Gelsenkirchen. Vor vielen Monaten kündigte Schalke-Sportvorstand Peter Knäbel ein Sportkonzept an - am Donnerstag veröffentlichte er es. Das sind die Eckpunkte.

Lange haben die Mitglieder und Fans des FC Schalke 04 auf das von Sportkonzept Peter Knäbel angekündigte Sportkonzept für den Klub gewartet - am Donnerstagnachmittag wurde es auf der Internetseite der Schalker veröffentlicht. Es hat einen Umfang von 72 Seiten, wie Knäbel in einem Vorwort betont, hätte der Vorstand "den Anspruch, den Mitgliedern aufzuzeigen, was unser, was der Schalker Weg ist."

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Und gleich am Anfang schreibt Knäbel, was das Konzept nicht sei: Es gehe nicht um Spielphilosophien, nicht um eine Art "Voetbal Total" für Schalke - das hatten sich manche Fans erhofft. Knäbels Begründung lautet: "Spielideen und Systeme ändern sich schnell, die ,falsche Neun' kam und ging wieder, mal ist die Vierer-, dann wieder die Dreierkette die präferierte Option der Gelehrten." Wir haben uns die wichtigsten Eckpunkte des Sportkonzepts angesehen.

Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel
Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel © Uwe Möller / FUNKE Foto Services

Sportliches Ziel Top 6: Schon im Vorwort betont und wiederholt Knäbel den Anspruch des Klubs, "dauerhaft in der Bundesliga zu spielen, langfristig wollen wir wieder um die Top-Sechs konkurrieren können."

Persönlichkeitsentwicklung als zentraler Punkt: Die Schalker wollen "Leistungssportpersönlichkeiten" hervorbringen, die "auf dem Platz Lösungen auf höchstem Niveau finden, wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Teams sind und den Verein als Botschafter nach außen würdig vertreten." Für die Knappenschmiede bedeutet das: "Unser Anspruch ist es, dass sich unsere Spieler so schnell wie möglich heimisch auf Schalke fühlen." Der schulische Werdegang werde intensiv begleitet, die Herangehensweise im Internat würde sich von dem der meisten anderen Bundesligisten unterscheiden, indem Schalke auf ein familiäres Umfeld mit Gastfamilien setze.

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Entwicklung des Kaderwerts als Indikator für nachhaltigen Erfolg: Laut Konzept ist "der Kaderwert unsere zentrale Messgröße, weil er objektiv und langfristig vergleichbar ist. Ein hoher Kaderwert korreliert zumeist mit sportlichem Erfolg."

Schon in der Sommer-Transferperiode 2023 zogen die Schalker die Konsequenzen aus diesem Teil des Sportkonzepts: Leihen ohne Kaufoption soll der Vergangenheit angehören. Begründung: "Sie ermöglichen keinen nachhaltigen Kaderwertaufbau." Für eine Steigerung des Kaderwerts sollen vier sogenannte "Säulen" sorgen - a) das klassische Transfergeschäft, b) hohe Durchlässigkeit zur Knappenschmiede zum Beispiel durch Reservierung von vier Kaderplätzen bei den Profis für Knappenschmiede-Spieler sowie c) und d) die Spielerentwicklung im Lizenz- und Jugendbereich.

Hohe Bedeutung von Daten: Hauptamtlich sollen sich Schalke-Mitarbeiter mit, laut Konzept, "dem Extrahieren, Transformieren, Visualisieren und Interpretieren von Daten" befassen. Zum Beispiel erhält ein Scout Kennziffern an die Hand und kann "Spieler nach bestimmten Fähigkeiten oder positionsspezifischen Eigenschaften filtern". Vorstand und Aufsichtsrat erhalten pro Spieltag eine Analyse, die vorgegebene Spielphilosophie wird in Kennzahlen übersetzt.

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Feste "Guidelines" für die Scouts: Die Scouts sollen "einen 360-Grad-Blick auf die Kandidaten" werfen, um die Wahrscheinlichkeit richtiger Entscheidungen zu erhöhen. Schalke unterteilt die Spieler in drei Altersklassen - die bis zum Alter von 26 Jahren sind "Investitionsspieler", die zwischen 26 und 28 "Konsumspieler", deren Marktwert nicht mehr oder nur geringfügig steigt, bei den Profis über 28 Jahren sinkt der Marktwert im statistischen Schnitt. Zu den Konkurrenten zählt zählt Schalke den BVB, Bayer Leverkusen, Mönchengladbach, Köln und Bochum - aber auch Düsseldorf, Duisburg und Rot-Weiss Essen werden erwähnt.

Klare Linien für die Knappenschmiede: Die U8 wird zu einer "Probetrainingsgruppe", in der Spieler aus der näheren Umgebung für Schalke begeistert werden sollen. Zum Grundlagenbereich (U9 bis U11) soll ein Jahrgangsaufbau mit lokalen Top-Talenten aus einem Umkreis bis zu 30 Kilometern erfolgen. Im Aufbaubereich (U12 bis U14) sollen lokale, regionale und vereinzelt überregionale Top-Talente ein führendes Team im nationalen Bereich bilden. Im Leistungsbereich können die Mannschaften U15 bis U17 auch mit nationalen und internationalen Top-Talenten verstärkt werden, für die U19 wird auch der internationale Markt berücksichtigt. Sie soll führend im nationalen und internationalen Vergleich sein.

Die Spielphilosophie: Darum geht es erst auf Seite 37 des Konzepts. Zu den Qualitätskritieren würden "Mut und Dynamik" gehören. Das würde jeder Trainer und Fan schätzen, die sportliche Leitung der Schalker würde entsprechende Kennzahlen festlegen, die Spieltag für Spieltag überprüft werden.

Sportpsychologie ist wichtig: Täglich werden die Mannschaften ab U9 sportpsychologisch betreut. "Der S04 vermittelt fortlaufend Strategien zum Umgang mit Leistungsdruck", heißt es.

Medizinisches Ziel: unter 1000 Ausfalltage pro Saison: Psychische Gesundheit sei die Grundvoraussetzung für den konstanten Erfolg. Die medizinische Infrastruktur mit Orthopädie und Radiologie vor Ort könnten nicht viele Klubs bieten. Auch die Ernährung wäre elementar wichtig.