Frankfurt. Futkeu knüpft in Frankfurt an seine überragende Vorsaison an. Hier spricht er exklusiv über den Start und den Sprung in den Bundesliga-Kader.
In letzter Sekunde verließ Randal Kolo Muani Eintracht Frankfurt Richtung Paris. Eine unglaubliche Summe von 95 Millionen Euro überwies der französische Meister für den streikenden Torjäger an die Hessen. Zeit, um die Rekordeinnahme für einen Ersatzmann zu reinvestieren? Hatte die Eintracht keine mehr, weil das Transferfenster in Deutschland bereits geschlossen war. +
Der Bundesligist kann nur noch vereinslose Spieler verpflichten, weswegen sich der Blick auf interne Lösungen richtet: Omar Marmoush und Jessic Ngankam stehen zur Verfügung, Lucas Alario feierte kürzlich sein Comeback – und da gibt es noch einen anderen: Noel Futkeu – oder?
Essener Junge Noel Futkeu trifft und trifft bei Eintracht Frankfurts U21
Der gebürtige Essener knüpft in der U21 der Eintracht nahtlos an seine Vorsaison an, als er in Diensten des ETB Schwarz-Weiß mit 30 Treffern zum Oberliga-Torschützenkönig avancierte. Nach seinem Wechsel zu den Jungadlern knipste Futkeu in seinen ersten sechs Regionalliga-Spielen gleich sieben Mal und steuerte drei Assists bei – eine überragende Quote. Das 20 Jahre alte Talent drängte sich für eine Schnupperstunde bei den Profis auf und wurde kürzlich belohnt: Am Donnerstag durfte Futkeu im Testspiel im Rahmen der Länderspielpause gegen Zweitligist Wehen Wiesbaden sein Profi-Debüt feiern – so schnell kann’s gehen.
„Ich habe meine Sache ganz ordentlich gemacht. Es hat wieder großen Spaß gemacht, mit den ganzen Jungs zusammen zu kicken“, sagt Futkeu im Gespräch mit dieser Redaktion. „Für mich war es eine tolle Erfahrung.“ In der 60. Minute wurde der Deutsch-Kameruner für Routinier Sebastian Rode eingewechselt, die Eintracht siegte 3:1 (1:1).
Lesen Sie hier: Eintracht Frankfurt feiert Noel Futkeu.
Bereits am Dienstag durfte der quirlige Angreifer erstmals mit dem Bundesliga-Team trainieren und mit erfahrenen Erstliga-Spielern auf dem Rasen stehen – etwas Besonderes für den Youngster, der vor ein paar Monaten noch am Uhlenkrug auflief. „Es hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht, auf dem Niveau trainieren zu dürfen“, meint Futkeu. Es sei schon etwas anderes. „Das sind ja alles Spieler, die schon sehr viel erreicht haben in ihrer Karriere. Von diesen Spielern kann ich mir auf jeden Fall etwas abgucken.“
Noel Futkeu ist in Frankfurt angekommen
Seit Mitte Juni lebt Futkeu, der Anfang Mai einen Profi-Vertrag bei der Eintracht bis 2026 unterschrieb, inzwischen in Frankfurt, er hat sich im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) prima eingewöhnt – auch wenn er wieder auf sich allein gestellt ist. In Essen hatte er noch bei seiner Familie gewohnt.
Eine Riesenumstellung sei es aber nicht gewesen, da er bereits während seiner Zeit bei der Zweitvertretung des 1. FC Köln alleine gewohnt hatte. Futkeu sagt: „Die Jungs haben mich super aufgenommen. Wir unternehmen auch privat einige Sachen.“
Noel habe sich super integriert, sagt auch Kristjan Glibo. „Die Mannschaft hat es ihm und den anderen Neuzugängen aber auch leicht gemacht. Seine guten Leistungen auf dem Platz zeigen, dass er bei Eintracht Frankfurt voll angekommen ist“, so der U21-Coach, der Futkeu als angenehmen Menschen und Mitspieler beschreibt.
