Essen. Oberligist ETB Schwarz-Weiß hat sich in der abgelaufenen Saison zur guten Adresse für junge Spieler entwickelt. Das steckt hinter der Philosophie
Ein kleiner Wermutstropfen war der enttäuschende Saisonendspurt für die sonst so überzeugende Oberliga-Spielzeit des ETB Schwarz-Weiß. In den letzten Wochen rutschten die Essener in der Tabelle ab, beendeten die Saison letztlich auf Platz fünf, nachdem sie monatelang den Regionalliga-Aufsteiger SSVg Velbert dicht verfolgt hatten.
Eines kann den Schwarz-Weißen aber nicht mehr genommen werden: Der Status als Entwicklungsverein und gute Adresse für junge Spieler, die den ETB als Zwischenschritt sehen oder auf ihre zweite Chance hoffen, in den Profifußball zu rutschen. „Der ETB sieht sich mittlerweile auch ein wenig als Ausbildungsverein oder als Sprungbrett, wo junge Spieler sagen: Das ist mein nächster Schritt, da möchte ich hin, da möchte ich mich weiterentwickeln“, erklärt Cheftrainer Damian Apfeld.
Futkeu und Romano als positive Beispiele
Aus dieser Saison bleiben vor allem zwei Spieler positiv in Erinnerung, die als perfekte Beispiele für die Philosophie dienen: Noel Futkeu (20) und Marcello Romano (22). Futkeu begeisterte die Zuschauer am Uhlenkrug durch seinen dynamischen Spielstil und seine Leichtfüßigkeit. Der gebürtige Essener, den es zur U21 von Eintracht Frankfurt zieht, avancierte mit 30 Treffern zum besten Torschützen der Oberliga Niederrhein.
„Das Vertrauen des Trainers hat eine sehr, sehr große Rolle gespielt. Ich habe durch ihn sehr viele Spielminuten bekommen“, sagt Futkeu auf Nachfrage dieser Redaktion. „Wenn du fast immer über die volle Distanz auf dem Platz stehst, machst du Schritte nach vorne – das war der entscheidende Punkt für meine positive Entwicklung.“
Romano bewegte sich zwar oft im Schatten Futkeus, überzeugte aber ebenso mit 20 Toren und sechs Assists. Der Offensivmann verabschiedete sich mit einem Hattrick beim 3:2-Heimsieg gegen Monheim am letzten Spieltag vom Uhlenkrug, Romano wechselt bekanntlich zu Preußen Münster – und darf auf eine Zukunft im Profifußball hoffen. Für den Fall, dass das nicht gelingt, bietet der ETB seinen Spielern die Chance, sich neben dem Rasen weiterzubilden.
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Durch seine breite Sponsorenlandschaft hat der Verein die Möglichkeit, den Spielern Ausbildungsplätze zu vermitteln, was laut Apfeld wichtig sei, um ihnen eine geregelte Tagesstruktur zu geben. Die Sponsoren lernen die Spieler innerhalb einer Saison kennen, können sich ein Bild des Charakters und der Disziplin machen, die Spieler wiederum ihre Bewerbungsmappe abgeben. „Eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, meint Apfeld, der den wichtigsten Baustein für die Entwicklung aber auf dem Rasen sieht.
Trainerteam beim ETB arbeitet in kleinen Gruppen
Durch das große Trainerteam können die Essener in kleinen Gruppen individuell arbeiten, „praktisch an jedem einzelnen Spieler schrauben“. Regelmäßig, mehrmals pro Woche finden Fördertrainings statt. Für die Offensivspieler ist Peter Schreiner zuständig. Der 70-Jährige ist inzwischen seit neun Jahren in verschiedenen Funktionen beim ETB tätig und hat sich auf das Individualtraining und den Torabschluss spezialisiert.
„Peter kümmert sich um die Offensivspieler – um unsere Stürmer – in Trainingsformen, die er immer weiterentwickelt“, erklärt Apfeld. Schreiner hat damit maßgeblichen Anteil an der rasanten Weiterentwicklung – wie etwa von Futkeu und Romano. „Wenn ich auf die Saison zurückblicke, hat mir das Training mit Peter Schreiner auf jeden Fall geholfen. Wir haben sehr, sehr viele Abschlüsse trainiert und wie man sich als Stürmer zu verhalten hat“, meint Futkeu.
Schreiner sammelte Erfahrungen auf der ganzen Welt
Schreiner habe schon einiges an Erfahrung in der ganzen Welt gesammelt. „Das hat mich auch ein bisschen nach vorne gepeitscht.“ Schreiner gilt als weltweit anerkannter Experte für den Kinder- und Jugendfußball, leitet Fortbildungen beim Bund Deutscher Fußballlehrer und hat seine Trainingsmethoden bereits in 28 Ländern präsentiert – in Theorie und Praxis.
„Das Entscheidende ist, zu sehen: Wo ist ein Detail, das den Spieler besser macht? Wo ist ein Detail, wo er nicht so gut ist und man ihm helfen kann? Wo kann er Schritte nach vorne machen und Fehler vermeiden?“, erklärt Schreiner seine Herangehensweise. Angreifer müssen eine Torjägermentalität entwickeln, die Mannschaft dazu bringen, dass sie für den Stürmer arbeitet. Manchmal gehe es auch darum, mentale Baustellen zu lösen – zum Beispiel im Eins-gegen-Eins die Überlegungsnot zu vermeiden. Es müsse Selbstvertrauen vermittelt werden.
Damian Apfeld setzt verstärkt auf Individualtraining
„Das ist eigentlich das Geheimnis dahinter, dass man durch Trainingsformen den Spieler immer wieder stark macht“, so Schreiner. In etlichen, rund 30-minütigen Trainingseinheiten hat er in dieser Saison mit den Offensivspielern an Präzision, Kopfbällen und dem Eins-gegen-Eins gearbeitet. Das Entscheidende für den erfolgreichen Weg des ETB laut Schreiner: „Damian Apfeld ist der erste Trainer beim ETB, der ganz stark auf Individualtraining setzt.“
In Futkeu und Romano verlassen zwei der talentierten Jungs den Uhlenkrug, aber für Nachschub ist schon gesorgt. Unter anderem verstärkt in Brightney Igbinadolor ein junger Mittelstürmer vom SV Sodingen die Schwarz-Weißen. „Da freue ich mich schon drauf“, meint Schreiner. „Ich habe gehört, er soll ein Rohdiamant sein.“
Und das Beispiel Guiliano Zimmerling zeigt, dass die Schwarz-Weißen es auch schaffen, junge Leistungsträger trotz höherklassiger Angebote vom eigenen Weg zu überzeugen – und an den Uhlenkrug zu binden.
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