Bielefeld. Bundesligist VfL Bochum hat sich im DFB-Pokal blamiert. Bei Drittligist Arminia Bielefeld scheitert der Revierklub im Elfmeterschießen.

Arminia Bielefeld außer Rand und Band, das Stadion ein Tollhaus – und der VfL Bochum am Boden. Der Bundesligist verlor beim Drittligisten Arminia Bielefeld nach einer schwachen ersten Halbzeit mit 1:4 im Elfmeterschießen (1:2, 2:2), in Summe 3:6. Damit schied das Team von Trainer Thomas Letsch bereits in der ersten Runde des DFB-Pokals aus. Eine sportlich große Enttäuschung, die zudem auch den finanziellen Spielraum auf dem Transfermarkt einschränkt. Stöger und Hofmann vergaben ihre Strafstöße, während vier Bielefelder sicher verwandelten.

DFB-Pokal: Arminia Bielefeld gegen VfL Bochum - der Ticker zum Nachlesen

Bielefeld – Bochum 6:3 n.E.

VfL-Trainer Thomas Letsch setzte auf die erwartete Elf, vielleicht mit einer Ausnahme: Der noch frisch verpflichtete Bernardo erhielt im 3-5-2-System als linker Verteidiger den Vorzug vor dem von Letsch in der Vorbereitung so oft gelobten Noah Loosli. Drei Zugänge schafften es in die Startelf, neben Bernardo noch Felix Passlack als rechter Schienenspieler. Er erhielt den Vorzug vor Cristian Gamboa. Lukas Daschner durfte hinter den Spitzen ran, Matus Bero nahm auf der Bank Platz.

5000 Fans begleiten den VfL Bochum auf die Alm

Rund 5000 in weißen Shirts und Trikots gekleidete VfL-Fans und rund 16.500 Arminen sorgten schon vor dem Anpfiff für prickelnde Pokal-Stimmung, wobei einige Bochumer das Stadion dann in blauen Nebel hüllten. Das Zünden der Pyrotechnik wird den Klub wieder eine stattliche Summe kosten.

Ein minutenlanger kräftiger Schauer weichte den Rasen dann weiter auf, wohl eher ein Vorteil für den Underdog. Der nutzte ihn. Bielefeld kaufte Bochum mit kompromissloser Zweikampfhärte den Schneid ab.

VfL Bochum: Hofmann enttäuscht, Bernardo und Daschner schwach - die Noten

Weniger Tore als in der Vorsaison will der VfL Bochum ja kassieren, defensiv stabiler sein und offensiv flexibler agieren. Von all diesen guten Vorsätzen war in der ersten Halbzeit aber lange nichts zu sehen. Dilettantisch verteidigten die Bochumer bei den Gegentoren und konnten sich gegen kompakte, aggressiv und leidenschaftlich verteidigende Bielefelder keine zwingenden Chancen herausspielen.

VfL Bochum mit Katastrophen-Start in Bielefeld

Kein Zug zum Tor, kaum eine echte Chance für den VfL Bochum, sofern Torwart Jonas Kersken nicht mal den Ball fallen ließ oder eine Flanke unterlief. Bielefeld war aggressiver, verteidigte konsequent, schaltete zielstrebig um und sorgte so für Unruhe in der Dreierkette des VfL, die sich einer offensiven Dreier-Reihe der Bielefelder gegenüber sah.

So in Minute 27. Stöger gönnte sich einen Fehlpass im vorderen Drittel, Bielefeld konterte so sauber wie blitzschnell. Manuel Wintzheimer, der Ex-Bochumer, enteilte dem nicht wirklich sattelfesten Bernardo, und in seine Diagonalflanke rutschte Nicklas Shipnoski zwischen Ivan Ordets und Felix Passlack, der defensiv immer wieder Probleme hatte, hindurch. 1:0 Arminia.

Es kam noch dicker. Nach einer Ecke verlor Daschner das Kopfballduell gegen Merveille Biankadi, der dann aus 13 Metern unhaltbar ins linke Ecke schoss. 2:0 für Bielefeld. Die Alm stand kopf.

Der VfL Bochum muss im DFB-Pokal zittern. Bei Arminia Bielelfeld liegt der Revierklub zurück. Die Enttäuschung ist den Spielern anzusehen.
Der VfL Bochum muss im DFB-Pokal zittern. Bei Arminia Bielelfeld liegt der Revierklub zurück. Die Enttäuschung ist den Spielern anzusehen. © firo

Bochum mühte sich, fand aber keine Mittel. Bis zur 45. Minute, als der Ball endlich mal schnell und sicher durch die Reihen lief. Über Christopher Antwi-Adjei, einem allerdings nicht immer glücklich agierenden Aktivposten auf links, kombinierten Hofmann und Stöger im Sechzehner mit One-Kontakt-Fußball durch, und der bis dahin fast unsichtbare Takuma Asano vollendete nach kurzer Drehung zum 1:2. Das wichtige Anschluss-Tor kurz vor der Pause.

