Oberhausen. Tim Hermes verlässt RWO nach fünf Jahren gesundheitsbedingt. Der 29-Jährige blickt auf eine emotionale Zeit zurück und plant seine Zukunft.
Es war vielleicht der Gänsehaut-Moment dieser RWO-Saison: Am 24. Spieltag beim Stand von 1:1 traf der zuvor neun Monate verletzungsbedingt fehlende Tim Hermes gegen den SV Bergisch Gladbach bei seinem Comeback zwei Minuten vor dem Abpfiff zum erlösenden Sieg. „Da steht der mit seinem rechten Fuß, mit dem der eigentlich nichts kann, genau richtig und versenkt das Ding. Einfach unglaublich“, war auch Christian März nach Spielende begeistert über das Traum-Comeback seines Mitspielers. Doch wie März wird auch Tim Hermes die Kleeblätter verlassen. Eine Entscheidung, die dem 29-Jährigen nicht leicht gefallen ist.
„Ich hatte mir bereits während meiner langen Verletzungspause immer wieder Gedanken gemacht, was ich nach dem Fußball beruflich machen möchte. Schließlich hat man als Regionalliga-Kicker nach dem Karriere-Ende nicht ausgesorgt“, sagt der Linksverteidiger, der die vergangenen Jahre wegen eines Rückenleidens und einer hartnäckigen Schambeinentzündung immer wieder Rückschläge verkraften musste. „Klar hatte ich zuletzt ein Comeback geschafft, doch ich habe auf dem Rasen und im Training immer Schmerzen gehabt.“
Jetzt will Hermes aber auf seinen Körper hören
Gerade weil bei RWO mit sechs bis sieben Mal Training pro Woche quasi Profibedingungen vorherrschen, kamen dem Abwehrmann immer größere Zweifel. „Dass ich eigentlich keinen Fußballerkörper habe, das hat mir der Arzt schon mit 19 Jahren gesagt. Doch ich wollte mich immer durchbeißen, weil ich den Fußball so liebe.“
Jetzt will Hermes aber auf seinen Körper hören und hat sich deshalb für das Ende bei RWO nach fünf Jahren entschieden. „In den Gesprächen mit Patrick Bauder wurde klar, dass man gerne mit mir verlängert hätte. Doch letztlich macht es keinen Sinn mehr. Irgendwann möchte ich auch Kinder haben und mit ihnen mithalten.“
„Vielleicht werde ich dort dann als Spielertrainer fungieren“
Ganz entsagen möchte Hermes dem Fußball aber nicht. „Ich will schon noch weiterspielen. Aber eben einige Klassen tiefer.“ Anfang 2019 hat er das Traineramt beim Kreisligisten Blau-Weiß Alstedde in seiner Heimatstadt Lünen von seinem Vater übernommen. „Vielleicht werde ich dort dann als Spielertrainer fungieren und mir die Anweisungen quasi selber geben“, sagt Hermes mit einem Lachen, der über die B-Lizenz verfügt und über eine Ausbildung als Immobilienkaufmann nachdenkt. Und vielleicht ist in Zukunft fußballerisch auch noch mehr möglich. „Mein Traum ist es schon, auch wieder im höheren Fußballbereich eine Position einzunehmen. Welche das genau sein wird, wird die Zeit zeigen.“
Was seine RWO-Zeit betrifft, blickt Tim Hermes ausschließlich positiv zurück. „Das war eine wunderschöne Zeit mit tollen Mitspielern, geilen Fans und einem starken Umfeld. Ich habe mich in Oberhausen immer sehr wohlgefühlt.“
„Das muss sich jetzt erstmal wieder finden“
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Besonderes Highlight war für Hermes dabei ohne Frage der Gewinn des Niederrheinpokals 2018 durch ein 2:1 im Finale gegen den Lokalrivalen Rot-Weiss Essen, für den er selbst zwei Jahre das Trikot trug. Dass dagegen der erhoffte Aufstieg in die 3. Liga nicht gelang, nimmt der Blondschopf sportlich fair. „Natürlich ärgert das einen schon, aber ich denke, wir haben als Team immer das Maximum aus uns rausgeholt. Manchmal reicht das aber nicht für den ganz großen Coup.“
Dass RWO nicht nur durch seinen Abgang vor einem großen Umbruch steht, ist Hermes bewusst. „Mit Jannik Löhden und mir gehen sicherlich zwei starke Persönlichkeiten weg, die auch mal lauter in der Kabine geworden sind. Das muss sich jetzt erstmal wieder finden.“
Somit kann sich Hermes durchaus vorstellen, dass die kommende Saison, wann immer sie auch letztlich starten wird, für die Rot-Weißen zum Übergangsjahr werden könnte. „Aber das sehe ich überhaupt nicht negativ, sondern gerade auch mit dem neuen Trainer Dimi Pappas als Chance, sich langsam zu finden. RWO schafft das schon.“