Duisburg. Im Alter von 94 Jahren verstarb am Samstag der zweimalige Weltmeister im Feldhandball, der Hamborn 07 1958 zur Deutschen Meisterschaft führte.

Er war „Spitze“. So lautete der Kosename von Walter Schädlich – und treffender hätte er nicht gewesen sein können. Denn die Ikone des Duisburger Sports war einfach in jeder Beziehung spitze. Als Mensch, wie seine Wegbegleiter zu berichten wissen, und als Sportler. An diesem Samstag hat das Herz von Walter Schädlich aufgehört zu schlagen, nach 94 erfüllten Jahren.

Im nächsten Jahr, am 15. April, wäre es wieder soweit gewesen. 95 Jahre Walter Schädlich, der Anlass, um turnusmäßig zurückzublicken auf seine Erfolge, auch auf die nicht so schönen Tage, auf sein Leben.

Schädlich und seine "Dönekes"

Der Autor dieser Zeilen hatte zuletzt vor vier Jahren das – so auch bitte wörtlich zu verstehende – Vergnügen, den damaligen Jubilar vor seinem 90. Geburtstag zu interviewen. Und dann war’s halt wie immer: eine herzliche Begrüßung, eine kurze Einleitungsfrage – und Walter Schädlich begann zu erzählen. Zwei Stunden später, der Block war so gut wie voll, räusperte sich der Berichterstatter dann mal kurz, dass er ja nur zu gern weiter zuhören würde, aber das Notierte jetzt auch mal in den Druck bringen müsse. Das war dann auch noch alles andere als leicht, denn aus den ganzen schädlichschen „Dönekes“ die rauszupicken, die es in den Artikel schaffen sollten, entpuppte sich stets als Herausforderung.

Dabei ging es selten genug um das, was sowieso schon jeder wusste: die großen Erfolge des Sportlers Schädlich. Die Weltmeisterschaften im Feldhandball 1952 und 1955. Die Deutsche Meisterschaft in dieser Sportart 1958, mit Schädlich als Spielertrainer von Hamborn 07. Der Oberliga-Aufstieg mit den Fußballern im selben Jahr, die er in schwieriger Lage auch kurzerhand als Trainer übernommen hatte.

Zu Lebzeiten geehrt

Doch Walter Schädlich war mehr als das. Er war der Sportlehrer am Clauberg-Gymnasium, von dem seine Schüler noch heute in bewundernder Ehrfurcht sprechen. Er war der bis ins hohe Alter für Westende Hamborn arbeitende Jugendtrainer. Er war Inspiration für viele und wurde deshalb schon zu seinen Lebzeiten besonders geehrt: mit der Benennung der neuen Vierfach-Sporthalle in seiner Hamborner Heimat, die im vergangenen Jahr ihre Pforten öffnete. Am 12. Juni wird dort ein Handball-Frauenturnier um den Walter-Schädlich-Cup ausgetragen – einen Tag nach dem Männerturnier um den Benno-Schönleber-Cup im Gedenken an seinen im Vorjahr verstorbenen Westender Weggefährten.

Die größte Ehrung aber ist wohl, dass die Menschen, die ihm begegnet sind, unterstreichen, was einst die Anhänger der Meister-Handballer auf einem Transparent treffend formulierten: „Treu und redlich – Walter Schädlich!“

Schweigeminute bei Hamborn 07

Sein ehemaliger Verein Hamborn 07 würdigte Walter Schädlich in einem Nachruf ebenfalls: „Mit Walter Schädlich verlieren wir einen großen Sportsmann, der selbst viel geleistet hat und vielen ein Vorbild war. Die ganze Löwen-Familie spricht der Familie und den Angehörigen ihre aufrichtige Anteilnahme aus. Wir werden den Verstorbenen mit einer Schweigeminute vor dem Meisterschaftsspiel gegen den VfB Frohnhausen am kommenden Sonntag ehren.“