Duisburg. Der frühere Spieler und Trainer gewann den Duisburger Hallenstadtpokal, dessen Geschichte auf dem Feld begann, mit vier verschiedenen Vereinen.

Ralf Kessen weiß es noch wie heute. „Das war für uns von Anfang an ein Riesending“, berichtet der frühere Fußballspieler, der später – wie sein Zwillingsbruder Jörg – auch als Trainer tätig war. „Das war damals eine richtig tolle Sache für uns, im Wedaustadion spielen zu dürfen.“ Denn dort begann die Geschichte des heutigen Duisburger Hallenfußball-Stadtpokals, der nun schon 35 Mal ausgetragen worden ist und auf seine 36. Auflage vom 4. bis 6. Januar in der Sporthalle an der Krefelder Straße wartet.

Am 27. Juli 1986 gewann der DFV 08 die kurzlebige Feldvariante des Stadtpokals im Wedaustadion. Bürgermeister Friedel Genender überreichte die Trophäe an 08-Kapitän Willi Bentvelzen. Über Genenders rechtem Arm schaut Jörg Kessen in die Kamera – Zwillingsbruder Ralf (7. von links) blickt derweil nach unten
Am 27. Juli 1986 gewann der DFV 08 die kurzlebige Feldvariante des Stadtpokals im Wedaustadion. Bürgermeister Friedel Genender überreichte die Trophäe an 08-Kapitän Willi Bentvelzen. Über Genenders rechtem Arm schaut Jörg Kessen in die Kamera – Zwillingsbruder Ralf (7. von links) blickt derweil nach unten © Funke Archiv | Preuß

Günter Stockum hatte die Idee zu diesem Wettbewerb, der ursprünglich als Doppelturnier gedacht war. Im Juli im Stadion, im Januar dann in der Hamborner Rhein-Ruhr-Halle, mit einer gemeinsamen auf dem Feld ausgetragenen Qualifikationsrunde für beide Turniere. Diese wurde bis 2003 ausgespielt, wobei allerdings 1988 mit dem Stadtpokal auf dem Feld schon wieder Schluss war. Die Kessens waren auch gleich an der allerersten Überraschung beteiligt: Denn im Juli 1986 ging der Premierentitel nicht etwa an den MSV, sondern an Duisburg 08. Im Halbfinale traf Jörg Kessen zum 1:0-Sieg gegen die Zebras. Das Endspiel entschied „Toto“ Pelzer mit seinem Tor zum 1:0 gegen Hamborn 07. Es folgten die Feld-Erfolge von Hamborn 07 (1987) und dem MSV (1988). Beim Sieg der Zebras spielte Ralf Kessen übrigens für die Meidericher. „Damals haben wir alle drei Gruppenspiele und das Finale mit 1:0 gewonnen“, berichtet er. „Und alle vier Tore hat Ewald Lienen erzielt.“

Das war für uns von Anfang an ein Riesending.
Ralf Kessen - über die Bedeutung des Duisburger Stadtpokals

Schnell zeigte sich aber: Dieses Turnier funktioniert in der Halle. Und nur dort. „Es hat sehr viel Spaß auf dem Feld gemacht, weil es darum ging, dass sich die Besten der Stadt trafen, aber der Zuschauerzuspruch war im Stadion gering“, erklärt Kessen, der später mit dem MSV und dem DFV 08 den Pokal auch in der Halle gewann. „In den ersten Jahren kamen da 3000, 4000 Zuschauer nach Hamborn.“ Der Grund ist klar: „Die Leute konnten den MSV und die Spieler aus nächster Nähe sehen. Und auch für die Amateurvereine war das eine ganz große Nummer.“

Der SV Walsum erreichte 1991 das Finale

Und es gab auch Überraschungen. Wie 1991, als der SV Walsum das Finale erreichte, dort aber dem MSV mit 1:7 unterlegen war. „Das war damals mit nur acht Teilnehmern natürlich schneller zu schaffen als heutzutage mit 20 Mannschaften“, sagt Kessen. Denn das Turnier wuchs: Auf zwölf, auf 16, dann auf 20 Teilnehmer. Auch die Endspiele der Frauen waren lange Zeit Teil des Finalturniers, wobei sich die Teams zuvor qualifiziert hatten. In den 2010ern kamen sogar für kurze Zeit die A-Junioren und Ü-40-Senioren hinzu. Weil aber nur die Herrenteams Anhang in ausreichender Zahl mitbrachten, wurde der Hallenstadtpokal 2014 auf die Männer beschränkt; seither ist auch der aktuelle Modus gültig.

