Bochum. Der VfL Bochum ist in einer schlechten Phase. Doch Bernardo will das nicht an sich herankommen lassen. Trainer Letsch ist sauer.
Es war nicht die Tabellensituation, die Thomas Letsch am Donnerstag erzürnte. Auch wenn die vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln aufgrund der Konstellation bedrohlich daherkommt. Es waren die Trainingsleistungen seiner Mannschaft, die den Übungsleiter des VfL Bochum auf die Palme gebracht haben. „Angefressen“ sei er, die Stimmung sei „schlecht“. Aus ihm sprach zu Beginn der Pressekonferenz nicht gerade der Mut eines Trainers, der seine Spieler voller Selbstbewusstsein auf eine weitere saisonentscheidende Partie vorbereitet.
Zwar sei es normal, dass man auch mal schlechte Tage hätte - wie jeder Arbeitnehmer auch. Doch gerade in der wichtigen Phase im Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga seien solche Tage eher schlecht, sagte Letsch. Zumal die letzte Partie gegen Darmstadt 98 (2:2) ein heftiger Nackenschlag gewesen ist. Auch für Bernardo, der am Sonntag mächtig sauer war. „Ich will noch nicht akzeptieren, was gegen Darmstadt passiert ist“, sagte er nun im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir sind in einer Saisonphase, in der wir keine Punkte verschenken dürfen.“
VfL Bochum: Bernardo lenkt sich vom Alltag ab
15 hat der VfL bereits zu Hause verspielt - zwei davon unter anderem im Hinspiel gegen den 1. FC Köln. Entsprechend bemüht sind sie in Bochum, die schlechte Stimmung möglichst nicht um sich greifen zu lassen. Und vielleicht hilft dabei die brasilianische Gelassenheit des Linksverteidigers Bernardo. „Ich lasse den Druck nicht zu nah an mich heran“, sagte er. „Ich kann nur das kontrollieren, was ich leisten kann. Wenn ich zu viel denke, dann kann ich mich nicht auf meinen Job konzentrieren“, sagte er. Der 28-Jährige hat in seiner Karriere viel erlebt, spielte bereits in der Champions League, kämpfte aber sowohl mit Brighton & Hove Albion als auch dem VfL Bochum schon um den Klassenerhalt - jeweils mit gutem Ausgang. Sein Rezept? „Ich denke beim Verein an Fußball. Wenn ich zu Hause bin, mache ich andere Dinge, um mich abzulenken. Ich gehe mit meinem Hund raus, gucke Anime oder zocke Fortnite. Ich schalte einfach ab. Das hilft mir auf dem Platz.“
Jetzt ist sein 55-jähriger Trainer Letsch nicht dafür bekannt, dass er sich zu Hause auf die Couch setzt und an der Playstation zockt. Vielmehr macht er sich viele Gedanken, trifft während einer Woche Hunderte Entscheidungen, wie er einmal erklärte. Die Entscheidungen vor dem Spiel in Köln könnten für den gesamten Saisonverlauf entscheidend sein. Entsprechend zermartert er sich derzeit den Kopf über die Aufstellung. Die schwachen Trainingsleistungen am Donnerstag haben es ihm nicht gerade leichter gemacht. Eine Position wird er aber kaum überdenken: die des Linksverteidigers. Nach einer kleineren Schwächephase vor der Länderspielpause ist Bernardo wieder voll da, ist wichtig für die defensive Stabilität.
Wenngleich die in den vergangenen Wochen dramatisch litt. Der VfL Bochum ist anfällig wie lange während der Saison nicht mehr. Es sei zu einfach, gegen seine Mannschaft Tore zu erzielen, klagte Letsch. Ein Patentrezept gäbe es aber nicht, um die Schwäche abzustellen, sagte Bernardo. „In den entsprechenden Spielen hatten die Fehler unterschiedliche Gründe“, so der Brasilianer. Mal sei es die Restverteidigung, mal seien es individuelle Fehler, mal einfach Pech. Also alles auf den Kopf stellen? „Wir haben viele Dinge gut gemacht in dieser Saison, darauf müssen wir uns besinnen. Unser Pressing ist gut! Wir müssen aber unsere individuellen Fehler abstellen, im Kollektiv besser verteidigen“, sagt Bernardo.
VfL Bochum hat in Köln eine große Chance
Am besten schon im Rheinenergie-Stadion am Samstag. Gewinnt der VfL Bochum, dann würde der Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz auf zehn Punkte steigen. Bei dann nur noch sechs zu spielenden Partien wäre dies eine beruhigende Nachricht. „Es heißt schon seit Wochen, dass es nun das entscheidende Spiel ist“, sagte Bernardo allerdings. Trotzdem gab es gegen Mainz 05 eine Pleite, gegen Darmstadt 98 nur ein Remis trotz 2:0-Führung. Der VfL Bochum bot bei beiden Gegentoren Räume an, die Darmstadt gnadenlos ausnutzte. Dies sei die Bochumer Spielweise, sagte Bernardo. Daher sei es wichtig, sich wieder auf die Stärken zu besinnen. Und auch Letsch ist optimistisch, schließlich spiele sich seine Mannschaft Chancen heraus und lasse über weite Strecken der Partie wenig zu. Die Grundhaltung in Bochum ist noch positiv. „Wir dürfen individuell nicht zu viel nachdenken, als Mannschaft aber schon. Wir müssen unsere Fehler als Mannschaft abstellen“, sagt Bernardo deshalb.