Bochum. Der Vertrag von Kevin Stöger beim VfL Bochum läuft aus. Gegen Werder Bremen will er erst den Klassenerhalt schaffen. Dann geht es um die Zukunft.
Kevin Stöger spricht ruhig und sachlich. Keine Spur von Aufregung geschweige denn Nervosität. So wie sich der Österreicher die ganze Saison schon auf dem Platz gibt, so locker und entspannt wirkt er auch in der Woche vor dem Showdown im Kampf um den Klassenerhalt seines VfL Bochum beim SV Werder Bremen (15.30/Sky). Mindestens einen Punkt braucht der VfL, um ein viertes Bundesliga-Jahr in Serie in der eigenen Hand zu haben - oder Schützenhilfe auf zwei anderen Plätzen.
Von all dem will der Bochumer Mittelfeldmotor nichts wissen. „Natürlich ist die Situation nicht so, wie man sich das am letzten Spieltag wünscht. Wir haben aber alles in der eigenen Hand. Wir fahren nach Bremen, damit wir da gewinnen“, sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch bei diesen Sätzen bleibt Stöger ruhig, hebt seine Stimme nicht. Als wäre es das Normalste der Welt, wenn der VfL Bochum am Samstag im Weserstadion feiern würde.
VfL Bochum: Stöger fordert eklige Spielweise gegen Werder Bremen
Dabei kassierten die Bochumer am vergangenen Sonntag eine saftige 0:5-Klatsche gegen Bayer Leverkusen. Eine Partie, die sie in Bochum aber schnell aus den Köpfen verbannten. Es war quasi eine Partie ohne Wert, nachdem Felix Passlack nach 15 Minuten vom Platz flog und der neue Deutsche Meister von da an in Überzahl spielte. Bis dahin aber habe der VfL gezeigt, was in ihm stecke, sagte Stöger. „Die ersten 15 Minuten haben wir Leverkusen vor Probleme gestellt, sie haben früh ihr System geändert und mit langen Bällen gearbeitet. Wir haben gesehen, dass wir auch Räume zumachen können, wenn wir tief stehen.“
Gegen Bremen soll das nur eine untergeordnete Rolle spielen, Stöger und Co. wollen dann wieder ihre eigentlichen Stärken präsentieren. Wie im Auswärtsspiel beim wilden 4:3-Sieg über Union Berlin. „Wir gehen vorn drauf, fahren nicht nach Bremen, um etwas zu verwalten“, so Stöger. Schließlich könne immer mal ein Ball reinfallen. Oder auf den anderen Plätzen könne es gegen Bochum laufen - etwa wenn Mainz 05 beim VfL Wolfsburg und Union Berlin gegen den SC Freiburg in Führung gehen sollten.
Dann bräuchte der VfL Bochum dringend einen Punkt, um nicht doch noch auf den Relegationsrang abzurutschen. Er selbst wolle daher auch nicht unbedingt wissen, wie es auf den anderen Plätzen steht. Erstmal müsse sich jeder auf sich selbst und den VfL konzentrieren. Die Devise ist klar: „Wenn wir so spielen, wie bei Union oder gegen Hoffenheim, dann können wir in Bremen definitiv punkten. Dann sind wir ekelig, dann ist es nicht einfach, gegen uns zu spielen.“
VfL Bochum: Kevin Stöger überragt - und gibt Zukunftsupdate
Daran hat Stöger einen großen Anteil. Im Mittelfeld ist er der Antreiber, der Ballverteiler, ein Kämpfer. Stöger vereint alles, was das Bochumer Spiel ausmacht. Und er ist der mit Abstand offensivstärkste Spieler im Kader. Fast immer wenn es gefährlich wird, hat er sein Fuß im Spiel. Sieben Tore erzielte er selbst, acht bereitete er vor. Laut der Statistik-Seite fbref.com hat kein Spieler ligaweit so viele schusserzeugende Aktionen pro Spiel wie Stöger, keiner so viele „wichtige Pässe“.
Auch deshalb wird längst über seine Zukunft spekuliert. „Ich will nächstes Jahr in der Bundesliga spielen‘“, sagte er noch einmal. „Das ist auch mit dem Verein so kommuniziert. Es gibt noch nichts Spruchreifes.“ Erst einmal gehe es ihm darum, den Klassenerhalt mit dem VfL Bochum klarzumachen. „Sollten wir es schaffen, werde ich danach ein paar Tage abschalten und mir mit der Familie Gedanken machen. Dann werde ich entscheiden, was für mich das Beste ist.“
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In dieser Zeit hofft er allerdings auch auf einen Anruf von ganz anderer Stelle: Stöger träumt von der EM-Teilnahme mit Österreich „Ich glaube, dass ich eine sehr gute Saison spiele. Nicht nur, was die Scorerpunkte betrifft, auch bei anderen Werten bin ich weit vorn“, sagte Stöger selbst.
Allerdings habe es in den vergangenen Wochen keinerlei Gespräche mit Ralf Rangnick, dem Nationaltrainer Österreichs, gegeben. Vielleicht ja auch, weil der Fußballlehrer nur zu gut weiß, dass sich der österreichische Mittelfeldmotor gänzlich auf den VfL Bochum konzentriert. „Jetzt geht es um den Klassenerhalt und danach würde ich mich über einen Anruf sehr freuen“, sagte Stöger.
Vielleicht aber nicht direkt am Samstagabend oder Sonntagvormittag - sollte der Klassenerhalt gelingen. „Wenn wir gewinnen, haben wir schöne Tage und Wochen. Das ist das Ziel“, so der 30-Jährige. „Der ganze Verein, die Mannschaft, die Fans, die Mitarbeiter haben verdient, die Klasse zu halten. Wir können mit einem Spiel etwas Großes bewirken – dass wir weiterhin in der Bundesliga spielen. Das hatten uns vor der Saison nur wenige zugetraut.“