Duisburg. Der Präsident des MSV Duisburg spricht über die schweren Zeiten für seinen Verein, den neuen Geschäftsführer und sportliche Perspektiven.

Der MSV Duisburg blickt in eine ungewisse Zukunft. Im Interview mit dieser Zeitung beschreibt Ingo Wald, der Präsident der Zebras, die finanziellen Risiken für die laufende Saison des Fußball-Drittligisten und hofft auf Hilfe von außen. Sportlich korrigiert Wald sein Saisonziel von „Wir wollen angreifen“ auf „Wir wollen oben mitspielen“.

Welche Auswirkung hat die Entscheidung, mindestens bis zum 31. Oktober keine Zuschauer zu den Spielen zuzulassen, für den MSV?

Ingo Wald: Finanziell ist das für uns schwer zu ertragen. Weil Zuschauer – und da spreche ich für die meisten Drittligisten – eine bedeutsame Einnahmequelle sind. Doch es ist für uns ebenfalls eine Maxime: Gesundheit geht vor.

Wie lange kann der MSV das aushalten?

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Das ist schwer zu sagen. Es wird von Monat zu Monat schwieriger. Es ist abhängig davon, wie Sponsoren und Gläubiger mitziehen in diesen Zeiten. Es ist dann vor allem aber auch eine Frage, welche möglichen Sondertöpfe wir generieren können, was die Politik beisteuert. Es gibt ja Überlegungen, Vereinen, die keine Zuschauer zulassen können, einen Zuschuss zu gewähren.

Ist das Thema Insolvenz vom Tisch?

Kein Team mehr: Geschäftsführer Michael Klatt (Mitte) verlässt den Verein. Sportchef Ivica Grlic (links) bleibt an der Seite von Präsident Ingo Wald (rechts).
Kein Team mehr: Geschäftsführer Michael Klatt (Mitte) verlässt den Verein. Sportchef Ivica Grlic (links) bleibt an der Seite von Präsident Ingo Wald (rechts). © firo Sportphoto | firo Sportphoto/ Jürgen Fromme

Wir wollen, solange es geht, die Insolvenz vermeiden. Ich kann das aber nicht grundsätzlich ausschließen. Denn im Moment ist die Zukunft schwer planbar. Wir glauben, dass unsere Gläubiger, die uns durch schwere Zeiten begleitet haben, auch gewisse Anrechte haben. Zum Beispiel, dass wir nicht alle ihre Forderungen mit einem Federstrich vom Tisch wischen. Außerdem ist eine Insolvenz kein Allheilmittel. Auch danach braucht man frisches Geld. Von den Partnern, die uns bisher begleitet haben, würde es dann sicher nicht kommen.

Gerade in diesen unruhigen Zeiten hat Ihr Geschäftsführer Michael Klatt gekündigt. Wann kommt sein Nachfolger?

Nächste Woche. Wir brauchten eine gute und schnelle Lösung. Diese Position lange vakant zu halten, ist negativ. Wir haben unter den Gesichtspunkten Verfügbarkeit, Kompetenz und Handlungsfähigkeit entschieden.

Sie haben wie schon in der Saison zuvor auch in diesem Jahr wieder unmittelbar nach dem letzten Spieltag erklärt, dass Sie mit Ivica Grlic und Torsten Lieberknecht weiterarbeiten wollen. Was waren die Gründe dafür?

Ich glaube, dass wir in der letzten Saison unsere Ziele, die wir vor der Spielzeit genannt hatten, erreicht haben: mit einer jungen, hungrigen Mannschaft attraktiven Fußball zu spielen. Wir haben bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg mitgespielt. Ich möchte ungern sagen, dass wir durch den Nichtaufstieg komplett alles in Frage stellen müssen.

Sie haben ebenfalls nach dem Spiel gegen Unterhaching gesagt: Diese Saison greifen wir an. Bleiben Sie dabei?

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Das war sicherlich der Situation und dem Moment der Enttäuschung geschuldet. Wir bleiben aber dabei, dass wir oben mitspielen wollen. Das muss unsere Voraussetzung sein. Es werden aber wieder acht bis zehn Mannschaften um den Aufstieg spielen. Dresden ist für mich der Topfavorit. Viktoria Köln und den KFC Uerdingen sehe ich mit dabei und dann sind da noch die üblichen Verdächtigen.

Wären Sie wieder zufrieden damit, zu sagen: Wir haben attraktiven Fußball gespielt?

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Ich kann damit nicht zufrieden sein. Weil uns eins klar sein muss: Auf Dauer würde der Verbleib in der Dritten Liga eine Abwärtsspirale anstoßen, aus der wir nicht mehr herauskommen. Jedes Jahr in dieser Klasse bedeutet ein Minus. Dann könnten wir uns sportlich nicht mehr weiterentwickeln. Es kommen weniger Zuschauer. Wir sind nicht mehr so attraktiv für Sponsoren. Wir kämen in die Situation, wie sie Rot-Weiß Essen und Rot-Weiß Oberhausen erlebt haben. Deswegen ist ein zeitnaher Aufstieg wichtig.

Was macht sie zuversichtlich, dass es dieses Jahr gut läuft?

Wir haben trotz diverser Abgänge eine eingespielte Mannschaft. Wir glauben, dass wir mit den Neuzugängen eine gleichstarke Mannschaft aufbauen können. Und dann hoffen wir auf mehr Spielglück. Aber zu sagen: Wir steigen auf jeden Fall auf – das wird sich niemand erlauben können.

Stichwort Abgänge: Warum haben Sie Tim Albutat ohne Ablöse gehen lassen?

Zum einen kam seine Anfrage für uns sehr überraschend. Zum anderen haben wir versucht, Ablöse zu generieren. Wenn nicht beim KFC Uerdingen, dann bei anderen Vereinen – dazu war kein Club bereit. Wir sind aber wirtschaftlich nicht in der Lage, einen nicht motivierten Spieler auf die Tribüne zu setzen. Das kann Borussia Dortmund machen. Wir können das nicht.

Glauben Sie, dass es alle Drittligisten bis zum Saisonende schaffen?

Ich kann nur für den MSV sprechen. Ich glaube aber, dass es den meisten Drittligisten sehr schwer fallen wird.

Schafft es der MSV ins Ziel?

Wir werden alles dafür tun. Ich kann aber ebenfalls nicht versprechen, dass es so kommt. Dafür beinhaltet Corona zu viele Planungsunsicherheiten.