Bochum. Der VfL Bochum kann nach dem Sieg bei Union nur noch über die Relegation in die zweite Bundesliga absteigen, sollte aber gewarnt sein.

Nach einer langen Durststrecke ist die Welt für den VfL Bochum vor dem 33. Spieltag wieder eine bessere. Dazu verholfen hat das Straucheln der Konkurrenz sowie das eigene Erfolgserlebnis bei Union Berlin (4:3) vergangenen Sonntag. Ein riesiger Schritt Richtung Klassenerhalt, denn die Bochumer können nicht mehr auf einen direkten Abstiegsplatz abrutschen. Einen ausgelassenen Jubel mit ihren treusten Anhängern ließen sich die Spieler in den dunkelblauen Trikots nach der Partie an der alten Försterei nicht nehmen. Zu früh sollte man an der Castroper Straße jedoch nicht in Ekstase verfallen. Denn wie die Vergangenheit zeigte, haben auch schon andere Teams, die gedanklich schon die Klasse gehalten haben, kurz vor Schluss noch versagt.

VfL Bochum sei gewarnt vor Naivität

Schlagt die Geschichtsbücher auf! In der Saison 1997/98 leistete sich der 1. FC Köln eine Negativserie, die für einen unerwarteten Abstieg sorgte. Der erste Bundesliga-Meister der Geschichte ging als Tabellenelfter mit einem Spiel weniger als der Großteil der Konkurrenz in den 30. Spieltag. Vier Mannschaften und fünf Punkte trennte das Team aus der Domstadt von Tabellenplatz 16, der damals noch gleichbedeutend mit dem direkten Abstieg war.

Die Menge an Konkurrenten ließen die fünf Punkte Vorsprung zurecht nach einem ordentlichen Polster aussehen. Doch es schien so, als ob sich die Kölner zum Saisonendspurt mit aller Macht gegen einen Klassenerhalt stemmten. Aus den letzten sechs Partien sprang nur ein mickriger Punkt heraus und so rutsche man Woche für Woche in den Tabellenkeller ab. Der Abstieg des Bundesliga-Gründungsmitglieds war nach einer durchaus komfortablen Ausgangslage nach dem 34. Spieltag besiegelt.

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Blättert man im Kalender ein Jahr nach vorne, liest man von einem gleichartigen Schicksal. Denn 1999 ist dem 1. FC Nürnberg ähnliches widerfahren. Nach dem 32. Spieltag befand sich der Club als Tabellendreizehnter mit fünf Punkten Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz in einer souveränen Lage. Am vorletzten Spieltag trennte man sich mit einem Unentschieden und kletterte sogar einen Platz nach oben. Die Punkte auf Eintracht Frankfurt (16.) schmolzen allerdings auf drei.

Am letzten Wochenende der Saison verließ Nürnberg mit einer Niederlage das Feld, während die Konkurrenz punktete. Plötzlich hatte der heutige Zweitligist genauso viele Punkte auf dem Konto wie die SGE. Unglücklich dabei: Die Eintracht schoss insgesamt vier Tore mehr und so rutsche Nürnberg doch noch ins Unterhaus ab.

VfL Bochum mit möglicher Hertha-BSC-Neuauflage

Von einer Geschichte aus der jüngeren Vergangenheit - aus der Saison 2021/22 - könnte der VfL Bochum noch eine Neuauflage schreiben. Auch wenn beim VfL kein direkter Abstieg mehr möglich ist - bei Hertha BSC war dieser zwei Spieltage vor Saisonende auch nur noch ein sehr theoretisches Szenario. Allerdings hatten die Hauptstädter genauso wie der Revierklub in dieser Saison ein Vier-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz. Die Hoffnung, dass die Konkurrenz Punkte liegen lässt und man selbst noch Punkte aufs Konto bringt, wurde zur Illusion.

Die Berliner beendeten die Saison mit zwei Niederlagen und mussten sich am Ende mit dem 16. Tabellenplatz zufriedengeben. Zwar setzte sich die Hertha in der Relegation, wie es der Erstligist in diesem Duell so häufig tut, durch, doch als Freifahrtschein sollte das nicht angesehen werden.

Borussia Dortmunds Youssoufa Moukoko (hinten) schießt die Hertha am 34. Spieltag in die Relegation 2021/2022.
Borussia Dortmunds Youssoufa Moukoko (hinten) schießt die Hertha am 34. Spieltag in die Relegation 2021/2022. © imago/RHR-Foto | IMAGO/Dennis Ewert/RHR-FOTO

Fakt ist: Dem VfL Bochum könnte Ähnliches passieren. Erst schlägt man den Mitbewerber im Kampf um den Klassenerhalt. Daraus resultiert, dass ein direkter Abstieg nicht mehr möglich ist. Der Sieg wird gefeiert und man geht mit einem vermeintlichen Selbstbewusstsein in die alles entscheidende Phase der Saison.

Eine weitere Parallele: Zuvor bezwangen die Berliner ihren damaligen Konkurrenten, was, wie man hoffte, Selbstbewusstsein für die beiden letzten Spieltage hätte geben sollen. Auf die Frage, ob der blau-weiße Gästeblock am 34. Spieltag im Weser Stadion tatsächlich feiern darf oder doch Hertha-ähnlich mit geknickten Köpfen und einem bevorstehenden Relegationsspiel die Arena verlässt, gibt es am 18. Mai um circa 17:25 eine Antwort.