Bochum. Sportchef Fabian tritt zurück, Kaenzig ist einziger Geschäftsführer beim VfL Bochum. Bleibt Lettau? Wer macht was, wer kommt wann? Hintergründe.

Der Rücktritt kam nicht mehr überraschend. Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian einigte sich mit dem VfL Bochum auf eine Vertragsauflösung, verabschiedete sich am frühen Mittwochnachmittag auf einer Betriebsversammlung von den Mitarbeitern des VfL Bochum. Nach 24 Jahren als Spieler, Assistent der Geschäftsführung und Sport-Geschäftsführer legt der 36-jährige Ur-Bochumer nun eine Pause ein (Bericht: hier).

Nach dem historischen Last-Minute-Klassenerhalt nach Elfmeterschießen in Düsseldorf am Montagabend (3:0/6:5 im Elfmeterschießen) läuft die Suche nach einem neuen Manager auf Hochtouren. Parallel dazu wird ein neuer Coach gesucht.

VfL Bochum nach dem Wunder von Düsseldorf - wie geht es nun weiter? Wer bleibt? Wer geht?

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    Butscher soll künftig die neue U21 trainieren

    Dass Heiko Butscher nach seinen acht Pflichtspielen als VfL-Chefcoach ins Talentwerk zurückkehrt, war bereits vor der Relegation so gut wie beschlossen. Längst haben etliche Gespräche mit Trainer-Kandidaten stattgefunden, Namen der Top-Kandidaten sickerten noch nicht durch.

    Das Profil: Es soll kein Neuling sein, sondern ein Mann mit Erfahrung als Profitrainer geholt werden. Einer, der intern wie extern Führungsstärke zeigt und junge Spieler gut entwickeln kann.

    Sportdirektor Marc Lettau (l.) bleibt vorerst im Amt, Trainer Heiko Butscher (r.) soll vertragsgemäß künftig die U21 des VfL Bochum trainieren.
    Sportdirektor Marc Lettau (l.) bleibt vorerst im Amt, Trainer Heiko Butscher (r.) soll vertragsgemäß künftig die U21 des VfL Bochum trainieren. © ddp/Revierfoto | Revierfoto

    Geschäftsführer Ilja Kaenzig hat eine Schlüsselrolle

    Nach dem Fabian-Aus kommt Ilja Kaenzig, dem für die Finanzen zuständigen Sprecher der Geschäftsführung, eine noch größere Schlüsselrolle zu. Er ist vorerst alleiniger Geschäftsführer und damit alleiniger Chef im hauptamtlichen Bereich.

    Der im Klub und außerhalb des VfL hochgeschätzte, erfahrene Schweizer (50) ist jetzt qua seines Amtes verantworlich für die Trainersuche, wobei das Präsidium in wichtigen Vereinsfragen stets involviert ist und mitbestimmt. In den letzten und den kommenden Tagen gab und gibt es ständige Treffen und Austauschrunden in verschiedener Besetzung.

    Sportdirektor Marc Lettau bleibt vorerst im Amt

    Sportdirektor Marc Lettau (38) ist hierarchisch eine Ebene unter Kaenzig angesiedelt. Lettau, seit Januar 2023 beim VfL im Amt, soll vorerst das operative Geschäft weiterführen. Er wird also seine Gespräche mit neuen Spielern sowie Spielern, die man halten will nach dem Vertragsende wie Christopher Antwi-Adjei, fortführen. Zudem ist er auch bei der Trainersuche aktiv, nimmt Kontakte auf, führte und führt Gespräche.

    Seine längerfristige Zukunft beim VfL wird vor allem davon abhängen, wer neuer Manager/Sport-Geschäftsführer wird. Hier sind nach unseren Informationen mehrere Konstellationen noch nicht endgültig ausdisktutiert.

    Lettau stieg im Juli 2023 zum Sportdirektor auf

    Der 38-Jährige war zur Unterstützung Fabians und auch auf dessen Wunsch geholt worden. Als Fabian in der Rückrunde 2022/23 krankheitsbedingt länger ausfiel, übernahm er dessen Aufgaben im sportlichen Bereich der Lizenzspielerabteilung federführend, während Fabians weitere Aufgaben als Sportchef (vor allem Frauenfußball, Talentwerk) auf mehrere Schultern verteilt wurden.

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    Kaenzig schulterte weitere Aufgaben etwa im Bereich der Mitarbeiterführung/Vereinspräsentation zusätzlich. Letztlich beförderte der VfL Lettau im vergangenen Juli vom Technischen Direktor zum Sportdirektor, einem Amt, das es vorher nicht gab in Bochum.

    Chemie zwischen dem neuen Sportchef und Kaenzig muss stimmen

    Wer folgt auf Patrick Fabian? Auch hier dürfte der Klub nicht auf einen Neuling setzen, wie es ja auch der Ur-Bochumer und mit 36 Jahren immer noch sehr junge Fabian war. Vor allem muss die Chemie zwischen Kaenzig und dem neuen Sportchef stimmen. Der Markt gibt genug Kandidaten her, die Gerüchteküche brodelt, einige haben sich auch bereits selbst beworben beim VfL Bochum.Wie man hört, ist derzeit aber davon auszugehen, dass die Trainersuche eher beendet sein wird als die nach einem Nachfolger von Fabian.

