Oberhausen. Leander Goralski will bei RWO Verantwortung übernehmen. Im Interview spricht er auch übers Warmlaufen vor 80.000 Fans und einen Kardinalfehler.

Seit genau einer Woche befindet sich Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen in der Sommervorbereitung. Dabei wird beim Trainingsbesuch im Stadion Niederrhein eines ganz schnell deutlich: Die Lust, in Corona-Zeiten wieder gegen den Ball treten zu dürfen, ist bei allen Beteiligten groß. Nicht anders geht es da auch Neuzugang Leander Goralski, der als Kapitän der U23 von Fortuna Düsseldorf an die Lindnerstraße gewechselt ist. Von Vergleichen mit seinen abgewanderten Vorgängern Jannik Löhden und Nico Klaß will der Innenverteidiger aber nichts hören. „Kopfballstark bin ich auch. Aber ansonsten will ich hier meinen eigenen Weg gehen“, betont Goralski. Mit der Sportredaktion sprach der 26-Jährige, der seine fußballerische Laufbahn beim BV Gräfrath startete, über seine ersten Eindrücke vom neuen Team, über die Ziele für die kommende Saison und wie es dazu kam, dass er vom Stürmer zum Abwehrrecken „befördert“ wurde.

Herr Goralski, RWO befindet sich seit einer Woche wieder im Training. Wie waren für Sie die ersten Eindrücke, auch was den Austausch mit den neuen Mitspielern und Ihrem neuen Cheftrainer anbetrifft?

Leander Goralski: Ich bin sehr gut aufgenommen worden und habe mich hier vom ersten Moment sehr wohlgefühlt, weil ich auf eine sehr offene Truppe gestoßen bin. Mit Basti Müller und Erat Tugrul kannte ich bereits zwei Spieler aus unserer gemeinsamen Zeit bei der U23 von Fortuna Düsseldorf. Den Rest lerne ich jeden Tag besser kennen. Mit Trainer Dimitrios Pappas hatte ich bereits vor Vertragsunterschrift gute Gespräche, so dass ich wusste, worauf ich mich einlasse (lacht).

Bei der Bodenarbeit gegen Schalkes U23: Leander Goralski (links) mit Ex-Nationalspieler Sidney Sam (jetzt SCR Altach/Österreich).
Bei der Bodenarbeit gegen Schalkes U23: Leander Goralski (links) mit Ex-Nationalspieler Sidney Sam (jetzt SCR Altach/Österreich). © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Warum haben Sie sich für RWO entschieden?

Zunächst einmal war der Abgang von Fortuna Düsseldorf Corona unabhängig. Ich habe sehr lange bei der Fortuna gespielt und wollte einfach eine neue Herausforderung annehmen. Mit RWO kam genau der richtige Verein auf mich zu. Deshalb habe ich nicht lange überlegt. Immer wenn ich hier im Stadion Niederrhein mit Düsseldorf aufgelaufen bin, hat es einfach Spaß gemacht, vor diesen Fans zu spielen. Ich bin jetzt froh, dass ich das nun fast jede Woche haben werde.

Auch wenn das mit der Zuschauer-Kapazität in der neuen Saison so eine Sache ist, oder?

Vor weniger Zuschauern auf den Rängen zu spielen, das kenne ich bereits aus Düsseldorf, weshalb das nichts Neues für mich ist (lacht). Aber natürlich war in der Vergangenheit die Fanunterstützung für RWO ein großes Plus, besonders bei engen Spielen. Derzeit ist die Situation aber so, wie sie ist. Und vielleicht, so hoffen wir alle, schaut die Lage bereits in der Rückserie wieder besser aus.

RWO hat einige Leistungsträger verloren und viele neue Spieler verpflichtet beziehungsweise aus der U19 hochgeholt. Spürt man den Umbruch im täglichen Training?

Man merkt natürlich schon, dass sich das Team erstmal finden muss. Aber dafür ist so eine Vorbereitung ja auch da. Zudem sind mit Jerome Propheter oder Raphael Steinmetz wichtige Bezugspersonen geblieben. Wer jetzt von den Neuen in welche Rolle hineinwächst, werden die nächsten Wochen zeigen.

Ist es denn für Sie als neuen Spieler einfacher, sich zu Recht zu finden, gerade weil der Umbruch so groß ist?

Klar ist es noch einmal etwas anderes, wenn man in eine Mannschaft reinkommt, die nur punktuell verstärkt wird und zum großen Teil dieselbe wie in der Vorsaison ist. Dann kann es schon schwieriger sein, reinzufinden. Aber letztlich ist es eine Typfrage, wie schnell das geht. Ich bin jemand, der sich da leicht tut, den Anschluss zu finden, gerade weil ich mich auch als Führungsspieler sehe.

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Zu Beginn ihrer Laufbahn kamen Sie noch im Angriff zum Einsatz, sind dann aber zum Abwehrmann umgeschult worden. Klappte es nicht so mit dem Tore schießen?

Doch, das Tor getroffen habe ich schon. Aber leider haben wir hinten auch zu viele reingekriegt. Dadurch wurde ich dann nach hinten beordert, wobei der Wechsel vom Stürmer zum Abwehrmann erst ab der U15 beim Wuppertaler SV begann. Mittlerweile fühle ich mich sehr wohl auf der Innenverteidiger-Position und überlasse es lieber anderen, die Tore zu schießen.

Als Fortuna Düsseldorf in der Saison 2012/13 in der Fußball-Bundesliga spielte, gehörten Sie beispielsweise beim Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund zum Aufgebot. Ein Höhepunkt Ihrer bisherigen Fußballer-Karriere?

Das war sicherlich schon etwas ganz Besonderes, auch wenn ich letztlich nicht zum Einsatz kam. Ich war damals ziemlich nervös, schließlich war es das erste Mal, dass ich mich in einem Stadion mit 80.000 Fans warm gemacht habe. Auf solche Momente schaut man deshalb gerne zurück, wobei ich mein Augenmerk jetzt ganz auf die Zukunft mit RWO lege.

Was sind Ihre Ziele mit RWO?

Wir stehen noch am Anfang der Vorbereitung und wissen, dass auch Rückschläge kommen werden. Zudem werden die Testspiele natürlich wichtige Erkenntnisse bringen, die ein normaler Trainingsbetrieb nicht geben kann. Für welchen Platz es am Ende reicht? Mal schauen, aber wir haben die Qualität, um auch in der neuen Saison eine gute Rolle zu spielen. Als Sportler will man immer weiter nach oben, keine Frage. Für mich persönlich gilt, dass ich gute Leistungen zeigen will.

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Dabei wird die neue Saison nicht nur eine sportliche, sondern auch eine körperliche Herausforderung. Schließlich treten in der Regionalliga West 21 Mannschaften an.

Klar kann das körperlich anstrengend werden, wenn mehr Englische Wochen auf uns zukommen. Aber wenn jetzt noch der eine oder andere Spieler dazukommt, haben wir einen guten und großen Kader, der das auffangen sollte.

Vielleicht ist die Mehrzahl an Spielen eine Chance, dass auch die vielen jungen Spieler ihre Einsatzzeiten bekommen.

Sicherlich. Gerade wenn man aus der U19 kommt, ist man heiß und will spielen. Es gibt auch keinen Grund, sich zu verstecken. Geduld ist allerdings ein wichtiger Punkt. Man muss immer den Kopf oben behalten und weiter Gas geben, auch wenn man nicht spielt. Das habe ich damals bei meinem Übergang vom Junioren- zum Herrenfußball falsch gemacht, weshalb ich den Jungs das jetzt gern weitergebe.