Oberhausen. . Der ehemalige RWO-Kapitän hat nach seinem Karriereende eine Weiterbildung zum Erzieher angefangen. Ein wichtiger Schritt für die Zukunft.

Im fortgeschrittenen Alter kommt jeder Fußballer, ob Profi oder Amateur, an den Punkt, wo er sich fragt, was er nach seiner Spielerlaufbahn machen soll. Bleibt er dem Fußball treu und entscheidet sich für eine Trainerkarriere? Oder beschließt er, eine andere berufliche Alternative in Angriff zu nehmen? Auch der langjährige Kapitän von Rot-Weiß Oberhausen, Benjamin Weigelt, stand vor genau dieser wichtigen Entscheidung. Am Ende hat sich der 35-Jährige für eine Lösung entschieden, in der er zwar einen neuen beruflichen Weg einschlägt, ohne dabei jedoch seiner Leidenschaft Fußball zu entsagen: Er macht eine Umschulung zum Erzieher und fungiert daneben als Co-Trainer für die U-19-Mannschaft von RWO.

Für Weigelt ist diese Verbindung die perfekte Möglichkeit, genau das zu seinem Beruf zu machen, was ihn schon immer interessiert hat: „In der Ausbildung wird Wissen vermittelt, das ich nicht nur für den Beruf als Erzieher brauche. Psychologie und Persönlichkeitsentwicklung haben mich immer schon fasziniert. Genau da sehe ich die Verbindung zum Fußball, da Jugendarbeit von entscheidender Bedeutung ist. Mit einer fundamentalen Ausbildung kann man noch individueller auf die Jungs eingehen.“

Viele Gespräche, Tests und Seminare

Ob Weigelt die richtigen Schlüsse aus dem Ende seiner Spielerkarriere gezogen hat, war zu Beginn des letzten Jahres für ihn selbst noch nicht absehbar. Denn vor der Suche gab es durchaus Zweifel. „Ich hatte schon ein bisschen Angst davor aufzuhören. Aber ich bin in einem Alter, wo mir klar war, das es jetzt so langsam nicht mehr geht.“

Neben vielen Gesprächen, Tests und Seminaren war es auch der Austausch mit RWO-Präsident Hajo Sommers, der Weigelt vieles klar machte: „Ich hatte oft die Vorstellung, einfach nur mitzuschwimmen und irgendwie durchzukommen. Da hat mir Hajo klar gesagt, dass ich erstmal für mich selbst wissen muss, was ich eigentlich will, um eine Entscheidung zu fällen.“ Letztlich münzte Weigelt diese Erkenntnis in eine dreijährige Umschulung zum Erzieher um. „Ich wollte unbedingt etwas machen, wo ich direkt mit Menschen zusammen arbeiten kann.“

Benjamin Weigelt machte im Heimspiel gegen Rödinghausen am 20. Mai 2017 sein letztes Spiel für die Kleeblätter.
Benjamin Weigelt machte im Heimspiel gegen Rödinghausen am 20. Mai 2017 sein letztes Spiel für die Kleeblätter. © Kerstin Bögeholz

Auch als Co-Trainer der U 19 von RWO aktiv

Neben seiner Ausbildung fungiert Weigelt als Co-Trainer der U 19 von RWO. Bereits letzte Saison hatte er die U 15 der Kleeblätter trainiert. Nun arbeitet er mit Dimitrios Pappas erfolgreich in der A-Junioren-Bundesliga. Auch da will Weigelt den Jungs neben dem Fußball als Bezugsperson für ihr weiteres Leben mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Es geht nicht nur darum, ihnen klar zu machen, wie wichtig dieses Jahr für ihre fußballerische Entwicklung ist. Es geht auch darum, sich voll auf die Schule zu konzentrieren und nicht einer Sache mehr Aufmerksamkeit zu schenken als der anderen.“

Pappas weiß die Qualitäten und Erfahrungen seines Trainerkollegen zu schätzen und sieht in der Zusammenarbeit die Grundlage für den bisher guten Saisonverlauf der Junioren: „Wir sind beide auf dem Platz Führungsspieler gewesen und das passt jetzt beim Coaching einfach gut zusammen. Schließlich will jeder von uns das Beste für die Mannschaft. Und es macht mehr Spaß, wenn gegenseitiges Vertrauen da ist.“

Stolz auf das bisher Erreichte

Was Weigelt am meisten aus seiner Fußballerzeit vermisst, ist übrigens das Gefühl, auf dem Rasen zu stehen. Deswegen ist er mindestens zweimal die Woche mit der U 19 auf dem Platz und trainiert mit. Nicht nur um sich selbst fit zu halten. „Es ist etwas anderes, wenn ich mitten auf dem Platz bin und den Spielern was zurufe, als wenn ich das von außen mache. Die Jungs können viel schneller reagieren und es entsprechend verwerten“, erklärt Weigelt.

Mittlerweile liegt bereits mehr als ein halbes Jahr der dreijährigen Ausbildung hinter Weigelt. Er ist stolz auf das, was er bisher geschafft hat. Schließlich war das für ihn alles andere als ein Selbstläufer. „Wo ich am Anfang des letzten Jahres stand und wo ich jetzt bin, dass ist für mich schon ein Quantensprung. Mir ist klar geworden, dass man auf sich selbst hören muss und nicht auf das, was andere von dir erwarten. Fußball ist nicht alles, das habe ich besonders im letzten Jahr gemerkt.“

INFO: Für Mainz 05 in der Bundesliga aktiv

In seiner knapp 16-jährigen Profikarriere erlebte Benjamin Weigelt viele Hochs und Tiefs. Der gebürtige Bocholter begann seine Profilaufbahn einst bei Rot-Weiß Essen, bevor er zu Bundesligist Mainz 05 wechselte. Dort avancierte er unter Trainer Jürgen Klopp zum Stammspieler. Nach wechselhaften Stationen in Aachen, Kaiserslautern, St. Pauli und Wiesbaden fand er 2011 mit RWO eine nicht nur sportlich neue Heimat.