Bochum. Der VfL Bochum hat allen Widrigkeiten gegen Stuttgart getrotzt. Das Banner-Problem muss gelöst werden. Ein Kommentar.
Was für ein denkwürdiger Rückrunden-Start im Vonovia Ruhrstadion – und zwar auch sportlich.
Natürlich überschattete der Fast-Abbruch die Partie; der Ärger um die Stuttgarter Ultra-Zaunfahne über dem Fluchttor Richtung Rasen, der verspätete Anpfiff, die quälend lange Pause, der drohende Abbruch. Dass die Ultras des VfB gegen im Notfall überlebenswichtige und ihnen bekannte Sicherheitsregeln verstießen, steht dabei außer Frage. Man kann da nur den Kopf schütteln.
Dass solche Fans ein Spiel in Bochum mit einem Banner zum Abbruch bringen können, stimmt mehr als bedenklich. Der VfL Bochum muss auch sein eigenes Sicherheitskonzept und Vorgehen noch einmal schonungslos analysieren, er denkt über Konsequenzen nach. Ein komplettes Banner-Verbot am Zaun des Gästeblocks wäre eine Option, nachdem es das Fluchtweg-Problem ja schon gegen Mönchengladbach gab.
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Fünf Leistungsträger fehlten: VfL zeigt Geschlossenheit
Beim VfL Bochum atmeten letztlich alle auf, dass dieses Spiel weiterging. Nach dem Schlusspfiff war der Ärger zumindest kurz vergessen, feierten die Fans ihre tanzenden Spieler. Denn die hatten sich einen kaum für möglich gehaltenen Sieg erkämpft.
Abwehrchef Keven Schlotterbeck fehlte verletzt. Stamm-Rechtsverteidiger Cristian Gamboa fehlte gesperrt. Spielgestalter Kevin Stöger fehlte erkrankt. Bochums bester Torschütze Takuma Asano fehlte wegen des Asien-Cups. Und der in Normalform gesetzte Ivan Ordets war nach langer Verletzungspause noch nicht in der Startelf, half dann in der letzten halben Stunde kräftig mit, die Null zu halten.
Ohne fünf Leistungsträger ging es gegen den VfB Stuttgart los, den spielstarken Tabellendritten, den Angstgegner, gegen den der VfL den letzten Ligasieg im Jahre 2005 holte. Wie sollte das gutgehen?
Bochum beweist: Kein Spieler ist unersetzlich
Die Antwort: ohne Glanz. Sondern mit enorm harter, intensiver Arbeit gegen den Ball. Mit Geschlossenheit. Mit Leidenschaft. Mit Aggressivität. Auch: mit Glück. Stuttgart vergab beste Chancen . Beim VfB zeigt sich immer mehr, dass Torjäger Serhou Guirassy unersetzlich ist.
Bochum dagegen, und das ist die beeindruckendste Erkenntnis, hat bewiesen, dass gar kein Feldspieler unersetzlich ist, wenn jeder für jeden brennt und grätscht und rennt. Der VfL hat die oft gehörten Worte des Trainers eindrucksvoll bestätigt: Es ist Tiefe im Kader, es gibt immer Optionen, zumindest im Sinne des Ergebnis‘.
Neun Punkte Vorsprung: Klassenerhalt rückt jetzt schon näher
Spielerisch lief nach vorne wenig zusammen, die erste Halbzeit war fürchterlich anzusehen. Das sollte nicht untergehen, ist in dieser Konstellation aber nebensächlich. Mit ihrer Bereitschaft, sich in jeden Ball reinzuschmeißen, mit ihrer stabilen Defensivarbeit verdienten sich die Bochumer den Erfolg. Die noch so unerfahrenen Tim Oermann und Noah Loosli etwa legten ihre Anfangsnervosität schnell ab, auch die eingewechselten Broschinski, Ordets und Wittek fügten sich nahtlos ein.
Mit 20 Punkten hat der VfL nun neun Punkte Vorsprung auf die Abstiegs- und Relegationsplätze, wobei Mainz noch spielt. Seit sechs Partien ist der VfL im Ruhrstadion unbesiegt, holte drei Siege, drei Remis, kassierte nur gegen Mainz mehr als ein Gegentor. Nein, der Klassenerhalt ist noch nicht gesichert. Aber wenn der VfL diesen Teamspirit weiter auf den Platz bringt, wird Bochum ihn diesmal deutlich vor dem 34. Spieltag feiern.
Luthe löst etwaiges Torwart-Problem - Chancen in Dortmund
Zumal das etwaige Torwart-Problem bei einem Ausfall der so stabilen Nummer eins Manuel Riemann mit der nahenden Rückkehr von Andreas Luthe wohl gelöst ist. Ein neuer Stürmer vom Typ Asano soll zudem kommen. Ob er schon in Dortmund dabei sein wird? Möglich. Aber nicht entscheidend: Der VfL kann Topteams niederringen. Er fährt mit breiter Brust zum Derby. Mit der Leidenschaft vom VfB-Spiel ist auch beim BVB eine Überraschung möglich.
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