Am Niederrhein. Ab Montag steht der Amateursport wegen der Corona-Pandemie wieder still. Das sagen Sportler und Funktionäre aus Dinslaken, Voerde und Hünxe dazu.
Die Nachricht am frühen Mittwochabend traf die Sportler keineswegs gänzlich unerwartet, in ihrer Konsequenz aber mit Wucht: Ab Montag steht der Freizeit- und Amateursport wieder still, sämtliche öffentlichen und privaten Anlagen werden für vier Wochen stillgelegt. Damit hoffen Bund und Länder, die Zahl der Infektionen während der Corona-Pandemie in den Griff zu kommen und nachhaltig zu senken. Die Redaktion sammelte Reaktionen bei den Betroffenen.
„Das ist natürlich wieder ein harter Schlag für die Vereine, dass im gesamten November kein Sportbetrieb möglich sein wird“, sagt Peter Lange, Vorsitzender des Dinslakener Stadtsportverbands, „und natürlich auch keine Mitgliederversammlungen“. Der Stadtsportverband hatte geplant, seine schon im April verschobene Versammlung am 11. November durchzuführen.
Am Donnerstag wollte sich Lange mit dem SSV-Vorstand darüber besprechen, dass der Termin noch einmal verlegt wird. „Im Sinne der Gefährdungsminimierung aller Menschen müssen wir einen solchen Weg natürlich gehen“, so der Vorsitzende. Ob im Dezember wieder der Sport im Verein aufgenommen werden kann? Lange ist vorsichtig: „Ich will hoffen, dass so eine Voll-Quarantäne für den Sport und Teil-Quarantäne für alle Bürger am Ende wirksam wird.“
Verhältnismäßig oder nicht?
Marc Indefrey, Langes Pendant beim Voerder Stadtsportverband, bekräftigt: „Grundsätzlich stehe ich dazu, dass getan werden muss, was dazu führt, dass wir die Kurve und die Verläufe abflachen und dass wir solidarisch daran arbeiten, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird.“ Ihm falle es aber schwer, „jede einzelne Maßnahme nachzuvollziehen und auch die Verhältnismäßigkeit zwischen allen Maßnahmen herzustellen. Etwa, ob es richtig ist, dass Profisport weitergeht, Amateursport aber überhaupt nicht mehr stattfinden darf. Aber ich glaube, dass man auch kein Maßnahmenpaket zusammenbauen kann, mit dem eine vermeintliche Gerechtigkeit erzeugt wird oder weite Teile der Gesellschaft sagen: okay, das ist verhältnismäßig. Insofern beneide ich keinen der Regierungsverantwortlichen darum, Entscheidungen zu treffen.“
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Aus der Sicht des SuS 09 Dinslaken hat das Sport-Verbot für den Verein auf eine Art sogar einen praktischen Aspekt: Damit müssen die Fußballer vor der Fertigstellung ihrer eigenen Anlage nicht mehr zu benachbarten Vereinen ausweichen. Die Bauarbeiten auf der Bezirkssportanlage Voerder Straße samt in der vergangenen Woche aufgestellter Flutlichtanlage sollen nach den Planungen bekanntlich bis Mitte November laufen. „Organisatorisch ist das natürlich nicht unbedingt von Nachteil“, sagt André Remke, Jugendfußball-Abteilungsleiter des SuS 09, betont aber gleichzeitig: „Wir stehen komplett hinter der Entscheidung. Es geht darum, die Kontakte zu vermeiden. Und um Schule und Kitas aufrecht zu halten, muss man im Freizeitbereich ansetzen, und dazu gehört dann eben auch der Sport.“ Dass Gegner des Lockdowns argumentieren, es gebe keine nachweislichen Infektionen durch Fußballspiele, kann Remke nachvollziehen: „Das gilt ja auch für die Gastronomie. Andersherum ist aber auch nicht belegt, dass es nicht so ist.“ Die Aussicht, Anfang Dezember auf der eigenen Anlage wieder starten zu können, besteht noch, hängt aber von der Entwicklung der Infektionszahlen ab: „Das ist schwierig abzusehen“, meint der 09-er.
