Gelsenkirchen. Schalkes ehemaliger Torjäger spricht von einer „brutalen Situation.“ Zahlen belegen, was in dieser Saison bei ihm schiefläuft.
Die Schalke-Krise ist eng mit Namen verbunden. Ein Beispiel: Simon Terodde. Der eigentliche Hoffnungsträger ist in dieser Saison nur noch ein Schatten seiner selbst und hat erst drei Tore in 18 Einsätzen erzielt. Zwischenzeitlich reichte es für Terodde nur zu Bank-Plätzen. Der Nimbus des unersetzlichen Leistungsträgers ist bei den Königsblauen längst verblasst.
„Jeder Spieler muss sich hinterfragen, auch ich selbst. Ich muss mich auch hinterfragen“, sagt Terodde erfrischend ehrlich. Die Datenanalyse unseres Partners Create-Football zeigt klar auf, in welchen Bereichen der 35-jährige Sturm-Routinier im Vergleich zum Aufstiegsjahr (30 Einsätze, 30 Tore) heftig abgestürzt ist.
Schalke 04: Deutlicher Abfall bei Simon Terodde
Im Vergleich zur letzten erfolgreichen Schalker Zweitliga-Spielzeit schneidet Terodde vor dem Tor deutlich schwächer ab. Der Stürmer verwertet nur zwölf Prozent seiner Möglichkeiten. In der letzten Aufstiegssaison waren es 28 Prozent. 6,4 Prozent seiner Offensiv-Zweikämpfe gewinnt er, was ebenfalls eine Verschlechterung zur Saison 2021/22 bedeutet (8,8 Prozent).
Terodde benötigt sechs Schüsse mehr für ein Tor
Markant: Simon Terodde benötigt nun sechs Schüsse mehr für einen Treffer und kommt deutlich seltener zu Abschlüssen, von denen er 20 Prozent weniger überhaupt auf das Tor bringt. Die Qualität der Torschussvorlagen, die Terodde erhält, ist im Vergleich deutlich niedriger, sein xG pro Schuss-Wert liegt jetzt mit 0,16 deutlich unter dem Wert der Saison 21/22 (0,23) und dem aktuellen Ligadurchschnitt (0,18).
Auffällig: Läuferisch liegt Terodde zwar nach wie vor unter dem Ligaschnitt, opfert sich aber für die Mannschaft auf und legt mehr intensive Läufe und Tiefenläufe zurück als in der Aufstiegssaison. Allerdings ist sein Sprinttempo mit 28,1 km/h noch einmal geringer als 21/22 (28,7 km/h). Zum Vergleich: Der Liga-Sprintschnitt beläuft sich auf 30,2 km/h.
Der frühere Kölner leidet allerdings auch am überschaubaren Zuliefer-Prozess seiner Teamkollegen. Terodde wird im letzten Drittel fast ausschließlich per Flanke oder hohem Vertikalpass angespielt. Die Qualität dieser Bälle liegt bei Schalke in der aktuellen Spielzeit aber deutlich unter den Werten der Saison 21/22, weshalb Terodde zwar mehr Luftduelle führt, aber zu häufig unter hohem Gegnerdruck steht und diese dadurch regelmäßiger verliert. Ein Teufelskreis.
Schalke: Terodde kam zuletzt als Joker
Beim 0:3-Abschuss in Magdeburg kam Simon Terodde zuletzt von der Bank aus, um dem Spiel vielleicht noch eine Wende zu geben. Ohne Erfolg. Trainer Karel Geraerts stufte die Leistung seines Angreifers als „okay“ ein und führte im Wochenverlauf eine Unterhaltung mit dem gebürtigen Bocholter. Geraerts: „Ich habe gestern lange mit Simon gesprochen. Es war in dieser Woche mal wichtig, zu sprechen – und es war ein gutes Gespräch.“
Positiv: Simon Terodde ist kein Typ, der aufgibt und die Flinte vorzeitig ins Korn wirft. „Es ist eine brutale Situation“, sagt der Familienvater, „jeder hat seine Chance auf dem Platz bekommen. Die meisten haben sie nicht genutzt. Trotzdem habe ich noch immer meine Brust raus. Ich will der Mannschaft nicht noch das Gefühl geben, dass auch ich einknicke? Es geht weiter.“
Es gibt auch Werte, in denen sich der frühere Union Berlin-Torjäger verbessert hat. Bei den intensiven Läufen (64,8/61,9), bei den Tiefenläufen (63/33) und bei den gewonnenen Kopfballduellen (8,6/7,6) und bei den erfolgreichen Offensiv-Zweikämpfen (36/29) konnte der Schalker Kapitän zulegen.
Schalke: Teroddes Leistungen haben nachgelassen
Unter dem Strich wird klar: Teroddes Leistungen haben im Vergleich zur Aufstiegssaison 2021/22 stark nachgelassen, allerdings ist das kein Alters-Aspekt. Die mittlerweile unterdurchschnittliche Performance vor dem gegnerischen Tor leitet sich vor allem durch die mangelhafte Schalker Chancenqualität ab. Terodde lebt von seiner Strafraumpräsenz und gehört auch mit 35 Jahren zu den zweikampfstärksten Offensivspielern der 2. Bundesliga
Routinier ist nur limitierter Schalker Zielspieler
Die vielen Schalker Flanken passen zwar zu Teroddes Körperlichkeit und seiner Spielweise, andererseits ist die Qualität dieser Zuspiele zu niedrig. Teroddes Limitierung auf eine Rolle als Zielspieler wird eine Weiterentwicklung des Spielstils aber eher nicht vorantreiben können.
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