Essen. Zweitligist Tusem Essen hat eine Saison mit Höhen und Tiefen erlebt. Trainer Michael Hegemann blickt zurück und gibt auch Persönliches preis.

„Langeweile habe ich noch nicht“, sagt Michael Hegemann mit einem sympathischen Grinsen. Der Trainer von Tusem Essen hat sein erstes Jahr als Chef an der Seitenlinie hinter sich gebracht und könnte eigentlich die Sommerpause in der 2. Handball-Bundesliga genießen. Doch so ganz kommt der 46-Jährige natürlich nicht vom Handball los.

Der Tusem beendete die Spielzeit auf Rang neun, aber durchatmen konnte Hegemann direkt danach noch nicht. Denn der Lehrgang zur A-Lizenz bedeutete eine weitere Woche voller Handball in seinem Leben. „Und vorher standen noch ein paar Analysen der letzten Saison an“, ergänzt der Weltmeister von 2007. Immerhin: Aber ein paar Tage ab in den Urlaub zum Abschalten, das muss dann doch sein.

Umbruch bei Tusem Essen insgesamt ganz gut hinbekommen

Den Kopf freizubekommen, das dürfte für Michael Hegemann durchaus wichtig sein nach diesem fordernden Jahr. Der Trainer übernahm das Amt von Jamal Naji und musste einen ersten Umbruch bewältigen. Dies gelang über die ganze Saison gesehen sehr ordentlich, immerhin konnten die Neuzugänge und junge Spieler einige Fortschritte machen. Generell schafften es viele Spieler, sich noch einmal individuell weiterzuentwickeln, darunter Nils Homscheid oder Alexander Schoss.

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Die Mannschaft insgesamt zeigte jedoch sehr schwankende Leistungen. Nach gutem Saisonstart lief es wochenlang nicht nach Plan und es hagelte Niederlagen. „Aber das Spiel in Balingen war aus meiner Sicht der Wendepunkt. Wir haben zwar verloren, aber von da an hatte ich das Gefühl, dass die Ideen der Trainer und der Spieler zusammenpassen und wir unseren Weg gefunden haben“, schaut Hegemann zurück.

Auf die Dienste von Justin Müller müssen Trainer Michael Hegemann und Tusem Essen künftig verzichten.
Auf die Dienste von Justin Müller müssen Trainer Michael Hegemann und Tusem Essen künftig verzichten. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Das war Ende Oktober – und in der Tat: Danach ist der Tusem zu Hause ungeschlagen geblieben. Nur auswärts stockte der Motor noch zu häufig, vor allem im Angriff. „Wären wir auswärts stabiler gewesen, wäre definitiv mehr möglich gewesen. Dennoch war die Saison aus meiner Sicht zufriedenstellend“, sagt der Trainer, der sich allerdings auch über die teils haarsträubende Chancenverwertung seiner Jungs ärgert: „Die Abschlussquote können und müssen wir verbessern. Generell müssen wir mehr Kapital aus unserer starken Abwehr und unserem Tempospiel schlagen.“

Trainer Hegemann hat anstrengende Monate bei Tusem Essen hinter sich

Dies gilt es, in der kommenden Saison umzusetzen. Allerdings werden unter anderem in Justin Müller und Eloy Morante zentrale Figuren auf dem Spielfeld fehlen. „Es ist eine enorme Herausforderung, auf die ich mich aber freue. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das hinbekommen“, gibt sich Hegemann optimistisch. Inwieweit die Neuzugänge um Max Neuhaus (Eulen Ludwigshafen) sofort eine Hilfe sein werden, liegt also auch in der Hand des Trainers.

Dieser hat anstrengende Monate hinter sich, in denen er viel reflektiert hat: „Ich habe gemerkt, dass es extrem schwierig ist es allen recht machen zu können. Das geht eben nicht und ich muss lernen, damit umzugehen.“ Generell sei in diesem Jahr auch vieles „Learning by Doing“ gewesen und der persönliche Lernprozess sei auch noch längst nicht abgeschlossen: „Ich muss lernen mir Räume zu schaffen, um Siege intensiver genießen zu können. Es ist nicht selbstverständlich zu gewinnen, aber es hat mir oft die Zeit gefehlt, mich darüber zu freuen. Ich war zu sehr schon auf das nächste Spiel und dessen Vorbereitung fokussiert.“

Tusem-Trainer: „Es gab viele kleine Momente, über die ich mich gefreut habe“

Im Vergleich zu seiner aktiven Zeit auf dem Feld stellte Hegemann auch einige eklatante Unterschiede fest: „In meiner Ansprache muss ich heutzutage ganz anders an die Spieler herangehen als es damals zu meiner Zeit der Fall war. Damals war Kritik immer sehr direkt, heutzutage muss man es etwas vorsichtiger verpacken. Das ist sicherlich eine generelle Tendenz in der Gesellschaft“, sagt Hegemann.

Bei aller Anstrengung war dieses erste Jahr aber auch eine Erfahrung, die den Grundschullehrer auch glücklich gemacht hat: „Es gab sehr viele kleine Momente, über die ich mich gefreut habe. Wenn man mit einem Spieler in der Trainingswoche etwas bespricht, er es dann im Spiel umsetzt und das Ganze auch noch gut funktioniert, dann gibt es einem ein tolles Gefühl.“

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