FVN sagt Jugendfußballspiele ab
Der Letzte, der sich dazu äußern kann, ist nach Bund, Land und Stadt letztlich der Fußball-Verband. Immerhin mit Blick auf das aktuelle Wochenende hat der FVN zumindest im Nachwuchsbereich schnell reagiert: Sämtliche für Samstag angesetzten Jugendspiele wurden bereits gestrichen, unter anderem die Partien der C-Junioren-Leistungsklasse im Kreis Duisburg/Mülheim/Dinslaken, die eigentlich ihren ersten Spieltag absolvieren sollte. Bei den Senioren ist wegen des spielfreien 1. November (Allerheiligen) kein regulärer Spieltag am Sonntag angesetzt, es sind lediglich am Samstag Pokalspiele sowie einige Nachholpartien vorgesehen. Die sollen wie geplant stattfinden.
Glückauf Möllens Trainer Christian Schwarz erfuhr am späten Mittwochabend, dass seine Bezirksliga-Fußballer doch nicht zur für Donnerstagabend angesetzten Nachholpartie bei Schwarz-Weiß Alstaden antreten mussten. „Es macht auch keinen Sinn, jetzt noch zu spielen“, findet Schwarz, der auch nicht an einen kurzfristigen Wiederbeginn des Spielbetriebs glaubt: „Ein Monat Pause wird nichts bringen. Ich denke, wir werden erst im Februar wieder anfangen.“ Dass der Profisport weiterläuft, hält Schwarz demgegenüber für logisch, „da wird ja auch regelmäßig auf Corona getestet. Aber bei den Amateuren bringt es nichts, weiterzuspielen.“ Glückauf hat seine letzte Begegnung am 4. Oktober beim 1:2 in Osterfeld bestritten.
Auch in den anderen Sportarten wird der Betrieb logischerweise heruntergefahren. Der TV Bruckhausen meldete auf seiner Facebookseite, dass bis 30. November sämtliche sportlichen Aktivitäten im Verein ruhen, darunter auch Wassersport, Fahrrad- und Wandertouren. Der TVB-Treff schließt ebenfalls ab Wochenbeginn.
Die Volleyballer befinden sich ebenfalls nun in der Zwangspause bis Ende November, nachdem der Westdeutsche Verband den Vereinen vor wenigen Tagen erst mitgeteilt habe, dass zwar eine Auszeit bis 22. November vorgesehen sei, die Vereine aber weiter spielen dürften, wenn sie wollten – und damit auf wenig Verständnis stieß.
Trampolinturner beim TV Voerde
Die Handball-Abteilung der SV 08/29 Friedrichsfeld erklärte, „aufgrund der von der Regierung beschlossenen Maßnahmen werden wir unseren Trainingsbetrieb mindestens bis zum 30. November einstellen. Wir hoffen alle sehr, dass wir den Trainingsbetrieb anschließend wieder aufnehmen können, denn bis dato haben sich die ergriffenen Hygienemaßnahmen in den Hallen als effektiv herausgestellt.“
Einen der vorerst letzten Wettbewerbe unterm Dach veranstaltet unterdessen der TV Voerde am Samstag: In der Mehrzweckhalle an der Steinstraße steigen die Rheinischen Einzelmeisterschaften im Trampolinturnen. Insgesamt sieben Vereine sind vertreten, jeder Verein bekam ein eigenes Zeitfenster zugewiesen, in dem die Sportler sich in der Halle aufhalten. Die Gastgeber eröffnen die Wettkämpfe mit dem Pflichtdurchgang um 9.30 Uhr, um 9.55 Uhr folgt die erste Kür und um 10.20 Uhr die zweite Kür.