Berlin. Welch ein Drama an der Alten Försterei: Der VfL Bochum gewinnt mit 4:3 gegen Union Berlin und träumt vom dritten Klassenerhalt.

Es war schwer für die 2500 mitgereisten Fans des VfL Bochum sich in der ausverkauften Alten Försterei Gehör zu verschaffen gegen die leidenschaftlich singenden Anhänger des 1. FC Union Berlin. Doch ein Klassiker dieser Tage wurde vom blau-weißen Anhang voller Inbrust zum Besten gegeben: „Wir bleiben drin“ auf der Melodie des Steigerlied. Auch wenn das Zittern beim 4:3-Auswärtssieg trotz einer 3:0-Halbzeitführung bis zum Schluss ging - das Ziel rückt näher. Der VfL ohne Drama? Geht offenbar nicht.

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Der VfL, der nach dem hochverdienten 3:2-Heimsieg gegen die TSG Hoffenheim am vergangenen Wochenende voller Selbstvertrauen nach Berlin reiste, ließ zunächst von Beginn an keinen Zweifel daran, wer diesem Spiel seinen Stempel aufdrücken wird. Hans-Peter Villis, Vorstandsvorsitzender des VfL Bochum, war bereits bei einem Fanabend am Samstag voller Optimismus und versprach den Mitgliedern und Freunden des Fanclubs Bochumer Botschaft einen Sieg. Er sollte Recht behalten. Obwohl die Union-Fans im Stadion wie eine Wand hinter ihrer Mannschaft standen, dominierte Bochum von Beginn an, hatte deutlich mehr Ballbesitz und gewann eine Vielzahl von Zweikämpfen.

Wittek erzielt ersten Doppelpack im VfL-Trikot

Wie verunsichert die Berliner sind, die seit fünf Spielen sieglos waren, wurde nach sieben Minuten erstmals deutlich. Nach einem Einwurf von Felix Passlack von der linken Seite verlängerten Moritz Broschinski und Bernardo, aber im Zentrum verpasste Keven Schlotterbeck den Kopfball. Nach 15 Minuten belohnte sich der VfL dann für eine starke Anfangsphase. Nach einem traumhaften Spielzug schoss Maximilian Wittek zur 1:0-Führung ein. Philipp Hofmann gewann zuvor im Mittelfeld sein Kopfballduell und leitete direkt Kevin Stöger weiter, der den startenden Moritz Broschinski auf der rechten Seite sah. Dieser spielte flach in die Mitte, wo der mitgelaufene Wittek goldrichtig stand.

Keven Schlotterbeck (r) erzielte das 3:0 für den VfL Bochum.
Keven Schlotterbeck (r) erzielte das 3:0 für den VfL Bochum. © dpa | Andreas Gora

Anders als in vielen anderen Spielen in dieser Saison machte Bochum weiter - wie schon gegen Hoffenheim. Bis auf den gelbgesperrten Anthony Losilla, für den Patrick Osterhage zurückkehrte, stand auch dieselbe Mannschaft auf dem Feld. Mit Erfolg. In der 31. Minute schickte Osterhage Wittek mit einen Steilpass in den Strafraum, der ließ erst Danilho Doekhi ins Leere laufen, schlug noch einen Haken und setzte den Ball humorlos ins kurze Ecke für seinen zweiten Treffer des Tages. Anstatt noch an Ort und Stelle zu feiern, stürmte er über das halbe Feld in Richtung Ersatzbank und lief dort den Ersatzspielern in die Arme. Klares Zeichen: Wir. Zusammen. So wie es die Spieler und Verantwortlichen seit Wochen immer wieder betonen.

Union Berlin kommt nach der Pause zurück

Gemeinsam spielten sie weiter nach vorn. Und wieder erzielte Keven Schlotterbeck einen wichtigen Treffer in Berlin - wie schon im vergangenen Jahr beim 1:1 bei Unions Stadtrivalen Hertha BSC. Der ehemalige Unioner erzielte noch vor der Pause das vollkommen verdiente 3:0 für den VfL Bochum, nachdem Osterhage mit einem Kopfball Passlack auf der linken Seite freispielte. Der nominelle Rechtsverteidiger zeigte, dass er es auch von der anderen Seite kann und flankte butterweich auf Schlotterbeck im Zentrum, dessen Abschluss zum Unglück von Union-Keeper Frederik Rönnow von einem Vordermann noch abgefälscht wurde. Die Bochumer Fans sangen bereits vom dritten Klassenerhalt in Serie.

Chris Bedia trifft zum zwischenzeitlichen 2:3 aus Union-Sicht.
Chris Bedia trifft zum zwischenzeitlichen 2:3 aus Union-Sicht. © dpa | Andreas Gora

Was noch vor zwei Wochen, nachdem der VfL wieder auf den Relegationsrang abgerutscht war, noch fraglicher denn je war, nimm immer konkretere Formen an. Weil die Bochumer zurück zu alter Stärke gefunden habe und defensiv wieder deutlich stabiler stehen als noch in der Schlussphase unter Trainer Thomas Letsch. Das zeigten sie auch in der zweiten Halbzeit in Berlin - trotz des Anschlusstreffers des eingewechselten Yorbe Vertessen in der 59. Minute. Die Bochumer ließen ihm zu viel Raum und der Belgier zog aus 18 Metern einfach mal ab - und traf ins lange Eck. Manuel Riemann konnte dem Ball nur hinterhergucken und rüttelte seine Vorderleute auf. Ohne Erfolg. Denn nur drei Minuten später nutzte der ebenfalls eingwechselte Chris Bedia einen Ordets-Patzer und traf zum 3:2.

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VfL Bochum muss bis zum Schluss zittern

Butscher wechselte - und setzte offenbar das richtige Zeichen. Erst scheiterte der starke Kevin Stöger von an Rönnow, dann flankte Passlack auf Hofmann, der mit seinem Kopfball ins lange Eck zum 4:2 für Beruhigung der Situation sorgte (70.). Aber nur kurz, weil Benedict Hollerbach das dritte Union-Tor (75.) erzielte. Brenden Aaronson vernaschte zuvor Bernardo und legte quer auf den Stürmer. Doch die Schlussoffensive blieb aus - und der VfL Bochum feiert einen ganz wichtigen Sieg.