Duisburg. Vor einem Jahr bestritt der MSV Duisburg sein erstes Geisterspiel. Die Ausnahme ist längst Routine. Der Spuk muss nun enden. Ein Kommentar.

Am Montag, 31. Mai, also vor genau einem Jahr, bestritt Fußball-Drittligist MSV Duisburg sein erstes Geisterspiel in der Vereinsgeschichte. Die Zebras verloren an der Grünwalder Straße gegen den TSV 1860 München nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3. Nun schließt sich hoffentlich der Kreis. Die Inzidenzen sinken, im Zuge von Öffnungen kehrt das alte Leben zaghaft zurück. Es besteht Grund zur Hoffnung. Der Spuk muss ein Ende haben.

In diesen zwölf Monaten ist die Ausnahmesituation zur Routine geworden. Masken, immer wieder Masken, Gesundheitsbögen, Distanz, Training hinter verschlossenen Türen, virtuelle Pressekonferenzen aus den Katakomben. Ehemalige Neuzugänge, die wir nie kennenlernen werden, da sie schon wieder weg sind.

Es ist falsch, die Fortführung des professionellen Spielbetriebs in Corona-Zeiten als Erfolgsmodell zu feiern. Zu viel ist auf der Strecke geblieben. Der Fußball lebt von seinen Fans, von der Leidenschaft auf den Rängen. Einige Anhänger waren kreativ: Fans im Wald in Köln, auf dem Hügel in Velbert, am Fenster einer Dachgeschoss-Wohnung in München – und letztlich die Hupkonzerte vor der Arena bei den Heimspielen des MSV, die den Zebras in der Arena Beine machten.

Geisterspiele waren in der gerade abgelaufenen Saison leider alternativlos. Der Re-Start in der Saison 2019/20 hingegen hatte mit einem fairen, vernünftigen Wettbewerb nichts zu tun. Das kam an dieser Stelle mehrfach zur Sprache. Schade, dass DFB-Vize Peter Frymuth im vergangenen Jahr den hier angeregten Diskurs nicht aufgenommen hatte.

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Auch auf das Verhalten im Amateursport kommt es nun an

Der Fußball in der Blase darf nicht Routine bleiben. Die neue Saison wird zeigen, wie weit sich der Profi-Sport von der Basis, von den Fans entfernt hat. Nicht nur die Verbände, auch die Vereine sind in der Bringschuld. Das gilt natürlich auch für den MSV Duisburg, der seine Anhänger auch auf Distanz das eine oder andere Mal verprellt hat.

Auf dem Weg zurück in ein ein halbwegs normales Leben stehen auch die Fans in der Pflicht – nicht nur im Stadion, sondern auch im Alltag und dann auch bei der Rückkehr des Amateursports. Im Zuge der Öffnungen im vergangenen Sommer und Herbst blieb die Vernunft oft außen vor. Trotz guter Hygienekonzepte blieb das verantwortungsbewusste Verhalten auf den Sportstätten in dieser Stadt – vor allem im Zuschauerbereich – häufig auf der Strecke. Das darf sich in den kommenden Wochen und Monaten nicht wiederholen.