Die Harmonie spiegelt sich auch auf dem Platz wider: Nach einem holprigen Auftakt mit nur einem Punkt aus zwei Spielen haben sich die Jungadler nach vier ungeschlagenen Partien (drei Siege, ein Unentschieden) auf Platz vier der Regionalliga Südwest mehr als nur stabilisiert – keine Selbstverständlichkeit als Aufsteiger aus der fünftklassigen Hessenliga. Der agile Angreifer, der durch sein Tempo, seine Leichtfüßigkeit und sein starkes Dribbling besticht, überzeugte in den ersten Spielen auf ganzer Linie und strahlt vor dem Tor inzwischen eine Coolness aus.
Trainer Glibo lobt den Knipser
Futkeu habe in den letzten zwei Monaten einen großen Schritt nach vorn gemacht, erklärt Glibo. „Wir haben ihn geholt, damit er für uns Tore schießt – und genau das gelingt ihm momentan sehr gut.“ Dazu schafft er das auf fast allen möglichen Wegen: Bei den Kickers Offenbach knipste er mit rechts, gegen den FC 08 Homburg mit links, gegen TuS Koblenz per Volley und beim KSV Hessen Kassel per Kopf.
Futkeu trainiert bei Twente mit – und überzeugt: So schlug er sich beim ETB.
Beim jüngsten 6:1-Erfolg gegen die Zweitvertretung des FSV Mainz 05 glänzte er mit einem Hattrick – was für erste Wochen für Futkeu. Fünf Spiele in Folge traf der Torjäger zuletzt – und kann seine Serie am Samstag (14 Uhr) beim TSV Steinbach Haiger weiter ausbauen. Sein Knipser-Rezept?
„Das ist das Selbstvertrauen, das ich mir in der letzten Saison beim ETB geholt habe und auch die Entwicklung, die ich noch mal genommen habe. Ich war immer und bin weiterhin der Meinung, dass Spielpraxis das A und O ist“, erklärt der aktuell beste Torschütze der Regionalliga Südwest. „Das hat bei mir Früchte getragen, weil ich letzte Saison sehr viel und zum Glück erfolgreich gespielt habe. Ich wollte das einfach in die nächste Saison mitnehmen.“
Das ist Futkeu mehr als gelungen – zumal er durch viel individuelles Training in kürzester Zeit große Fortschritte gemacht habe, wie sein Trainer erklärt. „Beispielsweise in der Ballbehauptung, dem Freilaufverhalten und der Cleverness. Auch Abschlüsse mit dem linken Fuß trainiert Noel fleißig“, sagt Glibo. Erst kürzlich belohnte sich der ehemalige RWE-Debütant mit einem Treffer mit links.
Auch interessant
Kann Futkeu seine überragende Form in den nächsten Wochen halten, drängt sich zwangsläufig die Frage auf: Wie sieht seine Perspektive konkret aus? Was braucht es für eine Nominierung für den Bundesliga-Kader? Der Plan ist, sich über das Training und die Spiele der U21 weiterzuentwickeln und für Profi-Einsätze zu empfehlen.
Was Noel Futkeu jetzt wichtig ist
„Für mich ist jetzt eigentlich nur wichtig, dass ich meine Leistung in der U21 bringe. Mein voller Fokus gilt gerade nur der Regionalliga“, erklärt der 20-Jährige. „Ich bin der Meinung: Wenn die Zeit reif ist, wird es auf jeden Fall irgendwann passieren, dass man eventuell oben vielleicht dabei ist, aber das muss ich mir alles hart erarbeiten.“
Grundsätzlich, sagt Jungadler-Coach Glibo, gelte: „In der U21 hat jeder Spieler die Möglichkeit, mit Leistung auf sich aufmerksam zu machen. Dass zuletzt Noel – wie auch Nacho Ferri – bei den Profis mittrainieren durfte, ist dann der Lohn für harte Arbeit und erbrachte Leistungen.“ Einen kleinen Vorgeschmack auf die Stimmung im Deutsche Bank Park gönnte sich Futkeu beim Relegations-Heimsieg in der Conference League gegen Levski Sofia (2:0).
„Geiles Stadion, super Fans, geile Atmosphäre“, schwärmt Futkeu. „Das war schon geil, da zu sitzen.“ Und wer weiß, vielleicht steht der gebürtige Essener ja bald selbst unten auf dem Rasen – und darf sich seinen Bundesliga-Traum erfüllen.
Hier gibt es alle News aus der Essener Fußballszene.