Duisburg. Die Entscheidung zwischen dem SV Genc Osman und dem VfB Homberg fällt im Neunmeterschießen. Am Ende hat der Außenseiter die Nase vorn.
Die Liste der Gewinner des Duisburger Fußball-Stadtpokals ist seit Samstagabend um einen Verein länger. Zum ersten Mal holte sich Landesligist SV Genc Osman Duisburg in der Halle an der Krefelder Straße in Rheinhausen die Trophäe und schlug dabei am Finaltag gleich allen drei höherklassigen Lokalrivalen ein Schnippchen. Der knappe Endspielsieg gegen Oberligist VfB Homberg wurde allerdings überschattet durch schwer nachvollziehbare Tumulte auf der Tribüne.
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Eine Minute und 42 Sekunden waren noch zu spielen, als das Finale beim Stand von 1:1 unterbrochen werden musste. Das hatte mit irgendwas, das aus dem Feld passierte, ganz offensichtlich nichts zu tun. Von der gegenüberliegenden Seite war nur zu erkennen, dass sich plötzlich eine große Gruppe dort sitzender Zuschauerinnen und Zuschauer erhob und von sich aus zur rechten Seite der Sitzränge schaute, wo offenbar eine Gruppe von Menschen in Streit geraten war. Als sich mehrere von ihnen in einem Pulk zusammendrängten, sah der Schiedsrichter keine andere Möglichkeit, als die Partie vorübergehend zu stoppen.
Hallensprecher Oeste findet deutliche Worte
Die Spieler beider Teams schauten dem Treiben lediglich irritiert zu und konnten offenkundig auch nicht verstehen, worum es ging. Als die Ordner zur Stelle waren und sich ins Gedränge begaben, löste sich dieses teilweise auf, worauf sich die Unruhen ins Foyer der Halle verlagerten. Kurze Zeit später kehrten die Ordnungskräfte aber ins Halleninnere zurück. „Die sind raus aus der Halle“, erklärte einer von ihnen. Das Geschehen rund ums Spielfeld beruhigte sich zwar wieder; gerade die Homberger Delegation war allerdings um manche ihrer Angehörigen besorgt, die sich im betroffenen Bereich der Sitzplätze befanden. Allem Anschein nach ist allerdings effektiv nichts passiert; das an dem mysteriösen Geschehen unbeteiligte Publikum kam offenbar mit dem Schrecken davon. Hallensprecher Markus Oeste tat sein Bestes, um die Angelegenheit zu beruhigen, fand aber auch sehr deutliche Worte: „Wenn Ihr Euch prügeln wollt, dann macht das bitte bei Euch zu Hause!“
Danach ging es zurück zum Sport – allerdings, ohne dass noch etwas in den verbleibenden 102 Sekunden passierte. Es blieb beim 1:1, für das zunächst Justin Walker mit der Homberger Führung und dann Emre Onur mit dem Ausgleich für Genc gesorgt hatten. So musste das Neunmeterschießen entscheiden, in dem Georgios Touloupis, Johannes Sabah und Cedrick Hupka für den VfB sowie Haluk Türkeri, Mert Yagci und Samet Sadiklar für Genc Osman trafen; die Linksrheinischen verzeichneten zwei Fehlschüsse, die Neumühler einen, so dass der letzte Versuch für Genc durch Tevfik Kücükarslan entscheiden musste. Der Ex-Homberger verwandelte knallhart und ließ seinen Verein nach mehreren vergeblichen Anläufen erstmals jubeln.
FSV Duisburg scheitert knapp im Halbfinale
„Das Spiel hätten beide gewinnen können“, fand Genc-Trainer Ilyas Basol. Tatsächlich waren sein Team und der VfB diejenigen Turnierteilnehmer, die mit dem größten Ernst und Ehrgeiz an die Sache herangegangen waren. Wie Genc Osman gingen auch die Homberger ungeschlagen durch das Turnier. „Vor dem Hintergrund ist es natürlich sehr bitter, dann nicht zu gewinnen“, gab VfB-Coach Stefan Janßen zu, der ungeachtet dessen dem Konkurrenten gratulierte.
Genc Osman hatte bereits im Halbfinale gegen den FSV Duisburg nach Neunmetern mit 4:2 das bessere Ende für sich gehabt. Darüber durfte sich der Oberliga-Tabellenletzte mächtig ärgern, hatte er doch in den letzten zwei Minuten und teilweise in Überzahl eine 3:1-Führung aus der Hand gegeben. Emre Onur rettete Genc sechs Sekunden vor Schluss ins Neunmeterschießen.
Das zweite Halbfinale war eine viel eindeutigere Angelegenheit: Der VfB Homberg bezwang Bezirksligist Duisburger FV 08 mit 5:0. Die Hochfelder waren die Überraschungsmannschaft der Zwischenrunde gewesen und hatten sich mit einem 2:1-Sieg über den rein nominell favorisierten Oberligisten Hamborn 07 den zweiten Platz ihrer Gruppe gesichert. Allerdings demonstrierten die Löwen ihr offenbar sehr geringes Interesse am Turnier: Es standen kaum Spieler der ersten Mannschaft auf dem Parkett, das Coaching übernahm Reserve-Trainer Marcel Antonica. Der dritte Platz wurde im Neunmeterschießen ermittelt, hier hatte der FSV mit 5:4 gegen den DFV 08 die Nase vorn.
Die Tumulte, die es teilweise auch schon an den Vortagen gegeben hatte, außen vor gelassen, zeigten sich die Verantwortlichen vom Stadtsportbund zufrieden mit dem Turnierverlauf. Der Zuschauerzuspruch war gut, gerade am ersten Tag, als der Anhang von Union Hamborn sowie der beiden Vereine aus Duissern für viel Stimmung sorgte. Wie oft zu beobachten, ging das Interesse am Finaltag zurück. SSB-Geschäftsführer Uwe Busch gab sich optimistisch, dass auch 2024 wieder um den Stadtpokal gespielt werden wird.