Oberhausen. Der RWO-Präsident und Ebertbad-Chef spricht über Kraft und Mut zum Weitermachen. Auch weil viele Oberhausener Verein und Kulturstätte helfen.
Ein Vierteljahr nach dem „offiziellen“ Beginn der Corona-Pandemie scheint sich so manches zu normalisieren – beim Fußball geht fast alles wieder seinen gewohnten Gang. Gaststätten sind wieder offen, der Tourismus läuft wieder an. Die Luft wird wieder schlechter werden und der Himmel weniger blau. Wir unterhielten uns mit RWO- und Ebertbad-Chef Hajo Sommers.
Wie geht es so, zunächst mal ganz persönlich?
Hajo Sommers: Ausgezeichnet! Ich habe einen 1a-Blutdruck, fühle mich super und rege mich über so gut wie nichts mehr auf. Das haben der Körper, Corona und der Fußball gemacht.
Gerade haben die Versteigerungen der TV-Rechte am Fußball begonnen. Wie sieht das der RWO-Präsident?
Das geht mir so was von am Allerwertesten vorbei, das kann ich gar nicht sagen. In der Frage bin ich völlig entspannt.
Vereine haben eine große Chance vertan
Es hatte Vorstöße gegeben, die kurzfristig sogar hoffen ließen, dass RWO über Umwege und Neukonstruktionen wieder immerhin drittklassig sein würde. Dann wäre das Interesse vermutlich größer?
Das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber unsere Bemühungen und die anderer Vereine – unsere Fans mögen da die Kooperation mit unserem Namensvetter von nebenan verzeihen – haben ja nicht zu dem Ergebnis geführt. Ich will dazu auch nicht mehr viel sagen. Ich sehe nur, dass es im Fußball noch mehr Kurzsichtigkeit gibt als in Politik oder Privatleben. Die meisten Vereine haben unter dem Druck der Termine und noch mehr der eigenen Tabellenstände sich gegen alle Änderungen ausgesprochen. Sie haben damit eine große Chance vertan.
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Den DFB hatten die Vereine allerdings auf ihrer Seite, als es gegen Neuerungen und Veränderungen ging.
Das hat mich nicht gewundert, hätte es doch auch bedeutet, Fehler eingestehen zu müssen. Das ist derart menschlich, da können selbst die göttergleichen Funktionäre aus den Verbandszentralen nicht aus ihrer Haut. Und die Vermögensverwalter und Vermögensvermehrer von der DFL sind ohnehin nicht Alliierte der Viertligisten. Die Drittligisten sind für die DFL schon nur allenfalls Hilfstruppen. Höher geht es ums große Geld.
Es kann nur einen Abbruch geben
Am 20. Juni, wird der Verbandstag des Westdeutschen Fußballverbandes entscheiden, wie mit der Saison 19/20 zu verfahren sein wird. Was ist zu erwarten?
Alles andere als ein Abbruch wäre der allerschlechteste Witz. Allein der Termin – zehn Tage vor dem offiziellen Ende der Saison – zeigt schon, dass der Verband die Sorgen und Nöte der Vereine entweder nicht einschätzt oder vielleicht nicht kennt. Wir Vereine sind offenbar egal. Ich will mich nicht aufregen und tue es auch nicht, aber man muss es immer wieder mal feststellen: Wenn die Vereine ihren Egoismus, den ich als Präsident eines Vereins verstehen kann, in den strukturellen Fragen nicht zurückstellen und dem Verband nicht mit breiter Brust begegnen, bleiben sie zweiter Sieger. Die Hauptprobleme bleiben die völlig beschissene Aufstiegsregelung und die Nichtbeteiligung an TV-Geldern.
Wie könnte man als Viertligist profitieren?
Wir werden häufig von Privat- und Öffentlich-Rechtlich-TV übertragen und bekommen dafür noppes. Das muss sich ändern. Ist doch einsehbar, oder? In den oberen Etagen werden Millionen bis Milliarden ausgeschüttet. Wenn da jeder Krösus mal ein bisschen aus dem Beutel fallen ließe, wäre allen sehr geholfen.
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Man könnte jetzt sagen, dass die Oberhausener ja doch immer nur über fehlendes Geld stöhnen.
Tun wir auch, weil es ja so ist. Aber man kann uns nicht vorwerfen, wir würden nichts versuchen. Unsere Hausaufgaben haben wir gemacht: Wir hatten bis zu Corona unser Haus nahezu schuldenfrei geführt. Wir haben ein anerkanntes Nachwuchsleistungszentrum mit einer U19 auf sicherem Platz in der stärksten Bundesliga Deutschlands. Wir haben einen stabilen Unterbau und belegen in der Regionalliga einen vorderen Platz, sind nicht abgeschlagen.
Unsere Fans verhalten sich vorbildlich, unser Stadion ist klasse. Wir erfüllen alle Auflagen, falls es welche gibt. Manchmal denke ich, wir sind zu brav, zu lieb, zu anständig! So’n bisschen Skandalnudel wäre vielleicht mal wieder ganz gut, für Wohlverhalten scheint es ja nichts zu geben.
„Fans sind vorbildlich, unser Stadion ist klasse“
Aus dem Ebertbad gab es in den letzten Wochen ähnliche Töne.
Wir wollen ja eigentlich gute Laune mit etwas Hintersinn verbreiten, aber ohne Publikum hast du auch anderes im Kopf als Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. Da geht es um Mäuse, fehlende Mäuse. Wobei ich sagen muss: Die Aktionen, mit Geistertickets und dergleichen, die wir für den Verein wie für das Ebertbad gestartet haben, sind überragend gelaufen. Da kann ich mich bei den Leuten, die uns unterstützen, nur bedanken. In unserer kleinen armen Stadt ist das überragend! Das gibt Kraft und Mut zum Weitermachen.
An Kraft und Mut wird es weiterhin nicht fehlen?
Nein, nur am Geld etwas, aber das kennen wir ja. Leicht kann jeder, wir können schwer. Ich bin übrigens auch fest davon überzeugt, dass sich das, was wir hier leisten, rumspricht. Mich hat der Satz, mit dem sich Jannick Löhden kürzlich nach Köln verabschiedet hat, sehr berührt: Es war mir eine Ehre, hat er gesagt. Uns im Verein und Vorstand ist es eine Ehre, für die Menschen hier was auf die Beine zu stellen. Wir bleiben am Ball!
Die Fragen stellte Gustav Wentz