Essen. Torhüter Sebastian Bliß verlässt nach 13 Jahren den Zweitligisten Tusem Essen. Ein positive Zeit, aber das Ende hatte er sich anders vorgestellt.
Nach 13 Jahren bei Tusem Essen schlägt Torhüter Sebastian Bliß ein großes Kapitel seines Sportlerlebens zu und stellt sich einer neuen Herausforderung. Bevor der 32-Jährige zum Drittliga-Aufsteiger Handball Interaktiv nach Ratingen wechseln wird, haben wir mit ihm über seine bewegte Zeit in Essen gesprochen.
Herr Bliß, 403 Pflichtspiele haben Sie für den Tusem absolviert und nun standen Sie das letzte Mal zwischen den Pfosten. Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Bliß: Ich konnte mich ja schon länger darauf vorbereiten. Und sicherlich verlief das letzte Jahr nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Damit war ich sehr unzufrieden und deswegen glaube ich, dass ich durchaus das eine oder andere Tränchen mehr vergossen hätte, wenn ich schon vor einem Jahr gegangen wäre.
Eigentlich keinen Grund gehabt, Tusem Essen zu verlassen
Sie kamen in dieser Saison in nur 16 Spielen zum Einsatz, teilweise standen sie gar nicht im Kader. Sind Sie in gewisser Weise froh, dass die Zeit beim Tusem nun endet?
Eigentlich hätte ich keinen Grund gehabt den Tusem zu verlassen. Hier hatte ich eine gute Kombination aus Beruf und Handball. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich hier gerne weitergemacht hätte. Aber das letzte Jahr hat sich nun mal nicht so entwickelt, wie ich es mir erhofft hatte. Eigentlich sollten die Spielanteile gerecht aufgeteilt werden, das hat sich allerdings nicht bewahrheitet.
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Was hätten Sie sich von den Verantwortlichen gewünscht?
Dass sie offener kommunizieren, damit ich weiß, woran ich bin. Ich wäre der Letzte gewesen, der sich eingeschnappt in die hintere Ecke verzogen hätte. So war das alles für mich keine einfache Situation und aus psychischer Sicht nicht leicht.
Und wann haben Sie die Entscheidung getroffen, dass Sie den Verein nun verlassen wollen?
Für mich war recht schnell klar, dass ich nicht in einer Stand-by-Rolle bleiben möchte. Ich bin in einem guten Torhüter-Alter und glaube, dass ich noch eine richtig gute Phase haben werde. Und dann hat sich die Möglichkeit in Ratingen ergeben, wo ich zu der aktuellen Aufbruchsstimmung etwas beitragen möchte.
Wechsel nach Essen: „Für mich war es eine Riesenumstellung“
Vorher beenden Sie das Kapitel beim Tusem zu. Erinnern Sie sich noch an den Anfang?
Ja, ich bin damals am Tag der Loveparade-Katastrophe im Ruhrgebiet angekommen. Ich war damals 20 Jahre alt, kam vom Dorf und war plötzlich in einer ganz neuen Welt. Für mich war es eine Riesenumstellung und ich habe in Essen zum ersten Mal alleine gelebt. Rückblickend bin ich sehr stolz darauf, wie ich mich seitdem entwickelt habe – eben nicht nur als Handballer, sondern auch persönlich.
Sie haben Ihren Lebensmittelpunkt mittlerweile in Essen, haben hier Ihre Freundin gefunden und arbeiten bei einem Energieunternehmen in Rüttenscheid. Inwieweit hat all das auch eine Rolle bei der Vereinssuche gespielt?
Wir fühlen uns hier absolut wohl und wollen auch nicht unbedingt weg. Wir haben alles, was wir brauchen. Dass sich in Ratingen die Chance ergeben hat, ist natürlich super.
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Fans feiern und vermitteln ein gutes Gefühl zum Abschied
Was wird Ihnen aus der Zeit in Essen im Gedächtnis bleiben?
Es war eine richtig schöne Zeit, die ich immer sehr demütig genossen habe. Ich habe viele Höhen und Tiefen miterlebt. Das Abstiegsfinale in Saarlouis, danach die spannende Zeit mit Jaron Siewert als Trainer inklusive Aufstieg in die erste Liga. Ich durfte super viel lernen, im Handball und auf der Arbeit. Ich bin hier von einem Jugendlichen zum Mann geworden und hätte nie gedacht, dass Handball in meinem Leben so einen Stellenwert haben würde. Vermissen werde ich sicherlich auch die Fans und die Heimspiele „Am Hallo“.
Gegen den TV Hüttenberg standen Sie zum letzten Mal für den Tusem bei einem Heimspiel im Tor. Inwieweit konnten Sie dieses Spiel noch einmal genießen?
Besser hätte ich es mir nicht ausmalen können. Von Anfang bis Ende war es richtig schön und am Ende hatte ich Gänsehaut, als die ganze Halle stand und meinen Namen gerufen hat. Das gibt mir ein positives Gefühl zum Abschied.
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