Der wohl kurioseste Sieg der Stadtpokalgeschichte: Der DSV 1900 wähnte sich ausgeschieden, musste das Team zusammentrommeln und holte 2016 seinen zweiten Turniersieg. Trainer war Ralf Kessen, doch beim Turnier coachte Volker Dörr.
Der wohl kurioseste Sieg der Stadtpokalgeschichte: Der DSV 1900 wähnte sich ausgeschieden, musste das Team zusammentrommeln und holte 2016 seinen zweiten Turniersieg. Trainer war Ralf Kessen, doch beim Turnier coachte Volker Dörr. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ralf Kessen wurde auch in dieser Phase zum „Mister Stadtpokal“. Denn 2004 gewann er als Trainer von TuRa 88 Duisburg ebenso überraschend den Stadtpokal wie sein Bruder Jörg im Jahr zuvor mit dem Duisburger SV 1900. Und mit eben jenen Wanheimerortern gelang 2016 der wohl kurioseste Sieg, als Ralf Kessen der eigentliche Cheftrainer des DSV war, Co-Trainer Volker Dörr das Team aber in der Halle coachte. Als die Zwischenrunde zu Ende ging, schien alles auf ein Ausscheiden der 1900er hinauszulaufen. Denn der MSV II (seit 1998 anstelle der Profis beim Stadtpokal im Einsatz) hätte „nur“ einen Punkt gegen die DJK Vierlinden holen müssen. Doch die Oberliga-Zebras verloren mit 0:1 – und der DSV 1900 stand plötzlich im Halbfinale. „Die meisten Spieler waren geduscht und schon auf dem Heimweg“, erinnert sich Kessen. Der DSV trommelte seine Spieler hektisch wieder zusammen. Torhüter Tobias Schmitz aus der Kreisliga-Reserve, der bei dem Turnier im Tor stand, schaffte es nicht rechtzeitig, sodass Landesliga-Keeper Mo Sadiklar im Halbfinale einsprang, sich aber Handschuhe von Hamborn 07 ausleihen musste. Mit zwei 3:1-Erfolgen gegen den FSV Duisburg und Rekordsieger VfB Homberg wanderte der Pokal ein zweites Mal in die Vitrine an der Düsseldorfer Straße. 2020 gelang dies, erneut überraschend, ein drittes Mal. „Ich habe den Stadtpokal mit vier Vereinen gewonnen“, rechnet Kessen vor. Das darf Duisburger Fußballgeschichte genannt werden.

Ilyas Basol führte FSV und Genc Osman zum Sieg

Doch auch Ilyas Basol hat sich als Trainer einen „Stadtpokal-Namen“ gemacht. Er führte 2012 den FSV Duisburg zum ersten und bislang einzigen Turniersieg – und wiederholte das Kunststück im vergangenen Jahr mit dem SV Genc Osman. Diese Geschichten sind es, die dieses Turnier ausmachen. Wie der 14:13-Sieg nach Neunmeterschießen von Hamborn 07 gegen Genc Osman aus dem Jahr 2019, als aber ein Zuschauerfoto im Nachgang bewies, dass ein vermeintlich verschossener Genc-Neunmeter doch hinter der Linie war. Oder 2005, als Engin Vural, zuletzt hoch geschätzter U-19-Coach des MSV und gar in dieser Saison Interimscoach der Zebra-Profis, den Siegtreffer für Hamborn 07 beim 4:3 über den VfB Homberg erzielte. Oder die Skandale und Skandälchen – wie jener, als die DJK Wanheimerort 2015 aus Protest gegen ihren Rauswurf von der Anlage an der Düsseldorfer Straße nicht antrat.

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„Ganz am Anfang waren es natürlich die MSV-Profis, die die Zuschauer anlockten“, sagt Ralf Kessen, der eine Idee hätte, wieder mehr Publikum in die Halle zu locken. „Lass uns doch am 2. Weihnachtstag zwei Qualifikationsturniere – eines im Norden, eines im Süden – spielen, wenn den Leuten langweilig ist und sie sich auf Fußball freuen. Und dann spielen im Januar an einem Tag acht Mannschaften um den Stadtpokal. Dann kommen die Leute“, ist sich Kessen sicher.

Vom 4. bis zum 6. Januar geht es nun aber erst einmal darum, den Sieger des 36. Duisburger Hallenfußball-Stadtpokals zu finden.