Rostock. Schalke 04 siegte trotz einiger Widerstände mit 2:0 in Rostock. Was die Beteiligten zu Spiel und Ausschreitungen sagten, wie es nun weitergeht.
Eigentlich sind Jubelschreie aus der Kabine nicht außergewöhnlich, wenn es gelungen ist, ein wichtiges Spiel zu gewinnen. Diesmal aber betraten die Profis des FC Schalke 04 nach dem 2:0 (0:0)-Erfolg im Zweitliga-Kellerduell bei Hansa Rostock ihren Umkleideraum und atmeten ganz tief durch. Sie hatten ein Spiel in hitziger Atmosphäre für sich entschieden - ein Spiel, in dem danach nicht nur über die Tore gesprochen wird, sondern vor allem über Ausschreitungen auf den Rängen.
39 Minuten waren gespielt, als ein Schalker Fan eine Sicherheitsscheibe zerstörte, die den Gäste-Fanblock vom Hansa-Fanblock auf der gleichen Tribüne trennte. So formulierte das auch die Rostocker Polizei: „Im Gästeblock wurden durch Gästefans eine Glasabtrennung zerstört. Einige Fans konnten so in den Pufferblock gelangen.“ Den hatten die Rostocker extra freigehalten, damit es nicht zu Auseinandersetzungen kommt. Nun aber standen sich Anhänger gegenüber, sogar Feuerwerkskörper flogen in beide Richtungen. Schiedsrichter Nicolas Winter unterbrach die Partie für rund 25 Minuten. Hansa-Torwart Markus Kolke sagte: „Ich habe gehört, dass die Polizei direkt abbrechen wollte.“
Doch dann ging es doch weiter. „Natürlich trübt das die Freude über den Sieg“, sagte Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel. „Jegliche Form von Gewalt hat nichts im Stadion zu suchen, es ist zu verurteilen. Der Sport leidet darunter. Wir sind froh und dankbar, dass wir überhaupt zu Ende spielen durften.“ Auch Trainer Karel Geraerts betonte: „Ich mag Gewalt im Stadion nicht. Ich will Fußball sehen.“ Auf die Schalker wartet eine Geldstrafe, schon nach einer Minute war das Spiel kurz unterbrochen worden, nachdem S04-Anhänger Pyrotechnik gezündet und das Spielfeld eingenebelt hatten.
Rostocks Junion Brumando sieht Rot
Auf das Spiel hatte eine andere Szene mehr Einfluss. Nachdem beide Teams bis zur Unterbrechung Grusel-Fußball ohne Torchancen gezeigt hatten, lief Schiedsrichter Winter unmittelbar vor dem Wiederanpfiff zum TV-Bildschirm. Kurz vor der Unterbrechung hatte der Rostocker Junior Brumado den Schalker Blendi Idrizi mit dem Ellenbogen getroffen. Nach Ansicht der TV-Bilder zeigte Winter Rot - was die Stimmung noch einmal aufheizte.
Doch in Überzahl, und das war die sportlich wichtigste Nachricht des Tages, blieben die Schalker vor 27.250 Zuschauern im ausverkauften Ostseestadion bei widrigen Bedingungen - zwei Grad, Nieselregen, schwer bespielbarer Rasen - cool. Hatte vor der Pause der Schalker Tobias Mohr mit einem Lattenschuss (45.+5) die einzige Torschuss, sorgte Trainer Geraerts mit seiner Pausen-Ansprache für die Wende.
Lob für Schalke-Trainer Geraerts
Sowohl Knäbel als auch Sportdirektor André Hechelmann lobten Geraerts. „Er hat der Mannschaft einen klaren Plan mitgegeben“, sagte Hechelmann. „Die Ansagen waren richtig gut - und wurden toll umgesetzt“, erklärte Knäbel. Was Geraerts sagte? Stürmer Bryan Lasme verriet es: „Er hat gesagt, dass wir fokussiert und ruhig bleiben müssen, uns viel den Ball zupassen müssen, um den Gegner müde zu machen, dann würden die Chancen schon kommen.“
Die ersten beiden Chancen hatte Lasme selbst. In der 56. und 58. Minute stand er nach herrlichen Flanken von Tobias Mohr und Cedric Brunner völlig frei vor dem Rostocker Tor, köpfte jedoch zweimal drüber. Lasme gab sich nach dem Spiel sehr selbstkritisch: „Ich bin nicht glücklich. Das müssen zwei Tore sein.“ Während die Rostocker vergeblich auf einen Lucky Punch per Konter warteten, blieben die Schalker geduldig. In der 73. Minute legte Kapitän Simon Terodde den Ball im Strafraum quer, Blendi Idrizi schob ihn ins linke Eck des Rostocker Tores - Riesenjubel bei allen Schalkern. Ausgerechnet Idrizi, der im Sommer 2023 noch verkauft werden sollte, traf bei seinem ersten Spiel von Beginn an. „Es war eine extrem schwierige Zeit für mich, seit Karel Geraerts da ist, bekomme ich mehr Chancen“, sagte Idrizi. Hechelmann lobte: „Das zeigt: Wenn du dranbleibst, immer Gas gibst, wirst du im Leistungssport belohnt.“
Fünf Minuten vor dem Schluss legte Kenan Karaman nach einem perfekten Konter noch das 2:0 noch, Schalke verließ den 16. Tabellenplatz, steht nun auf Rang 13. „Das ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Für das Seelenleben der Schalker ist das natürlich Balsam“, sagte Knäbel. Am Freitag, wenn die SpVgg Greuther Fürth kommt (18.30 Uhr/Sky), könnten die Königsblauen sogar noch weiter klettern. Geraerts schaut nicht auf die Tabelle: „Ich weiß nur, dass wir viele Dreier machen müssen, um Schritte nach vorn zu machen. Freitag haben wir ein schwieriges Spiel zu Hause.“
Bange muss Schalkes Profis aber nicht sein. Ihre Prüfung, Widerstände zu überwinden, haben sie in Rostock bravourös gemeistert.