Bochum. Kleine Kabinen, kaum Trainingsplatz: Ohne einen Ausbau des Talentwerks wird es auf Sicht keinen Profifußball geben in Bochum. Ein Kommentar.
Ein Neubau des Ruhrstadions ist längst vom Tisch, das Thema sorgte für hitzige Debatten im vergangenen Winter. Letztlich bleibt das marode Stadion an der Castroper Straße, soll nur modernisiert und hier und dort aufgehübscht werden, die Kapazität steigt um maximal 1500 Plätze auf dann 27.500.
Das „Schmuckkästchen 2.0“ bleibt ein Aushängeschild des Klubs und der Stadt. Es bedient die Emotionen der traditionellen Fans, der Romantiker wie kaum eine zweite Arena in Deutschland. Es ist fast ein Alleinstellungsmerkmal.
Kleines Ruhrstadion: Großer Nachteil für den VfL Bochum
Wirtschaftlich aber bedeuten wenig VIP-Plätze, wenig Komfort und geringe Kapazität im Vergleich zu den meisten Erst- und Zweitligisten einen erheblichen Wettbewerbsnachteil. Und zwar nicht nur gegenüber nie zu erreichenden Branchenriesen, sondern auch gegenüber aufstrebender Konkurrenz aus der 3. und 2. Liga, die ihre Stadien ausgebaut haben oder modernisieren werden wie etwa Karlsruhe oder Nürnberg.
Umso wichtiger ist ein starker Nachwuchs: Will der VfL dauerhaft erst– oder auch „nur“ zweitklassig mitspielen, muss er eigene Talente frühzeitig binden und hohe Werte schaffen. Beim VfL müssen Spieler wie zuletzt Tim Oermann zu Profis reifen, müssen einige den Sprung nach ganz oben schaffen und Millionen-Transfereinnahmen bescheren wie zuletzt Armel Bella Kotchap (rund 11 Millionen Euro Ablöse) und Maxim Leitsch (3,5 Millionen Euro), wie zuvor Leon Goretzka etwa.
NLZ des VfL Bochum: eines Bundesligisten unwürdig
Doch das Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße ist eines Bundesligisten derzeit unwürdig. Um ein paar Beispiele zu nennen: Es gibt keine Trainerbüros, zu wenig und zu kleine Kabinen, keinen Raum für Besprechungen oder Physiotherapie. Vor allem fehlen Trainingsplätze.
Im Winter müssen sich A- und B-Junioren des VfL Bochum mitunter einen Platz teilen – 20 bis 25 Fast-Profis tummeln sich auf einer Hälfte. Selbst etliche Kreisligisten können ihren Breitensport-Kickern mehr Platz bieten.
Aus- und Umbau alternativlos: Es ist kurz vor zwölf
Ohne eine nennenswerte Investition würde der VfL Bochum komplett abgehängt, es ist schon jetzt eine Minute vor zwölf. Nicht nur mit der auf Sicht nicht zu erreichenden Qualität der Nachwuchszentren von Schalke 04 oder Borussia Dortmund könnte Bochum dann nicht mehr mithalten. Auch Zweitligisten wie Fortuna Düsseldorf und perspektivisch Drittligisten wie RW Essen drohen dem VfL meilenweit zu enteilen, wenn er weiterhin teils nur eine Kabine hat für zwei Teams.
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Der hochpreisige Kampf um die mehr oder minder begabten Teenager und sogar schon um Kinder ist in den letzten zwei Jahrzehnten förmlich explodiert, tausende Berater gieren nach jedem hoffnungsvollen Talent – strukturell aber ist Bochum fast noch auf dem Stand der Jahrtausendwende.
Schon in diesem Alter spielt viel Geld eine zentrale Rolle – der VfL muss jetzt und auch nach den Baumaßnahmen mit sportlicher Perspektive und einem Umfeld punkten, für das es sich lohnt, als junger Mensch noch auf ein paar Euro mehr zu verzichten. Kommt unter anderem eine neue Traglufthalle wie geplant, könnte der VfL mit einem Alleinstellungsmerkmal punkten.
Das Talentwerk wächst dann endlich zusammen
Es geht nicht um Whirlpools für Teenager, sondern um ein professionelles Trainings- und Betreuungs-Angebot. Sogar ein Kraftraum, den schon Amateurklubs oft bieten können, fehlte lange Zeit. Neue Plätze für die VfL-Jugend sind alternativlos wichtig für die Zukunft, ein neues Funktionsgebäude verbesssert zudem die Zusammenarbeit, stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Aktuell trainieren Jungs und Mädchen des VfL teils an der Castroper Straße, teils an der Hiltroper Straße. Mit der neuen U23 kommt im Sommer noch eine neue Mannschaft hinzu, die professionell trainieren muss.
Mitarbeiter, Trainer und Talentwerk-Leitung haben derzeit kein Büro vor Ort. Die Mädchenabteilung wächst, auch hier arbeitet der Klub weiter intensiv an der positiven Entwicklung, auch die jungen Frauen profitieren von den Maßnahmen. Das Talentwerk wächst endlich zusammen.
Deshalb rechnet sich die Investition für Bochum
Die Stadt investiert nach WAZ-Inforamtionen rund 20 Millionen Euro. Viel Steuergeld, keine Frage. Die Stadt und damit auch ihre Bürger aber profitieren von einem Bundesligisten VfL Bochum als mit Abstand größtem Werbe- und Imageträger, der zudem zahlreiche Fans in die Hotels und Kneipen spült, in einem Umfang, der in Geld schwer nachweislich messbar ist – aber mit Sicherheit die 20 Millionen Euro deutlich übersteigt, und zwar Jahr für Jahr.
Die Investition ist überfällig, sie ist die Basis für eine hoffnungsvolle Entwicklung des VfL Bochum - und damit auch ein Stück weit der Stadt.
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