie debütierte bereits mit 17 Jahren für den USV Jena in der Eliteliga und wechselte dann zur SGS, die sich mit der Entwicklung von Talenten bekanntlich auskennt. Doch der Durchbruch gelang ihr nicht. „Ich bin schon mit einem Bandscheibenvorfall nach Essen gekommen und habe die höhere körperliche Belastung nicht vertragen. Deshalb habe ich erstmal einen Schritt zurück gemacht.“ Nämlich in die 2. Liga zum FSV Gütersloh.

SGS empfängt Werder Bremen

Dort reifte Rieke und wagte im Vorjahr den zweiten Anlauf bei der SGS. Mit Erfolg, denn auch an diesem Samstag (14 Uhr, Stadion an der Hafenstraße) dürfte sie gegen Werder Bremen wieder in der Startelf stehen. Eine Aufgabe, die Spannung verspricht: „Ich sehe uns auf Augenhöhe. Bremen ist kämpferisch stark und eklig zu spielen. Dazu sind sie nach ihrem guten Start im Aufschwung.“ Das gilt allerdings auch für die SGS, die ebenfalls mit sechs Punkten gut dasteht. „Wir hatten eine lange Vorbereitung und jetzt einfach richtig Bock auf die Saison.“

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