Düsseldorf. Bundesliga-Rückkehrer Fortuna Düsseldorf ernennt die fünf Toten Hosen zu Ehrenmitgliedern. Mit der Fortuna sind sie seit langem verbunden. 1993 wurde durch eine erhebliche Spende der Band das „Fanprojekt Düsseldorf“ ins Leben gerufen. Ihr Song “An Tagen wie diesen“ wurde zur Aufstiegshymne der Fortuna.

Die Toten Hosen, Bayern München und der besungene „Scheißverein“. Der im Jahr 2000 intonierte Anti-Bayern-Hit, den wohl jeder Fußballfan gern mitsummt, der eben nicht für den Bundesliga-Rekordmeister hält, ist seit vergangenen Sommer sogar im Arena-Museum der Münchener „ausgestellt“. Was eine gewisse Anerkennung für die bekannt meinungsfreudigen Protagonisten darstellt. Aus dem Aufreger von einst, über den Ex-Bayern-Manager Uli Hoeneß nicht schmunzelnd konnte, ist längst Kult geworden. Und dies in jeder Beziehung. Gestern wurden die Toten Hosen zu Ehrenmitgliedern bei Fortuna ernannt. Morgen trifft der Fußball-Oberhaus-Rückkehrer eben auf jene Bayern. Die öffentliche Ehrung auf dem Arena-Rasen gibt’s eine Viertelstunde vor dem, Anpfiff.

Zwischendurch erfreuten die Hosen in einer Arena-Loge gestern Vormittag mit kleinen Geschichten. Natürlich auch zu Uli Hoeneß. „Vielleicht holen wir uns beim Spiel ein Autogramm. Ich würde aber nicht so weit gehen, auf eine große Versöhnungsszene zu setzen. Der Bayern-Song war ein dreckiger Job. Aber einer musste ihn ja irgendwann einmal machen“, bekräftigt Bandleader Campino.

Privatkonzert vor dem Hertha-Rückspiel

Versöhnung? Die Chance war schon mal da. Unerwartet. Zufällig. Wie im richtigen Leben. Vor einer Toilette im Kölner Flughafen rannte man sich (fast) in die Arme. Hoeneß beobachtete und sprach an jenem Abend mit einem gewissen Lukas Podolski. Und die Hosen verkündeten parallel beim Konzert in der Domstadt, dass der Bayern-Uli den FC-Poldi wohl an die Isar abwerben wird.

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„Solch eine Chance“, erinnert sich Bassist Andreas „Andi“ Meurer grinsend, „konnten wir uns nicht nehmen lassen.“ Eine andere Story aus jüngster Vergangenheit gab vor einigen Wochen Fortuna-Kapitän Andreas Lambertz im ZDF-Sportstudio zum besten. Am Abend vor dem Relegationsrückspiel gegen Hertha BSC intonierten die Hosen exklusiv für die sichtlich überraschten Fortuna-Kicker in einer kleinen Arena-Hotel-Loge, nur mit einem Getränkeautomaten bestückt übrigens, zwei Songs: „An Tagen wie diesen“ und Liverpools Fußballhymne „You’ll never walk alone“.

„Der Kampf war schon am Vorabend losgegangen. Die Jungs wären nach unserer kleinen Einlage am liebsten sofort auf den Rasen gegangen. Das sind Momente, die man nicht oft im Leben hat“, erinnert sich Campino. Vor allem, wenn hinterher tatsächlich der Glückswurf gelingt: Mit dem 2:2 und trotz des chaotischen Spielendes in der Arena war die Fortuna wieder Bundesligist.

Campino: "Wir leiden auch wieder mit der Fortuna, wenn es sein muss."

„Mir sind musikalische Geschenke viel lieber als finanzielle“, entgegnete der sichtlich stolze, ja, fast gerührte Vorstandschef Peter Frymuth. Der erinnerte im Rahmen der Ehrung mahnend an jene Talsohle vor zehn Jahren, die auch mit üppiger Hilfe der Hosen durchschritten wurde, ohne von der Bildfläche zu verschwinden.

„Deshalb sehen wir uns als Ehrenmitglieder auch stellvertretend für viele Fans und Mitarbeiter der Fortuna, die all die Jahre mitgegangen sind“, so Campino. Und fügte an: „Wir leiden auch wieder mit Fortuna, wenn es sein muss.“

Morgen aber hoffentlich nicht, oder? „Das wird ein 1:0 für uns, ganz klar. Bayern wird verzweifeln“, sagt Campino voraus. Und bringt noch mal Uli Hoeneß ins Spiel. „Er wird uns lächelnd begegnen. Und wir haben großen Respekt davor, wie er Fortuna mit einem Gastspiel finanziell geholfen hat.“ Das war im Januar 2005.

Stammtisch mit Noack und Co.

Fortunas Ehrenvorsitzender Hans-Georg Noack lud die Hosen übrigens zum seit 30 Jahren bestehenden Fortuna-Stammtisch ein. Obwohl er mit dem Stilbegriff „Punk“ nichts anzufangen weiß. „Wer mit dreiundachtzig Jahren so gut aussieht wie Sie“, betonte Campino, „der ist doch tief drinnen ein Punk.“

Das sind neben dem ehemaligen Fußball-Bundesliga-Spielleiter Noack die übrigen fünf Fortuna-Ehrenmitglieder: Spieler-Legende Matthias „Matthes“ Mauritz (87), Ex-Stadionsprecher Dieter „The Voice“ Bierbaum (70), Trainer-Legende Heinz Lucas (92), Jugendobmann Helmut Pöstges (67) und der langjährige Schatzmeister Herbert Kreidt (79).

Langjähriges Engagement der Toten Hosen für die Fortuna

Mit der Fortuna sind die 1982 gegründeten Toten Hosen seit langem schon verbunden. Zur Saison 1989/90 beteiligte sich das Quintett an der Transferfinanzierung von Anthony Baffoe (damals von Fortuna Köln). 1993 wurde durch eine erhebliche Spendenzuwendung der Band das „Fanprojekt Düsseldorf“ ins Leben gerufen. Zur Saison 2001/02 übernahmen die Hosen für zwei Jahre mit ihrem Totenkopf-Symbol das Brustsponsoring auf dem rot-weiß quer-gestreiften Dress. Sportlich war’s die tiefste Talsohle der Vereinsgeschichte. Fortuna stieg in die viertklassige Oberliga ab, wurde aber, auch aus Erlösen der Trikotverkäufe und einer „Fortuna-Mark“ bei Konzerten und sonstigen Auftritten, vor der drohenden Insolvenz bewahrt.