Duisburg. Schiedsrichter Patrick Glaser richtete ohne Durchblick für den MSV Duisburg einen großen Schaden an. Es gab aber noch weitere Probleme.
Der Schiri war schuld. Patrick Glaser fehlte der Durchblick. Der 27-jährige Farbenfreund aus Wiesbaden (19 Gelbe, zwei Gelb-Rote und eine Rote Karte in insgesamt drei Drittligaspielen) lag zweimal richtig schief. Dies verhinderte damit, dass der Fußball-Drittligist MSV Duisburg das Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken im Endspurt gerade rückte.
Der Unparteiische übersah ein Handspiel vor dem kuriosen 2:0 für die Gäste durch Marvin Sverko in der 66. Minute. Der Saarbrücker ließ den Ball vom Arm an den Pfosten springen, den Abpraller köpfte Sverko unfreiwillig, dafür sehr gern zum Tor für den Neuling. Okay, das war schwer zu sehen. Und Babak Rafati, der für den Online-Dienst Liga 3 den vergessenen Pfiff als Fehlentscheidung einstufte, konnte sich vorher Wiederholungen anschauen.
Selbst der Gegner sieht Ungerechtigkeit
Weniger Nachsicht darf man bei der Roten Karte gegen Arne Sicker walten lassen. Der Linksverteidiger ging in der 81. Minute ungestüm und mit erhobenem Fuß zum Ball. Er ging aber eben zum Ball und traf ihn dann auch. Sein Gegenspieler Tobias Jänicke war nicht minder eifrig unterwegs und am Zusammenprall nicht ganz unbeteiligt. Der Platzverweis war keiner. So gar keiner. Überhaupt keiner.
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Selbst Saarbrückens Trainer Lukas Kwasniok sprach von einem „völlig unberechtigten Platzverweis“. Er merkte zudem an, ohne diesen Patzer wäre für seine Mannschaft die Luft sehr dünn geworden. Nach einem 0:2-Rückstand (sehr verdient übrigens), kamen die Gastgeber durch Arnold Budimbu und Vincent Vermeij innerhalb von zwei Minuten zum Ausgleich. Kwasniok sagte: Das Momentum sei auf einem Schlag beim MSV gewesen.
Sicker ist beim MSV Duisburg erneut der Leidtragende
Der Spielverein hatte zudem das Pech der lange Untüchtigen. Der vermeintliche gefoulte Jänicke traf dann auch noch zum 3:2 für den neuen Tabellenführer 24 Sekunden vor dem geplanten Ende der Nachspielzeit. Die Flanke kam über eben jene linke Seite, auf der Arne Sicker fehlte. Nach einem Freistoß, der mindestens zweifelhaft war. Sicker hat übrigens Pech mit den Schiedsrichtern: In Jena kassierte der Mann im Außendienst vor ziemlich genau einem Jahr ebenfalls Rot. Und ebenfalls grundlos. Und Trainer beim Gegner war der heutige FCS-Coach Lukas Kwasniok.
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Zur Sperre gab es am Donnerstag keine Nachricht. Ein Spiel aber wird es wohl werden. Da gilt: Rot ist Rot. Später kassierte Innenverteidiger Dominik Schmidt nach dem Siegtor für die Gäste einen gelb-roten Platzverweis. Schmidt hatte gemeckert. Nicht ganz ohne Grund übrigens. Der Unparteiische hatte zunächst eine Kopfball-Aktion von Vincent Vermeij als Foul eingestuft. MSV-Trainer Torsten Lieberknecht haderte über diese Regelauslegung. Es kam zu einem Austausch von Argumenten an der Seitenlinie. Lieberknecht sah Gelb. Der Schiedsrichter sah derweil nicht, dass die Gäste den Tatort 20 Meter nach vorn verlegten. So also zurrte sich die Kette zum 2:3, das in der 93. Minute fiel.
Stoppelkamp belebte das Duisburger Spiel
Lukas Kwasniok nannte den Sieg seiner Mannschaft übrigens verdient. Sein Kollege Torsten Lieberknecht bekannte ebenfalls, dass man sich „an die eigene Nase“ fassen müsse. Der Trainer beklagte die Schwankungsbreite bei den gezeigten Leistungen. In der ersten Halbzeit fanden die Zebras gegen überragend spielende Saarländer gar nicht statt. Der Neuling brachte mit seinem offensiven Pressing die Truppe vollkommen aus dem Tritt. Lieberknecht hatte zum ersten Mal in dieser Saison die gleiche Elf wie am Spieltag davor auf den Platz geschickt. Weil der Mann aber den Wechsel liebt wie andere ihre Briefmarkensammlung ließ er erstmal im 4-3-3-System spielen.
Das funktionierte überhaupt nicht. Nach dem Wechsel stellte der Coach die Spielordnung um. Jetzt waren die Zebras zumindest anwesend. Wirklich am Start war der MSV aber erst, als Moritz Stoppelkamp nach langer Krankheitspause sein Comeback für 30 ansehnliche Minuten gab. Kurioserweise arbeiteten Orhan Ademi und Arnold Budimbu, die ebenfalls eingewechselt wurden, beim Anschlusstreffer zusammen. Trotzdem: Am Mittwoch fiel sehr deutlich auf, wie sehr der MSV seinen Kapitän vermisst hatte. Das war eindeutig ein Lichtblick und weckt Hoffnungen auf bessere Tage als jener am Mittwoch.
MSV hofft auf ersten Heimsieg gegen Köln
Vielleicht findet ja auch Joshua Bitter nach langer Verletzungspause zurück ins Trikot und zu guter Form. Die Herren sind unverzichtbar. Denn inzwischen erweist sich, dass das Talent nicht gleichmäßig verteilt ist. Torhüter Leo Weinkauf kann mehr als die anderen. Tobias Fleckstein fegt ordentlich in der Abwehr. Max Jansen gibt einen brauchbaren Sechser ab. Arne Sicker – trotz zahlreicher Fehler beim Aufbau in der ersten Halbzeit – ist ganz gut dabei. Vincent Vermeij besitzt viel Spielverständnis.
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Dann aber fällt das Loben schwer. Wie schwer, dass zeigt die Tatsache, dass der Coach Arnold Budimbu zum Schlussspurt blasen ließ. Mirnes Pepic, den man als Leistungsträger geholt hatte, traute der Coach die Rolle nicht zu. Die Niederlage (und die ersten 70 Minuten) lassen ahnen: Der Weg aus dem Keller wird beschwerlich. Ein erster Heimsieg am Montag gegen Viktoria Köln wäre hilfreich. Indes, erneut wird Lieberknecht umstellen. Nicht der Taktik, sondern den Platzverweisen gehorchend.