Letsch reagierte, nahm den in der Vorbereitung so starken und diesmal schwachen Daschner vom Feld. Bero kam. Bochum erhöhte nach einem Warnschuss der Bielefelder den Druck, zog das Tempo an , Asano legte auf dem linken Flügel seine Zurückhaltung ab. Anthony Losilla und dann Passlack scheiterten aus guten Positionen. Erhan Masovic hätte das 2:2 machen müssen, doch aus drei Metern drosch er den Ball nach Pass von Bero freistehend übers Tor (66.).

Bielefeld konnte sich kaum noch befreien, warf sich aber weiter in jeden Ball, jeden Zweikampf. VfL-Coach Letsch erhöhte das Risiko, brachte Stürmer Moritz Broschinski für Losilla. Stöger übernahm die Kapitänsbinde, Asano spielte nun den Zehner. Gamboa ersetzte Passlack (77.), auch Simon Zoller kam (83./für Antwi-Adjei). Als mal Platz war nach Balleroberung von Masovic, trieb Asano den Ball nach vorne, sein Pass aber erreichte Antwi-Adjei nicht.

Simon Zoller (l.) hat den VfL Bochum vor dem K.o. im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld bewahrt.
Simon Zoller (l.) hat den VfL Bochum vor dem K.o. im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld bewahrt.

Die Zeit rannte dem nicht aufsteckenden, aber kaum noch zwingend durchkommenden VfL davon. Sechs Minuten Nachspielzeit, alles oder nichts – und ausgerechnet Zoller sorgte für Ekstase im VfL-Block, auf der Bank, bei seinen Kollegen. Nach langer Flanke von Stöger hämmerte der langjährige Führungsspieler, der in der Vorbereitung keine Startelf-Option war, den Ball nach perfekter Annahme mit der Sohle von halbrechts ins linke Eck. Zoller hat eben einen Torjäger-Instinkt, er rettete Bochum in der ersten Minute der Nachspielzeit vor dem Aus. Broschinski prüfte nochmal Torwart Kersken – Verlängerung.

Die Partie beruhigte sich ein wenig. Bochum blieb feldüberlegen, ohne den großen Druck auszuüben. Bielefeld konnte sich wieder sammeln. Zoller fackelte aus 35 Metern nicht, Kersken parierte (98.).

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Nächster Seitenwechsel, letzter Wechsel beim VfL, Patrick Osterhage kam für den ausgepumpten, im zweiten Durchgang starken Asano. Die Partie wurde immer hektischer, zerfahrender, die Bielefelder lagen nun häufiger entkräftet am Boden. Broschinski verzog von halblinks (108.), Bernardos Kopfball war zu schwach. 22:6 Torschüsse zählte die Statistik für Bochum – aber es reichte nicht. Elfmeterschießen.

VfL Bochum: Hofmann und Stöger patzen im Elfmeterschießen

Nach Münzwurf war klar: Riemann ging ins Tor vor der Bielefelder Fan-Kurve. Vorteil Arminia.

Der Gastgeber begann, Bielefeld-Held Klos verwandelt. Hofmann schießt übers Tor, danach landet der mittig platzierte, schwache Schuss von Stöger am Körper von Kersken. Alle vier Bielefelder verwandeln sicher links, Masovic‘ Treffer zum zwischenzeitlichen 1:3 im Elfmeterschießen reicht nicht.

Bochum ist raus – ein herber Nackenschlag. Bochum muss sich nun vor dem Saisonstart kommenden Samstag in Stuttgart neu sammeln.

Arminia Bielefeld - VfL Bochum: Die Fakten zum Spiel

Tore: 1:0 Shipnoski (27.), 2:0 Biankadi (29.), 2:1 Asano (45./Vorarbeit Stöger), 2:2 Zoller (90. +1/Stöger).

Elfmeterschießen: 1:0 Klos, Hofmann schießt drüber, 2:0 Gohlke, Kersken pariert gegen Stöger, 3:0 Wintzheimer, 3:1 Masovic, 4:1 Mizuta

Bielefeld: Kersken – Özkan (68. Boujellab), Gohlke, Belkahia, Lannert – Schreck, Mizuta, Biankadi (90.+1 Schneider) – Yildirim (63. Oppie), Wintzheimer, Shipnoski (63. Klos)

VfL Bochum: Riemann – Masovic, Ordets, Bernardo – Passlack (77. Gamboa), Antwi-Adjei (83. Zoller) – Losilla (69. Broschinski), Stöger, Daschner (46- Bero) – Hofmann, Asano (106. Osterhage)

Reserve: Esser – Loosli, Soares, Römling