    Bis Anfang kommender Woche, so das Ziel, könnte es beim Trainer Fakten geben. Bevor die Wunschkandidaten woanders anheuern, will (und muss) Bochum zuschlagen - die Trainersuche genießt daher oberste Priorität. Der Manager könnte auch eine Woche später erst loslegen beim VfL.

    Dank Klassenerhalt: VfL hat Zeit gewonnen

    Der Fahrplan hat sich etwas verschoben und entspannt, weil Bochum eben doch nicht abgestiegen ist durch das Wunder von Düsseldorf. Durch den Klassenerhalt hat der Klub neben viel Geld auch etwas Zeit gewonnen, Trainingsauftakt ist erst im Juli - und mit Marc Lettau ist ein führender Mitarbeiter im operativen Geschäft ja weiterhin aktiv bei der Trainersuche. Für die Bestellung eines neuen Sport-Geschäftsführers indes ist das ehrenamtlich arbeitende Präsidium mit dem langjährigen Vereinschef Hans-Peter Villis (66) an der Spitze zuständig.

    Diskutierte Variante: Kaenzig bleibt einziger Geschäftsführer

    Möglich ist auch, dass es eine Umstrukturierung gibt. Kaenzig könnte auch alleiniger Geschäftsführer bleiben und der neue Manager sich ausschließlich um den Lizenzspielerbereich des Bundesligisten kümmern, angesiedelt eine Etage tiefer.

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    Er würde dann als Sportdirektor oder Manager Profisport arbeiten. Dann könnte sich Bochum auch von Lettau trennen. Oder aber Lettau arbeitet im operativen Geschäft weiter, dann wieder noch mehr im Hintergrund als zuletzt. Lettau gilt im Klub als fleißig und akribisch, aber auch mit Schwächen in der Außendarstellung und in der Überzeugungskraft gegenüber Spielern und Beratern. Dass der VfL auf einen Fabian-Nachfolger komplett verzichtet, ist auszuschließen.

    Kein Stürmer im Winter: Kritik auch an Lettau

    Lettau war federführend bei der Zusammenstellung des Kaders für die vergangene, im letzten Moment mit dem Klassenerhalt noch entscheidend gerettete, aber alles andere als gut gelaufene Saison. Von den Neuzugängen schlug trot eines Rekordbudgets nur Bernardo komplett ein, alle anderen spielten nur phasenweise oder fast gar keine Rolle. In Vereinskreisen wirft man Lettau (und Fabian) zudem vor allem vor, im Winter keinen neuen Stürmer verpflichtet zu haben trotz vorhandener finanzieller Mittel.

    Fabian, Letsch: Diese Spitzenkräfte muss Bochum weiterhin bezahlen

    Bei allen Varianten ein wichtiges Argument: die Kosten. Fabians Vertrag wäre nach Informationen dieser Redaktion noch ein Jahr lang bis 2025 gelaufen. Fabian trat am Mittwoch, zwei Tage nach dem Klassenerhalt zurück. Wie man hört, einigte man sich im Zuge der Vertragsauflösung darauf, dass der langjährige Bochumer sein Grundgehalt bis Juni 2025 weiter erhält, dieses aber soll für Bundesliga-Verhältnisse recht niedrig sein. Fabian verzichtet demnach auf sämtliche erfolgsabhängige Prämien.

    Auf der Lohnliste des VfL Bochum stehen drei weitere Spitzenkräfte, die keine Rolle mehr spielen beim VfL: die Verträge von Ex-Trainer Thomas Letsch und Ex-Co-Trainer Jan Fießer laufen noch bis zum Juni 2026. Rund 1,5 Millionen Euro pro Bundesliga-Saison dürfte das kosten - sofern man sich nicht früher auf eine Auflösung einigt oder Letsch und Fießer bei einem anderen Klub einsteigen. Beide erhielten jedenfalls zudem eine Klassenerhalts-Prämie.

    Riemann: Neuer Klub würde auch Bochum helfen

    Im Idealfall aus finanzieller Sicht des VfL Bochum findet Manuel Riemann noch im Juni einen neuen Klub für die nächste Saison.
    Im Idealfall aus finanzieller Sicht des VfL Bochum findet Manuel Riemann noch im Juni einen neuen Klub für die nächste Saison. © DPA Images | David Inderlied

    Das gilt auch für Torwart Manuel Riemann, dem sein Anteil an der vom Mannschaftsrat ausgehandelten Sonderprämie für den Klassenerhalt in Höhe von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro zusteht. Das Geld wird unter Spielern und Staff aufgeteilt, wobei die individuelle Prämie unterschiedlich hoch ausfällt - Kevin Stöger erhält sicherlich mehr als Moritz Römling.

    Riemann hatte dem Klub und dem Team, so hört man es aus Vereinskreisen, Spielerkreisen und auch von externen, dem VfL nahe stehenden Experten, den Rücken gekehrt. Der 35-Jährige wollte sein Verhalten nicht mannschaftstauglich anpassen. Eine Rückkehr als Torwart zur Castroper Straße ist so gut wie ausgeschlossen, sein Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2025.

    Gut möglich aber ist es, dass Riemann bereits vor dem Trainingsauftakt einen neuen Klub findet. Dann könnte er den Klub verlassen, der VfL würde sein Gehalt sparen. Auf eine Ablösesumme müsste er vermutlich unter diesen Umständen verzichten.

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