Bochum. Hofmann oder Broschinski? Gegen Hoffenheim stürmten sie beide: Bochum-Trainer Butscher und die Angreifer über ihre Rollen vor dem Union-Spiel.
Moritz Broschinski wollte gar nicht aufhören. 20 Minuten packte er nach dem Mannschaftstraining am Dienstag drauf, ballerte im Wechsel mit Christopher Antwi-Adjei fast im Sekundentakt aufs leere Tor nach der ersten Einheit vor dem Auswärtskracher bei Union Berlin am Sonntag (5. Mai, 15.30 Uhr).
Der Junge ist heiß. Und deshalb hat er gespielt gegen Hoffenheim. In seinem dritten Spiel setzte Trainer Heiko Butscher erstmals auf den 23-Jährigen in der Startelf. Ein Grund: „Moritz hat einfach sehr gut trainiert und gezeigt, dass er Tore machen möchte. Er war treffsicher. Er hat sich seinen Einsatz selbst erarbeitet.“
Bochums Hofmann: „Wenn vorne zwei Terrier sind, ist das umso besser“
Für Philipp Hofmann (31), seinen Sturmkollegen und lange Zeit auch Konkurrenten im Kampf um einen Startelf-Einsatz, ist Broschinski ein „positiv verrückter, lustiger Typ. Er gibt auf dem Rasen immer alles. Genau das brauchen wir auch in dieser Phase. Er bringt Schnelligkeit rein. Sein Ansprinten ist top“, sagt Hofmann, der selbst die Gegner zermürbt mit seiner Art. „Wenn vorne zwei Terrier sind, ist das umso besser für uns. Wir harmonieren gut zusammen.“
Zum dritten Mal erst in dieser Saison stürmten Hofmann und Broschinski gegen Hoffenheim, beim 3:2-Brustlöser-Sieg, gemeinsam von Beginn an. Beim 2:1-Sieg in Darmstadt und dem 1:2 in Köln funktionierte diese Variante nicht wirklich. Wie ja überhaupt die Saison äußerst wechselhaft verläuft beim VfL, auch bei den Stürmern.
Die Torausbeute etwa ist und bleibt ein Manko: Hofmann kommt auf drei, Broschinski auf zwei Treffer, hinzu kommen drei Assists bei Hofmann in 26 Spielen (15 Mal Startelf) und zwei bei Broschinski in 24 Einsätzen (12 Mal Startelf).
Die neue Dreier-Offensive: Auch Maxi Wittek überzeugt
Jetzt aber ging die Rechnung mit der Doppel-Wucht im Angriff erstmals richtig auf, auch ohne Stürmer-Treffer. Auch dank Maximilian Wittek, der die offensive Dreierreihe komplettierte, der als Linksaußen gefühlt um sein Leben rannte, viele Flanken brachte, anlief. Anders als Ex-Trainer Thomas Letsch beim schicksalhaften 1:2 in Köln, als Hofmann und Broschinski eine Doppelspitze bildeten, setzte Butscher auf ein flexibles 4-3-3-System.
Hofmann spielte zentral, ließ sich dabei immer wieder zurückfallen. Broschinski kam über rechts, sollte aber auch immer wieder in die Box ziehen, wenn Wittek über links anrauschte. Alle drei – Hofmann und Broschinski an vorderster Front – pressten früh, nervten die TSG extrem intensiv im Aufbau. Der Plan von Butscher ging auf: mit Ball und gegen den Ball.
Bochums Trainer Butscher: Broschinski ist „die ideale Ergänzung“ zu Hofmann
„Hoffi“, erklärte der Trainer, „arbeitet auch viel um den Strafraum herum. Er zieht Gegenspieler, hat einen großen Mehrwert, ist bei langen Bällen wichtig. Moritz Broschinski ist die ideale Ergänzung. Er ist schnell, hat Zug zum Tor.“
Meistens spielte aber nur einer von beiden. In der ersten Saisonhälfte oft Hofmann, nach dem Jahreswechsel nutzte Broschinski seine Chance. Erst gegen Darmstadt (2:2) meldete sich Hofmann mit einem Doppelpack zurück, ist seitdem wieder gesetzt, hat sechs Kilo abgenommen im Winter, ist spritziger, überzeugte gegen Hoffenheim auch spielerisch. „Ich freue mich, dass er sein kleines Tief überwunden hat“, sagt Broschinski – auch wenn er sich selbst schon am liebsten als „klare Neun“ sieht, also eher in der Hofmann-Rolle.
Broschinski sieht sich als Neuner, spielt aber auch gerne rechts
Aber: Bei Energie Cottbus, in seinem ersten Profijahr, spielte er sogar noch weiter hinten, im rechten Mittelfeld. Und „wenn ich rechts den Job bekomme, versuche ich ihn bestmöglich zu machen. Das ist mir ganz gut gelungen am Freitag.“ Ein Tor erzielte zwar keiner der Stürmer, sie sorgten aber maßgeblich für die beeindruckende Torschuss-Statistik (35:12 für Bochum). Hofmann etwa scheiterte früh an Keeper Oliver Baumann und der Latte. Broschinski bereitete das 2:0 von Felix Passlack vor und letztlich auch das 3:0 von Kevin Stöger, als der Ball nach seinem Schuss und Baumanns Parade dem nachsetzenden Stöger vor die Füße fiel.
3:2. Eine Erlösung, Emotionen pur auf dem Rasen und den Rängen. Hofmann und Broschinski haben schon viele Freudenfeste erlebt in Bochum, vor allem nach dem 3:0 gegen Leverkusen vor einem Jahr, dem Klassenerhalt am letzten Spieltag samt Platzsturm der Fans. Gegen Hoffenheim gab es den gefühlten Topwert dieser Spielzeit, war die Stimmung „überragend, so laut wie gegen Leverkusen“, schwärmte Broschinski. „Das war sehr ergreifend, ein geiles Spiel.“
Hofmann: Stimmung war noch besser als gegen Leverkusen
Hofmann sorgte schon nach einer Minute für ein tobendes Ruhrstadion, als er mit einer Grätsche gegen Florian Grillitsch den Ball eroberte. „Die erste Grätsche war ein gutes Zeichen auch an die Fans. Die Hütte hat gebrannt. Die Stimmung ist immer super, aber so eine Stimmung habe ich selbst hier selten erlebt. Ich fand sie noch besser als gegen Leverkusen.“
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Diese Intensität, die den Funken überspringen ließ, müsse man jetzt „mit nach Berlin nehmen“, meint Hofmann. „Ich bin guter Dinge, dass wir einen Riesenschritt zum Klassenerhalt gehen werden.“
Vermutlich wird er wieder mit Wittek und Broschinski die Dreier-Offensive bilden. Takuma Asano wirkte zuletzt nicht frisch, Christopher Antwi-Adjei fehlte zuletzt gesperrt. Beide wären auch ideale Joker.