Am Niederrhein. Nichts geht mehr: Ab kommenden Montag, 2. November, wird der Freizeit- und Amateursportbetrieb wegen der Corona-Pandemie komplett eingestellt.
Nichts geht mehr: Ab kommenden Montag, 2. November, wird der Freizeit- und Amateursportbetrieb wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal in diesem Jahr komplett eingestellt. Das haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs der Bundesländer am Mittwoch beschlossen. Damit kommt die erst im September gestartete Fußball-Saison in der nächsten Woche vorerst zum Erliegen.
Der Trainer des Oberligisten TV Jahn Hiesfeld reagierte nicht überrascht, aber verständlicherweise auch nicht begeistert: „Ich bin kein Top-Virologe, wir müssen uns auf die Experten verlassen“, sagte Marcus Behnert. „Grundsätzlich finde ich die Unterbrechung nicht gut, zumal nicht bewiesen ist, dass beim Fußball die Ansteckungsgefahr besonders groß ist. Aber wir müssen das akzeptieren.“
Fragen bleiben offen
Der Beschluss zum Lockdown für den Freizeit- und Amateursport wirft zudem Fragen auf. Reicht es aus, vom 2. November bis Ende des Monats zu pausieren? Wie geht es in den Ligen weiter, wenn die Auszeit ausgedehnt werden muss? „Ich glaube nicht, dass wir in diesem Jahr noch Fußball spielen werden“, orakelt Marcus Behnert, „und wenn man weiß, wie lange eine normale Grippewelle normalerweise dauert, können wir davon ausgehen, dass es bei Corona ähnlich verlaufen wird. Dann spielen wir vielleicht erst im März oder April wieder.“
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Für die übergroße Oberliga mit 23 Mannschaften wäre ein solches Szenario angesichts des engen Terminplans ein zusätzliches Problem. Sollte die Saison verkürzt, sogar bis auf die nächste Spielzeit ausgedehnt werden? „Wenn man zu dem Schluss kommt, nur eine Hinrunde zu spielen, wäre das für uns sportlich schon katastrophal“, fürchtet der Hiesfelder Coach, dessen Team nach neun Spielen erst sieben Punkte auf dem Konto hat und auf dem drittletzten Platz liegt, der den Abstieg bedeuten würde.
Fußball hat an Bedeutung gewonnen
Über den sportlichen Aspekt hinaus sieht Behnert in den Beschränkungen gesellschaftlich weitere Schwierigkeiten: „Besonders junge Leute sind ja schon in ihrer Freizeit eingeschränkt, Discos sind zum Beispiel auch zu. Da hat der Fußball in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen, so wie ich das wahrgenommen habe. Wenn das jetzt wieder zurückgenommen wird wie im Frühjahr, wird es ganz schwierig.“
„Das ist bitter für uns, zumal wir als Verband ebenso wie die Vereine mit der Corona-Situation sehr verantwortungsvoll umgegangen sind und immer sofort reagiert und Spiele abgesetzt haben – wie zuletzt in Lintfort auch noch kurz vor dem Anpfiff“, so Wolfgang Jades, Vorsitzender des Verbandsfußballausschusses im Fußball-Verband Niederrhein. „Aber insgesamt sehe ich die Situation für die aktuelle Saison noch gelassen. Wir sind deutlich besser vorbereitet als noch beim ersten Mal, als ja noch niemand wusste, wohin die Reise überhaupt gehen würde.“
Das FVN-Präsidiumsmitglied betont: „Bisher ist kein Fußballspiel von den Behörden als Corona-Hotspot ausgemacht worden und Mediziner sagen, dass eine Corona-Ansteckung auf dem Fußballplatz an der frischen Luft sehr unwahrscheinlich ist. Wir sehen den Fußball auch nicht als Kontaktsportart an. Aber natürlich akzeptieren wir in dieser für alle schwierigen Lage die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie von der Politik beschlossen wurden.“
Mögliche Nachholtermine im Februar
Geplant ist: Alle Spiele, die bis zum 2. November angesetzt sind, bleiben auch angesetzt. Spekulation ist: Die Spieltage am 8., 15. und 29. November könnten in den Februar 2021 verlegt werden, wobei der Terminkalender in der Oberliga da bereits sehr voll ist.„Dazu kann ich zu diesem Zeitpunkt nichts Konkretes sagen. Da werden wir uns in Ruhe mit den entsprechenden Gremien besprechen und vielleicht auch wieder Videokonferenzen durchführen“, so Jades. „Durch die Verlängerung der Saison zur Not bis zum 30. Juni 2021 haben wir nach hinten heraus jedenfalls viel Spielraum.“
Zudem kann die aktuelle Saison gewertet werden, wenn bereits die Hälfte aller Partien bestritten wurde. Von den 6602 im FVN bislang in dieser Spielzeit im Herren- und Frauenbereich angesetzten Begegnungen wurden seit dem Saisonbeginn am ersten September-Wochenende 6283 Partien über die Bühne gebracht. 319 wurden abgesagt, das entspricht einer Quote von 4,83 Prozent. „Mit mehr als 95 Prozent ausgetragener Partien sind wir derzeit weit entfernt von einer kritischen Marke“, so Jades. Diese Quote wird sich im November allerdings noch deutlich verschlechtern.